Lia (20) verkauft ihre «Jungfräulichkeit» für 800'000 Franken

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Für 800’000 FrankenLia (20) verkauft «Entjungferung», um Familie zu helfen

Fast eine Million Franken will Lia für ihre «Jungfräulichkeit»: Wir haben mit ihr über Gefühle, Geld und Gefahren gesprochen.

Ihr Name ist erfunden, das Angebot aber echt, sagt Lia: Um ihre Familie finanziell zu unterstützen , «verkauft» sie ihr erstes Mal Sex für 800’000 Franken.
«Warum soll ich meine Jungfräulichkeit nicht in Geld umwandeln? Schliesslich ist sie das Wertvollste, was ich habe», sagt Lia.
Die Jungfräulichkeit lässt sich medizinisch gesehen nicht eindeutig feststellen, sagt Gynäkologin Sibil Tschudi. Lia sagt dazu: «Der Kunde kann auch selbst nachschauen. Ich habe nichts zu verbergen.» (Symbolbild)
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Ihr Name ist erfunden, das Angebot aber echt, sagt Lia: Um ihre Familie finanziell zu unterstützen , «verkauft» sie ihr erstes Mal Sex für 800’000 Franken.

20min/Remo Schraner

Darum gehts

«Meine Familie hatte nie viel Geld. Als Kind musste ich auf vieles verzichten: Ich hatte nur einen Ball zum spielen und ich musste immer dieselben Kleider tragen», sagt Lia* (20) gegenüber 20 Minuten. Nun wolle sie ihre Familie finanziell unterstützen – indem sie im Internet ihre Jungfräulichkeit für 800’000 Franken zum Kauf anbietet. Die Idee habe sie, seit sie mit 16 Jahren zum ersten Mal davon gehört hat.

«Momentan lebe ich mit meinem Vater und mit meinem kleinen Bruder in einer Einzimmerwohnung. Mit dem Geld will ich uns ein Haus kaufen», sagt Lia. Zudem will sie 20 Prozent, also 160’000 Franken, spenden: «Damit will ich Kindern im Ausland neue Schulbücher kaufen.» Sie habe ein «kleines Helfersyndrom», sagt sie.

Die Geldsorgen ihrer Familie seien nicht der einzige Motivator für ihr Sex-Angebot: «Ich war noch nie verliebt; Sex hat sich für mich noch nie ergeben. Warum soll ich meine Jungfräulichkeit nicht in Geld umwandeln? Schliesslich ist meine Jungfräulichkeit das Wertvollste, was ich habe. Ich freue mich auf dieses coole Abenteuer.»

Lias Familie weiss nichts von ihrem Vorhaben. Wie sie ihnen erklären wird, woher die 800’000 Franken kommen, weiss sie noch nicht. «Da muss ich mir noch was überlegen», sagt Lia und lacht.

«Jungfräulichkeit lässt sich nicht nachweisen»

Sie spiele mit offenen Karten, sagt Lia und wenn der Kunde will, lasse sie ihre Jungfräulichkeit medizinisch attestieren – denn ihr Hymen, auch Jungfernhäutchen genannt, sei noch intakt. Das hätte ihr ihre Frauenärztin versichert.

Die Gynäkologin Sibil Tschudi sagt dazu: «Die Frage ist doch, was Jungfräulichkeit überhaupt bedeutet. Ob eine Frau je Geschlechtsverkehr hatte, kann nur sie selbst sagen. Medizinisch gesehen lässt sich das in den meisten Fällen nicht eindeutig feststellen.» Denn: «Das Hymen ist bei jeder Frau unterschiedlich geformt und entsprechend der Anatomie reisst es oder reisst es nicht beim ersten Mal. Die ‹Jungfräulichkeit› medizinisch zu attestieren, davon sollten sich Frauenärztinnen und -ärzte klar distanzieren», so Tschudin weiter. Lia sagt dazu: «Der Kunde kann auch selbst nachschauen. Ich habe nichts zu verbergen.»

Alles nur ein Marketing-Gag?

Vor zwei Wochen publizierte Lia ihr erstes Inserat auf mehreren Kleinanzeigen-Plattformen, wo es immer wieder gelöscht wurde. Inzwischen hat Lia eine eigene Website. «Ein Betreiber eines Schweizer Sexportals hat sich bei mir gemeldet und mir angeboten, kostenlos eine Website zu erstellen, sofern er darauf seine Werbung platzieren darf. Das fand ich natürlich super, so bleibt mein Inserat endlich online», so Lia. Gesehen habe sie den Betreiber noch nie. Der Kontakt läuft via Mail.

20 Minuten hat mit dem Seitenbetreiber* (33) gesprochen: Ist Lias Angebot nur ein Marketing-Gag des Sexportals? «Natürlich wollen wir Profit aus Lias Angebot und ihrer Medienpräsenz schlagen», sagt der Betreiber gegenüber 20 Minuten. Ob Lias Angebot echt ist und ob sie bereits volljährig ist (Anm. d. Red.: 20 Minuten hat Lias Alter überprüft.), wisse er nicht. «Wir übernehmen keine Haftung für den Inhalt der Seiten, die wir erstellen», sagt der 33-Jährige, der zusammen mit seiner Mutter und seiner Frau mehrere Websites in der Erotikbranche betreibt und Amateuren und Amateurinnen sowie professionellen Pornodarstellerinnen und -darstellern zu mehr Bekanntheit verhelfen will.

Angst vor den Vorurteilen

Eine Zukunft als Pornodarstellerin oder Sexarbeiterin – eine Option für Lia? «Eher nicht», sagt sie. Zurzeit warte sie noch auf ein seriöses Angebot für ihr erstes Mal. Bisher hätten sich lediglich neugierige Männer ohne konkrete Kaufabsichten gemeldet.

Angst, dass etwas schiefgehen könnte, hat Lia nicht. «Ich werde den Mann sorgfältig auswählen. Vielleicht werde ich drei, vier Kandidaten zuerst ein paar Mal treffen, an einem öffentlichen Ort, und mich erst dann für einen entscheiden.»

Angst hat Lia eher vor den Vorurteilen in ihrem Umfeld: «Ich will nicht, dass die Leute mich anschauen und dann nur noch an dieses Angebot denken. Ich bin viel mehr als das.» Darum will Lia hier auch anonym bleiben. «Trotzdem kann ich mit dem Interview meine Echtheit beweisen und klarmachen, dass ich all dies freiwillig tue und kein Zuhälter dahintersteckt.»

Ein Vertrag soll es richten

Lia bietet nicht nur ihre «Entjungferung» an, sondern stellt sich ein Jahr lang dem Kunden als Begleiterin zur Verfügung. Michael Ganz, Geschäftsleiter Sexuelle Gesundheit Aargau, sieht hier ein Risiko: «365 Tage sind eine lange Zeit. Es kann gut sein, dass der Mann dann Dinge von ihr erwartet, zu denen sie nicht bereit ist. Wie stellt Lia sicher, dass sie aussteigen kann und sie der Kunde nicht als eine Art Sexsklavin sieht, da er sehr viel Geld ‹investiert› hat? Das macht Lia verletzlich.» Die 20-Jährige sieht dies gelassen: «Ich werde im Voraus mit dem Kunden einen Vertrag aufsetzen, in dem wir alle Details klären.»

Ein ähnliches Sex-Angebot publizierte dieses Jahr bereits eine Genferin für 500’000 Franken.

*Name der Redaktion bekannt.

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