
Model Lauren Wasser wird manchmal auch «die Frau mit den goldenen Beinen» genannt.
Instagram/theimpossiblemuseModel mit ProthesenLauren Wasser mischt gerade die Fashionwelt auf
US-Amerikanerin Lauren Wasser (34) läuft mit goldenen Prothesen über den Laufsteg. Das Model hat wegen des Toxischen Schocksyndroms beide Beine verloren und ist bei grossen Marken gefragt.
Vor wenigen Tagen war Lauren Wasser an der Cruise-Show von Louis Vuitton das Model, das die Runway-Show beenden durfte: Lauren trägt ihre Haare im Sleek-Look zu einem engen Dutt nach hinten gekämmt, dazu einen Metallic-Mantel und silberne Bermuda-Shorts, die ihre goldenen Prothesen perfekt in Szene setzen.
Nicht nur vom Laufsteg des französischen Modehauses, sondern auch von der Lacoste-Kampagne …
… und vom Cover der französischen «Elle» glänzen Lauren Wassers Beine.
Eine der Prothesen gehört seit fast zehn Jahren zum Leben des Models: Im Oktober 2012 erleidet Lauren Wasser mit 24 Jahren das Toxische Schocksyndrom und verliert daraufhin ihr rechtes Bein.
Toxisches Schocksyndrom
Knapp am Tod vorbei
Angefangen habe alles mit einem Unwohlsein und einem leichten Krankheitsgefühl. Um sich auszukurieren, legt sich die damals 24-Jährige schlafen. Wenige Stunden später wird Lauren mit Blaulicht ins Spital eingeliefert: Ihre inneren Organe versagen bereits und sie erleidet einen schweren Herzinfarkt. Ein Infektionsspezialist sieht nach, ob Lauren einen Tampon trägt. Das Labor bestätigt: Toxisches Schocksyndrom.
Schliesslich gerät Lauren in einen potenziell tödlichen Zustand, der eintritt, wenn die Blutzufuhr zu einem grossen Bereich des Gewebes unterbrochen wird. Sie spürt starke Schmerzen an Händen und Füssen. Die Ärzte sagen ihrer Mutter, sie solle schon einmal ihren Sarg vorbereiten. Wider aller Erwartungen überlebt Lauren, doch ihr rechtes Bein muss amputiert werden.
Für Lauren, die eine Model-Karriere anstrebte, scheint ihr Leben vorbei. «Ich wollte mich umbringen, als ich nach Hause gekommen bin», sagt das Model über seine Zeit nach der Amputation zu «Vice». «Plötzlich habe ich kein Bein mehr, sitze im Rollstuhl, ich habe nur noch einen halben Fuss und kann nicht einmal mehr auf die Toilette gehen. Ich hatte das Gefühl, dass diese vier Wände mein Gefängnis waren.»
Durch Fotos zurück ins Leben
Erst versucht Lauren, ihr amputiertes Bein zu verhüllen: «Ich habe mich bei 37 Grad in Kapuzenpullis und Sweatshirts versteckt und habe mir die grösste Mühe gegeben, nicht zu hinken. Ich wollte nicht, dass jemand merkt, dass ich nur ein Bein habe», sagt das Model zu «People». Der Wendepunkt kommt für Lauren, als eine alte Bekannte, die Fotografin Jenny Romero, mit ihr Kontakt aufnimmt.
Romero beginnt, Laurens Erholungsprozess zu dokumentieren. «Ihre Fotografien haben mir gezeigt, dass ich nicht so bin, wie ich mich wahrnehme. Ich habe mich gehasst.» Drei Jahre nach der Amputation beginnt Lauren wieder zu modeln.
Lauren verliert das zweite Bein
2019 muss das Model aufgrund der starken Schmerzen, die mit dem Toxischen Schocksyndrom zusammenhängen, auch sein linkes Bein amputieren. «Ich konnte keine Absätze tragen und nur etwa 20 Minuten gehen. Das ist kein Leben», so das Model zu «People». Doch dieses Mal habe sie sich für die Operation bereit gefühlt.
Von da an geht Lauren mit zwei Goldprothesen und wird in der Modewelt immer erfolgreicher: 2019 läuft sie für Rihannas Marke Savage x Fenty neben Bella Hadid.
Inzwischen modelt die 34-Jährige für Luxusmarken wie Balenciaga …
… und Vetements.
Auch für Kampagnen wie von Hublot …
… und für Fotostrecken der «Vogue Japan» wird das Model rege gebucht.
Sie liebe es, ihre Geschichte zu erzählen, sagt sie zum Onlinemagazin «Refinery 29». «Jetzt, da ich meine neuen goldenen Beine habe, kann ich dieser eindimensionalen Welt etwas geben, was es noch nie gegeben hat», so ihr Fazit zur Modeindustrie. Für ihre goldenen Beine hat sie inzwischen sogar eine extra Prothese mit Absatzschuhen.
Obwohl Lauren inzwischen einen Weg für sich gefunden hat, glaubt sie, dass alles anders gewesen wäre, hätte sie ihre Beine früher verloren. «Ich denke, der Zeitpunkt ist entscheidend. Vor zehn Jahren wäre ich nicht angenommen worden», so Wasser. «Wir sind noch nicht ganz so weit – aber es bewegt sich in eine Richtung, in der die Branche noch nie zuvor war», ergänzt das Model. «Türen, die früher fest zugenagelt waren, öffnen sich nun langsam.»
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