CoronavirusLehrer haben Angst vor Coronavirus-Ansteckung
Lehrpersonen von obligatorischen Schulen werden zu wenig gut geschützt, kritisiert der Lehrerverband. Die Schliessung von Schulen soll nicht ausgeschlossen werden.
Das sagen Gymi-Schüler zu allfälligen «Pandemie-Ferien». (Video: C. Seemann / D. Krähenbühl)
Kinos, Clubs und Fitnesscenter bleiben zu, Sportveranstaltungen werden gestrichen und Gymischüler und Studenten bleiben zu Hause: Das Tessin greift im Kampf gegen das Coronavirus rigoros durch. Auch andere Kantone werden solche Massnahmen wohl anwenden, schrieb am Donnerstag das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Twitter.
Dass der Betrieb in dieser Situation auf Stufe Kindergarten, der Primarschule und Sek weiterläuft, wird vom Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) jetzt scharf kritisiert: «Je mehr Massnahmen man ergreift, desto weniger kann ich nachvollziehen, dass man nicht auch an die Lehrerinnen und Lehrer an den obligatorischen Schulen denkt», sagt Zentralpräsidentin Dagmar Rösler. «Wenn sich die Lage zuspitzt, muss man über eine Schliessung der obligatorischen Schulen nachdenken.»
«Wenig Beachtung» für Schutz von Lehrern
«Einige Lehrer und Lehrerinnen stehen kurz vor der Pensionierung, andere sind gesundheitlich angeschlagen und andere haben Familienmitglieder mit einem geschwächten Immunsystem zu Hause.» Der Schutz dieser Personengruppe werde bei den Pandemie-Massnahmen viel zu wenig beachtet, sagt Rösler. «Wir haben viele Anfragen von verunsicherten Lehrern – zu Recht.»
Schliesslich sei es in einem Klassenzimmer mit 20 Kindern fast unmöglich, konstant 2,5 Meter Abstand zwischen allen Personen einzuhalten. «Das weiss jeder, der Kinder hat», sagt Rösler. Der LCH werde am Montag zusammenkommen und geeignete Massnahmen formulieren.
«Lehrer müssen geschützt werden»
Von den lokalen Sektionen erfährt sie Unterstützung: «Schulschliessungen machen dann Sinn, wenn das Virus damit gebremst oder zumindest verlangsamt werden kann», sagt Stefan Wittwer vom Berner Lehrerverband Bildung Bern. Es sei wichtig, dass Lehrpersonen aus Risikogruppen, egal welcher Schulstufe, geschützt werden. «Darf sich eine Lehrperson aufgrund ihrer Vorerkrankung auf keinen Fall mit dem Coronavirus anstecken, muss sie selbstverständlich dem Unterricht fernbleiben können.»
Eine andere Weisung erhielten Baselbieter Lehrpersonen am Donnerstag. In einer kantonalen Leitlinie werden sie über den Umgang mit dem Coronavirus informiert. Darin steht, dass «Schul- und Arbeitspflicht auch für Angehörige von Risikogruppen uneingeschränkt gelten».
Dispens mit Arztzeugnis
Die kantonale Direktive sorgt bei Eltern von schulpflichtigen Kindern für Verärgerung. In einer Petition auf Change.org fordern sie die Schliessung von Spielgruppen, Kindergarten und Schulen, um weitere Infektionen zu vermeiden. Aus dem gleichen Grund haben mittlerweile auch die Tessiner Gemeinden Locarno und Lugano die Schulpflicht aufgehoben. Auch Italien und andere europäische Länder griffen bereits zu dieser Massnahme.
Das BAG verzichtete bisher auf eine Einstellung des Schulbetriebs. Man wolle nicht, dass Kinder von den Grosseltern betreut werden. Auf Anfrage schreibt das Bundesamt nur, dass «verschiedene Möglichkeiten» bestehen.