Reptilienbörse in Lausen BL sorgt für Protest.

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Lausen BL«Das ist eine unglaubliche Stresssituation für die Tiere»

Im Baselbiet fand am Sonntag eine Reptilienbörse statt. Schlangenzüchter und Echsenfans trafen dort auf Tierschützer, die solche Veranstaltungen verbieten wollen.

In Lausen BL wurde am Wochenende die Baselbieter Reptilienbörse veranstaltet.
Tierschützer protestierten gegen den Handel von Reptilien, Amphibien und anderen Tieren.
An der Börse wurde unter anderem mit Boas, Fröschen und Skorpionen gehandelt.
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In Lausen BL wurde am Wochenende die Baselbieter Reptilienbörse veranstaltet.

20min/Jonas Gut

Darum gehts

  • In Lausen, Kanton Basel-Landschaft, fand am Sonntag eine Reptilienbörse statt.

  • An der Börse wurden Reptilien, Amphibien und andere Tiere sowie Zubehör verkauft.

  • Tierschützer und Tierschützerinnen protestierten vor dem Gelände gegen die Veranstaltung.

In Lausen im Kanton Basel-Landschaft fand am Sonntag die Baselbieter Reptilienbörse, kurz BBRB, statt. In der Mehrzweckhalle Stutz trafen sich Hunderte von Reptilienhaltern und Amphibien- und Spinnenfans. Draussen vor dem Gelände stand eine Gruppe von Tierschützerinnen und Aktivisten, um gegen den Handel von exotischen Tieren zu protestieren.

«Tiere sind keine Ware»

Zu kaufen gibt es an der Reptilienbörse so einiges: Boas, Tropenfrösche und Bartagamen, aber auch Skorpione und Vogelspinnen. Dazu auch noch jegliches Zubehör. Olivier Bieli von Basel Animal Save will dem Ganzen jedoch ein Ende setzen. «Tiere sind keine Ware, man sollte nicht gegen ihren Willen mit ihnen handeln dürfen», erklärt er.

Den Tierschützern und Tierschützerinnen zufolge solle man Tiere nicht wie Waren behandeln.

Den Tierschützern und Tierschützerinnen zufolge solle man Tiere nicht wie Waren behandeln.

20min/Jonas Gut

Für die Börse wurden über siebentausend Tiere nach Lausen transportiert. «Die Faszination für die Tiere kann ich eins zu eins nachvollziehen», sagt Bieli. Das Gefühl solle man jedoch anders befriedigen, etwa mit einem Spaziergang in der Natur. «Indem wir so ein Tier zu Hause haben, wollen wir ein egoistisches Bedürfnis befriedigen», sagt der Tierschützer weiter. Dass es artgerechte und schöne Anlagen zur Haltung solcher Tiere gebe, will Bieli nicht abstreiten, «dass es jedoch die meisten oder gar alle sind, ist klar zu bezweifeln».

Problematik der Reptilienbörse

An der BBRB habe Bieli und seine Mitstreitenden letztes Jahr Korallenfingerfrösche aus Neuguinea dokumentiert. Diese Tiere seien häufig nicht herangezüchtet, sondern sogenannte Wildfänge, speziell für den Handel gefangene Tiere.

Bedenklich sei laut Olivier Bieli, dass man nicht wisse, wie viele dieser Tiere im Transport oder beim Einfangen tatsächlich sterben würden. Rund 70 Prozent aller Wildfänge würden jedoch bereits innerhalb des ersten Jahres nach dem Kauf sterben. Für Bieli sei das «legalisierte Wilderei», denn es sei unmöglich zu kontrollieren, wie es beim Fangen zu und her gehe.

Das Hauptanliegen der Protestierenden: das Verbieten aller Tierbörsen und -messen in der Schweiz. Für die Tiere sei es im Normalfall eine unglaubliche Stresssituation, im schlimmsten Fall würden sogar Krankheiten zwischen den Tieren übertragen werden.

Eine Börse stelle laut Tierschützer Olivier Bieli eine enorme Stresssituation dar.

Eine Börse stelle laut Tierschützer Olivier Bieli eine enorme Stresssituation dar.

20min/Jonas Gut

Betroffen von diesem Verbot wäre Markus Borer, der Veranstalter der BBRB. Schon früh sei er an Amphibien und Reptilien interessiert gewesen. Angefangen habe es mit Fröschen und Juravipern in der Natur, später begann er, Kornnattern und sogar eine Boa Constrictor zu halten.

