Feriensucht: Zu viel Fernweh kann problematisch werden

Musst du immer schon die nächsten Ferien planen, um glücklich zu sein? Zu viel Fernweh könnte ein Problem sein.

Musst du immer schon die nächsten Ferien planen, um glücklich zu sein? Zu viel Fernweh könnte ein Problem sein.

Pexels/Sergey Makashin
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Sucht nach FerienLeidest du ständig unter Fernweh? Das kann problematisch sein

Für viele Menschen sind Ferien eine Flucht aus der Realität. Doch wann wird ausgeprägtes Fernweh zum Problem? Eine Psychologin klärt auf.

Klar, auf die nächsten Ferien, die nächste Reise oder das Wochenende fiebern die meisten Menschen hin. Doch für manche sind Ferien in einer immer hektischer werdenden Welt quasi zum einzigen Zufluchtsort geworden. Kaum zu Hause angekommen, wird schon der nächste Flug gebucht. Doch warum entfliehen wir so gerne dem Alltag? Und kann das auch zu einer echten Sucht werden?

Wie fühlst du dich, wenn du von deinen Ferien nach Hause kommst?

«Die kurze Antwort ist: Ja, das ist möglich», sagt der Sozialpsychologe Dr. Michael Brein gegenüber «Condé Nast Traveler». Herauszufinden, woher eine Reisesucht kommt, sei aber kompliziert. Psychologin Dr. Hanne Horvath sieht einen Grund im ständigen Alltagsstress, dem viele Menschen ausgesetzt sind. «Die heutige Arbeitswelt ist geprägt von ständiger Erreichbarkeit, hohen Mobilitätsanforderungen und einem stetigen Vergleich mit anderen.»

Zu hoher Stress, dauernd erreichbar zu sein und der Vergleich mit anderen können uns auf Dauer erschöpfen und zu Antriebslosigkeit führen.

Zu hoher Stress, dauernd erreichbar zu sein und der Vergleich mit anderen können uns auf Dauer erschöpfen und zu Antriebslosigkeit führen.

Pexels/Nataliya Vaitkevich

Die damit verbundene Stressbelastung könne auf Dauer zu Erschöpfung, Schlafstörungen und Antriebslosigkeit führen, erklärt sie. «Ferien bieten uns die Chance, uns bewusst von den alltäglichen Belastungen zu lösen, Abstand und neue Perspektiven zu gewinnen», so Horvath.

Wann ständiges Fernweh zum Problem wird

Aber wann sollte man sich ernsthaft Sorgen machen? Nur für die Ferien oder die zwei Wochenendtage zu leben und sich zwischendurch elend zu fühlen, kann schliesslich nicht der Sinn des Lebens sein. «Es ist normal, dass wir immer mal wieder Stressphasen und Zeiten der Erschöpfung durchleben», führt Dr. Horvath aus.

Stress und Erschöpfung kennen wir alle, doch wenn diese Phasen überwiegen, ist das ein Alarmzeichen.

Stress und Erschöpfung kennen wir alle, doch wenn diese Phasen überwiegen, ist das ein Alarmzeichen.

Pexels/Andrea Piacquadio

«Wichtig ist, dass solche Phasen vorübergehen und die Zeiten, in denen wir unseren Job gerne machen oder uns wohlfühlen, überwiegen.» Halten ebenjene Phasen über einen längeren Zeitraum an, könnte das laut der Psychologin langfristig zu Erschöpfung oder Burn-out führen.

Wie du den Ferienblues vermeiden kannst

Wer von einer Reise nach Hause kommt, braucht aber oft einige Tage, um wieder im Alltag anzukommen, manche verfallen geradezu in einen richtigen Ferienblues. Dr. Horvath rät, die Rückkehr aus den Ferien vorher richtig zu planen: «Besser nicht erst am Sonntagabend nach Hause kommen, wenn man am Montagmorgen wieder zur Arbeit muss. Ein oder zwei zusätzliche Tage zwischen Rückkehr und Arbeitsbeginn ermöglichen eine entspannte Phase, in der man auspacken, Wäsche waschen und sich auf die Arbeit vorbereiten kann.»

Lieber hast du noch einen Tag Zeit für dich, bevor deine Ferien enden, statt riesigen Stress, weil du direkt wieder arbeiten musst.

Lieber hast du noch einen Tag Zeit für dich, bevor deine Ferien enden, statt riesigen Stress, weil du direkt wieder arbeiten musst.

Pexels/cottonbro studio

Zudem sei es hilfreich, vor den Ferien keine grossen To-dos liegenzulassen. «So vermeiden wir während unserer Auszeit ständige Gedanken über die anstehenden Aufgaben und können besser loslassen.» Generell ist es laut Dr. Horvath aber auch wichtig, kleine Rituale in den Alltag einzubauen, die Stress reduzieren – und sich so quasi jeden Tag ein bisschen Ferien beziehungsweise eine Auszeit zu gönnen.

Etwa alle vier Stunden solle man sich ein paar Minuten Zeit nehmen, um abzuschalten und zu entspannen. Eine einfache Atempause reiche aus. «Wer sich ganz bewusst diese kleinen Auszeiten gönnt, kann Stress reduzieren, zur Ruhe kommen und neue Energie tanken», so die Psychologin.

Was sind deine Tipps und Tricks gegen Fernweh?

(Spot on/lmz)

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