Lauterbrunnen BE«Es ist brutal, wie viele Leute hier waren»
Lauterbrunnen erlebte 2023 einen verrückten Tourismus-Sommer. 20 Minuten hat sich im weltweit bekannten Dorf im Berner Oberland umgehört.
Darum gehts
Die Gemeinde Lauterbrunnen BE schlägt Alarm und ermutigt alle, die Wohnraum besitzen, ihn an Einheimische zu vermieten.
Lauterbrunner erzählen gegenüber 20 Minuten, wie sie den Tourismus erleben.
Die Popularität von Lauterbrunnen in der Welt habe negative, aber auch positive Seiten.
Dass man kaum etwas zum Wohnen findet, sei aber ein grosses Problem.
Der Tourismus-Hotspot Lauterbrunnen schlägt Alarm wegen Overtourism: Die Infrastruktur ist laut Gemeinderat überlastet, Übernachtungsmöglichkeiten sind regelmässig ausgebucht. Und für die Bevölkerung ist der Wohnraum kaum mehr bezahlbar, weil viele Wohnungen verkauft und zu Zweitwohnungen gemacht oder auf Airbnb vermietet werden.
20 Minuten hat sich in Lauterbrunnen unter Einheimischen umgehört. «Diesen Juli und August war es brutal, wie viele Leute hier waren. Wenn man bei uns aus der Werkstatt schaut, ist das Trottoir einfach voll. Es ist ein Gedränge in unserem Dorf», sagt Rasmus Imboden, der im Velogeschäft arbeitet.
«Unsere Äpfel wurden ständig gestohlen»
«Wir mussten zu Hause den ganzen Garten umzäunen und Hecken pflanzen, damit nicht ständig unsere Äpfel gestohlen werden», sagt der 19-Jährige. «Und wenn man mal weg will, kommt man fast nicht vorwärts. Ich hatte teilweise schon eine Stunde nach Interlaken, weil alles so überlaufen ist. Eigentlich sind das nicht einmal 15 Kilometer.»
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«Sie finden es wahnsinnig schön hier»
Imboden macht aber auch positive Erfahrungen mit Touristinnen und Touristen. «Sie finden es in Lauterbrunnen so wahnsinnig schön, dass sie es kaum glauben können, wenn ich ihnen sage, dass ich hier wohne», sagt er.
Lauterbrunnen gilt als Ort, der J.R.R Tolkien zu Bruchtal (engl. Rivendell) in seinem Fantasy-Epos «Herr der Ringe» inspiriert hat, und ist darum weltbekannt. In den vergangenen Jahren wurde der Ort im Berner Oberland zudem durch soziale Medien noch populärer.
Schwierige Wohnsituation
«Es sind sehr viele Touristen hier und dadurch wird es auch schnell stressig. Aber es ist unterschiedlich, an einigen Tagen ist es kein Problem, dann ist es wieder ziemlich extrem», sagt M.F.* zu 20 Minuten. Der 24-Jährige arbeitet in einem Restaurant in Lauterbrunnen. «Beim Einkaufen ist es manchmal auffallend, morgens und am Mittag muss man teilweise bis zu 20 Minuten an der Kasse anstehen. Das sind mir dann schon zu viele Leute», sagt er.
Und zur Wohnsituation: «Ich habe glücklicherweise selber etwas gefunden, aber es ist schon sehr, sehr schwierig. Es gibt fast keinen Platz», sagt M.F. «Die Leute leben schon seit längerer Zeit in einem Hotelzimmer, das finde ich ein bisschen komisch.»
«Generell sehe ich Tourismus als etwas Gutes für das Dorf»
«Man merkt, dass die Leute etwas aufgeregt sind, vor allem Einheimische, dass es so viele Leute hier hat», sagt C.H.*, der ein Praktikum im Tourismus-Büro macht, zu 20 Minuten. «Das ist im Sommer auch so. Langsam merkt man aber auch, wie es wieder etwas weniger wird. Generell sehe ich den Tourismus aber als etwas Gutes für das Dorf an», sagt er.
Einkaufen könne man auch ausserhalb der Stosszeiten, dann müsse man nicht anstehen. Probleme sieht er aber auch am Wohnungsmarkt: «Ich wohne im Haus meiner Eltern, von dem her bin ich davon nicht betroffen. Aber es stimmt schon, es ist generell schwierig, etwas zum Wohnen zu finden. Dort, wo ich wohne, ist rundherum fast alles auf Airbnb.»
* Name der Redaktion bekannt.

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