Vorurteile über Vorurteile

«Wer hält schon Schlangen oder Vogelspinnen? Die sind doch alle nicht normal oder haben psychische Probleme», solche Dinge hört Borer häufig. Wie die Tiere würde man auch als deren Halter in eine Schublade gesteckt. Diese Vorurteile wolle er mittels der Börse abbauen. Er wolle den Menschen auch zeigen, was denn für eine korrekte Haltung und Pflege eines Tieres alles gemacht werden müsse. «Ein schönes Terrarium ist eine gute Unterhaltung, wie ein Fernseher», sagt Borer. Für Körper und Geist sei das am Ende besser als der Bildschirm des Smartphones.

Wildfänge seien in der Schweiz und grossen Teilen Europas nicht zugelassen. Dass an seinem Event solche Tiere verkauft werden würden, bezweifle er also stark. «Jede Schlange kommt, wie etwa ein Auto, das man im Ausland kauft, mit einer Art Schein. Gewisse Tiere sind sogar gechipt, um nachvollziehen zu können, aus welcher Zucht sie stammen.» Einen Wildfang ohne Papiere könne man gar nicht vermarkten. «Das geschieht vielleicht auf dem Schwarzmarkt, im Internet oder auf dem Parkplatz, aber bestimmt nicht an meiner Börse», meint Borer.

Trotz Kontrollen: Tiere brauchen mehr Schutz

Für das Halten gewisser Tiere benötigt man eine Bewilligung. So etwa für gewisse Chamäleonarten. Das Veterinäramt führe in solchen Fällen auch Kontrollen durch, erklärt Olivier Bieli. Dass solche Tiere dann aber auch immer angemeldet werden würden, daran zweifelt Bieli. Es sei nicht machbar, all diese Kontrollen durchzuführen, um den Tieren den benötigten Schutz zu geben, deshalb müsse man den Handel verbieten. Dies würde die Leute Borers Meinung nach jedoch nur auf den Schwarzmarkt führen.

Es gebe sicher einige Leute, die Reptilien in nicht-artgerechter Haltung hätten, gibt Markus Borer zu. «Wie viele Hunde und Katzen werden denn jedes Jahr ausgesetzt? Man sollte eher da anfangen», meint er jedoch. Die Leute an seiner Börse hätten die gleiche Leidenschaft und Tierliebe wie er selbst. Dass sie alle Tierquäler seien, weist Borer ab.

Mit sogenannten Tiermessies habe er kein Mitleid. Als Veranstalter trage er die Verantwortung. Während der Messe stelle er sechs Personen an, die die Vorgaben überprüfen. Wenn Borer über einen Verstoss in Kenntnis gesetzt wird, gebe es für die ausstellende Person zwei Möglichkeiten, entweder passe sie sich an oder sie wird von der Börse ausgeschlossen. «Ich habe eine graue oder schwarze Liste; ist jemand nicht belehrbar, dann ist er hier am falschen Ort», sagt Borer.

Die Tierschützer und Veranstalter der Reptilienbörse zeigten sich zwar Dialogbereit, ihre Positionen sind aber letztlich unversöhnlich.

Die Tierschützer und Veranstalter der Reptilienbörse zeigten sich zwar Dialogbereit, ihre Positionen sind aber letztlich unversöhnlich.

20min/Jonas Gut

Seine Bewilligung hänge vom Befolgen der Vorschriften des Bundes und des Kantons ab. Seine Leidenschaft und die Börse würde er nicht aufs Spiel setzen.

Er selbst sei offen für eine Diskussion mit andersdenkenden Menschen, die andere Seite sei es seiner Erfahrung nach jedoch nicht. Borers Credo: «Leben und leben lassen». Für Olivier Bieli und seine Mitstreitenden gilt das Gleiche. Ihrer Ansicht nach solle man nun aber auch das Tier in Frieden leben lassen.

Hast du auch ein Terrarium zu Hause?

Du weisst von einem Tier in Not?

Hier findest du Hilfe:

Feuerwehr, Tel. 118 (Tierrettung)

Polizei, Tel. 117 (bei Wildtieren)

Tierrettungsdienst, Tel. 0800 211 222 (bei Notfällen)

Schweizerische Tiermeldezentrale, wenn ein Tier entlaufen/zugelaufen ist

Stiftung für das Tier im Recht, für rechtliche Fragen

GTRD, Grosstier-Rettungsdienst, Tel. 079 700 70 70 (Notruf)

Schweizerische Vogelwarte Sempach, für Fragen zu Wildvögeln, Tel. 041 462 97 00

Tierquälerei:

Meldung beim kantonalen Veterinäramt oder beim Schweizer Tierschutz (anonym möglich)

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