«Mann des Lochs»Letztes Mitglied eines unkontaktierten Amazonas-Stammes stirbt
Nachdem sein Stamm getötet wurde, lebte ein Mann jahrzehntelang allein im Amazonas-Regenwald und lehnte jegliche Kontaktaufnahmen ab. Nun wurde er tot aufgefunden.
Darum gehts
Ein Mann, der als der letzte seines Stammes galt und abgeschottet im Amazonas-Regenwald lebte, wurde tot aufgefunden, wie der «Guardian» berichtet. Er galt als der «isolierteste Mann der Welt» oder wurde auch «Mann des Lochs» genannt.
Mitte der Neunzigerjahre wurde Funai, die brasilianische Behörde zum Schutz der indigenen Bevölkerung im Land, erstmals auf den alleine im Amazonas-Regenwald lebenden Mann aufmerksam. Zahlreiche Versuche mit ihm in Kontakt zu treten, blieben erfolglos. Er stellte Fallen auf und schoss Pfeile auf jeden ab, der ihm zu nahe kam.
Restlicher Stamm soll mit Rattengift vergiftet worden sein
«Er vertraute niemandem, weil er viele traumatisierende Erfahrungen mit nicht-indigenen Menschen gemacht hatte», meint Marcelo dos Santos, ein pensionierter Forscher, der im Auftrag der Funai das Wohlergehen des Mannes überwachte. Dos Santos und andere Beamte hätten versucht, ihm Werkzeuge, Saatgut und Lebensmittel zu schenken, indem sie sie in seiner Nähe platzierten, doch sie seien immer abgewiesen worden.
Dos Santos glaubt, dass der Stamm Mitte der 1980er-Jahre vergiftet wurde. Illegale Viehzüchter hätten ihnen zunächst Zucker geschenkt und anschliessend Rattengift verabreicht, das alle ausser den «Mann des Lochs» getötet habe, so der «Guardian».
Sarah Shenker, die Kampagnenleiterin von «Survival international», einer globalen Bewegung für indigene Völker, sagte gegenüber dem «Guardian»: «Nachdem er grausame Massaker und Landinvasionen überlebt hatte, war die Ablehnung des Kontakts mit Aussenstehenden seine beste Chance zu überleben.»
Leiche in einer Hängematte gefunden
Den Namen «Mann des Lochs» habe er bekommen, weil er Löcher gegraben habe und diese als Versteck oder Falle nutzte. Nun fanden Funai-Beamte seine Leiche in einer Hängematte. Sie schätzen, dass der Mann ca. 60 Jahre alt war und sich auf seinen Tod vorbereitet hatte. Er hatte um seinen Körper herum bunte Federn gelegt.
«Er war der letzte seines Stammes, und das ist ein weiterer Stamm, der ausgelöscht wurde – nicht verschwunden, wie manche Leute sagen, es ist ein viel aktiverer und völkermörderischerer Prozess als das Verschwinden», sagt Sarah Shenker. Der Tod des Mannes bestürzt viele Aktivistinnen und Aktivisten, schreibt der «Guardian».
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