Syrien-BesuchLiess sich McCain mit Kidnappern ablichten?
Unter den Rebellen, die US-Senator John McCain in Syrien getroffen hat, sollen sich die Entführer von elf schiitischen Pilgern befinden. Dies behauptet eine libanesische Zeitung.

Bei dem Mann rechts mit der Kamera soll es sich um Mohammed Nur handeln - dem Sprecher der Rebellengruppe «Brigade Nordsturm».
Mit seinem Kurztrip nach Syrien am Montag sorgte John McCain für Schlagzeilen. Der republikanischen US-Senator aus Arizona und Gegenkandidat von Barack Obama bei der Präsidentschaftswahl 2008 befand sich in Begleitung von Salim Idris, dem Stabschef der Freien Syrischen Armee, und traf sich im Bürgerkriegsland mit Vertretern der Rebellen. McCain fordert seit langem die Lieferung von Waffen an die Aufständischen gegen das Assad-Regime und bekräftigte dies nach seiner Rückkehr: «Wir können diese Leute identifizieren. Wir können den richtigen Leuten helfen», sagte er dem Fernsehsender CNN.
Dabei hat John McCain möglicherweise selbst erfahren müssen, wie schwierig dies in Wirklichkeit ist. Unter den Rebellen, mit denen er sich in Syrien fotografieren liess, sollen sich Mitglieder einer Gruppe befunden haben, die vor einem Jahr elf libanesische Schiiten entführt hat. Dies behauptete die Zeitung «The Daily Star of Lebanon» am Donnerstag. Die Schiiten wurden am 22. Mai 2012 bei ihrer Rückkehr von einer Pilgerreise in den Iran in der syrischen Provinz Aleppo verschleppt. Bis heute sind erst zwei von ihnen freigekommen.
Von Freigelassenem identifiziert
Einer der Freigelassenen namens Anwar Ibrahim erzählte der Zeitung, McCain habe sich mit einem gewissen Mohammed Nur ablichten lassen, Sprecher und Fotograf der Rebellengruppe «Brigade Nordsturm», die hinter der Entführung stecken soll. «Ich habe ihn sofort erkannt. Er arbeitet für die Kidnapper und kennt sie sehr gut», sagte Ibrahim. Angehörige der verbliebenen Geiseln bestätigten dies. Sie wollen auf den Fotos noch einen weiteren Kidnapper identifiziert haben, der als Abu Ibrahim bezeichnet wird.
Sollten die Vorwürfe zutreffen, könnte sich John McCains PR-Trip als Rohrkrepierer entpuppen. Und als Beleg dafür, wie verworren die Verhältnisse in Syrien sind. McCains Sprecher Brian Rogers sagte dem «Daily Star of Lebanon», von den Rebellen, die der Senator in Syrien traf, habe sich niemand als Mohammed Nur oder Abu Ibrahim vorgestellt. Es wäre «bedauerlich», wenn es sich bei besagtem Mann auf dem Foto tatsächlich um Mohammed Nur handle, sagte Rogers. Die Unterstellung, John McCain würde die Entführung von schiitischen Pilgern billigen oder mit den Verantwortlichen sprechen, sei «grotesk».
US-Rebellenkämpferin erschossen
Im syrischen Bürgerkrieg ist eine 33-jährige US-Amerikanerin erschossen worden, die auf Seiten der Aufständischen gekämpft hat. Über den Tod von Nicole Lynn Mansfield aus Flint im US-Staat Michigan wurde die Familie von der US-Bundespolizei FBI informiert, wie ihr Cousin David Speelman der Nachrichtenagentur AP am Donnerstag sagte. Syrische Staatsmedien berichteten, zusammen mit Mansfield seien noch zwei weitere Rebellenkämpfer aus westlichen Staaten ums Leben gekommen.
Ein FBI-Sprecher in Detroit wollte sich auf AP-Anfrage nicht zu dem Fall äussern. Speelmans Mutter Monica Mansfield Speelman sagte der «Detroit Free Press», ihre Nichte habe vor Jahren einen Araber geheiratet und sei zum Islam konvertiert. Zwischenzeitlich sei sie aber wieder geschieden worden. (sda)