«Leben zu retten ist das Beste, was man tun kann»

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Einsatz auf dem Rhein«Leben zu retten ist das Beste, was man tun kann»

Die Berufsfeuerwehr Basel ist mit zwei Schiffen auf dem Rhein unterwegs. Feuer muss Kapitän Markus Luginbühl selten löschen, in Seenot geratene Rheinschwimmer retten aber öfter.

von
lha
Das Feuerlöschboot Christophorus an seinem Liegeplatz unterhalb der Basler Schifflände.
Kapitän des Schiffes ist Markus Luginbühl. Der 59-Jährige steuert die Christophorus schon seit 15 Jahren und stand einst auf der Brücke eines Öltankers auf dem Rhein.
Die imposante Ausstattung des Schiffes lässt sich in der Kommandozentrale bedienen.
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Das Feuerlöschboot Christophorus an seinem Liegeplatz unterhalb der Basler Schifflände.

20 Minuten/lha

Am 25. Juni fing der Motor eines Boots beim Auslaufen aus dem Jachthafen Weil am Rhein (D) Feuer. Fünf Minuten nachdem der Alarm bei der Berufsfeuerwehr Basel eingegangen war, startete Markus Luginbühl die beiden 630 PS starken Motoren der Christophorus. Die Besatzung des Basler Feuerlöschboots konnte das brennende Boot wenige Minuten später löschen. Solche Einsätze sind für Luginbühl und die vier anderen Schiffsführer der Basler Berufsfeuerwehr allerdings selten.

Die beiden Feuerlöschboote Christophorus und Fürio kommen im Jahr auf rund 60 Einsatzfahrten. «Brände geben die wenigsten Einsätze», sagt Luginbühl. Nur ein bis zwei Mal im Jahr gibt es Einsätze wegen der Grossschifffahrt. Meistens werden sie wegen Zwischenfällen mit Jachten und zur Wasserrettung aufgeboten. Luginbühl hat schon viele Dramen auf dem Rhein miterlebt. Es sind Erlebnisse, die unter die Haut gehen.

Die Lebensretter auf dem Rhein

«In meinen 15 Jahren als Kapitän bei der Berufsfeuerwehr konnte ich zwei Leben retten», erzählt der 59-Jährige. «Wenn du ein Menschenleben retten kannst, ist das das Beste, was man tun kann.» Jedes Jahr ziehen die Rettungsboote der Berufsfeuerwehr drei bis vier Menschen in in akuter Lebensgefahr aus dem Rhein. Luginbühl rettete vor drei Jahren eine junge Frau in letzter Minute: «Sie blieb mit ihren Haaren an einer Boje hängen und wurde nach unten gezogen. Wir waren zum Glück in der Nähe. Eine Minute später wäre sie tot gewesen.»

Nicht immer gelingt eine Rettung: Wenn einer abtauche, sei es meistens zu spät. Er sah auch schon die Hand eines Schwimmers nur fünf Meter von ihm entfernt untergehen. Luginbühl sprang hinterher – vergebens. Der Rhein ist trüb – erwischt man den Körper beim ersten Versuch nicht, ist oft nichts mehr zu machen.

Luginbühl, ein Berner, aufgewachsen am See und passionierter Aare-Schwimmer, sagt, dass viele den Rhein unterschätzen, weil er so gemächlich durch die Stadt zieht. In der Aare passiert weniger. «Wer dort hinein springt, weiss dass er ein guter Schwimmer ist.» Im Rhein hingegen geraten regelmässig Schwimmer in Panik oder bekommen Krämpfe.

Gefahrenherd Hotelschiffe

Das grösste Gefahrenpotential im Rhein ortet Luginbühl aber nicht bei den Schwimmern, sondern bei den Hotelschiffen, von denen während Messen zuweilen bis zu 16 Stück dicht an dicht vor Anker gehen. «Wenn da mal etwas passiert», raunt er – etwa wenn Panik bei den Leuten ausbreche. «Zu Schiff ist alles viel enger als auf dem Land.» Die Christophorus wäre gerüstet für einen solchen Fall. Das 30 Meter lange Schiff kann 12'840 Liter Wasser pro Minute pumpen.

Innert fünf Minuten können bis zu zwölf Mann an Bord sein. Alle Angehörigen der Basler Berufsfeuerwehr haben eine nautische Schulung durchlaufen, damit sie auch vom Wasser aus operieren können. Rund 20 wurden zudem als Maschinisten ausgebildet – Kapitän kann aber nicht jeder werden.

Das Schiff überdauert seinen Kapitän

Dazu muss man wie Markus Luginbühl das Patent in der Grossschifffahrt machen. Seine ersten neun Berufsjahre verbrachte er auf einem Tanker auf dem Rhein, danach trat er in die Berufsfeuerwehr Bern ein. Wegen der Familie. 18 Jahre lang, davon zehn in der Luft als Rettungshelfer bei Einsätzen der Rega. Danach zog es ihn nach Basel, zurück ins Wasser.

Den Ruhestand wird Luginbühl allerdings noch lange vor der Christophorus erreichen. Mit 44 Dienstjahren ist das Schiff noch lange nicht am Ende seiner Lebensdauer. «Das kann nochmal 40 Jahre halten», sagt Luginbühl. Sofern es sein Nachfolger dereinst so gewissenhaft instand hält wie er.

Bei einer Demonstrationsfahrt beim Dreiländereck im Mai zeigt die Christophorus ihr Können. (Video: Youtube/BlaulichtBasel)

Basler Löschboote in der Schweiz einzigartig

Die Basler Berufsfeuerwehr ist die einzige Löschorganisation der Schweiz, die Feuerlöschboote betreibt. Streng genommen ist es nur eines, nämlich die Christophorus. Deren Zwilling Fürio ankert oberhalb der Schleuse in Birsfelden und ist im Besitz der Baselbieter. Betrieben wird es aber auch von der Basler Berufsfeuerwehr. Beide Schiffe wurden 1971 bei der Schiffswerft Mainz-Mombach für je 2,3 Millionen Franken bestellt und 1973 in Betrieb genommen. Die beiden Löschboote sind auf dem Rhein für das Gebiet zwischen Rheinfelden bis zur Schleuse Kembs (F) verantwortlich. Bei Grossereignissen kann die Christophorus aber auch bis nach Mulhouse (F) beordert werden: Das nächste Feuerlöschboot rheinabwärts ist erst in Strassburg (F) stationiert.

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