Alles zum Migros-ErgebnisWie attraktiv bleibt das Cumulus-Programm ohne die Fachmärkte?
Der Migros-Genossenschaftsbund informierte über das Ergebnis eines bewegten Jahres 2024. Hier gibts die Medienkonferenz um Nachlesen.

Die Migros-Chefs um MGB-Geschäftsführer Mario Irminger (2.v.r.) informierten am Dienstag über das Jahresergebnis 2025.
20 Minuten/Matthias SpicherAm Dienstagvormittag traten die Migros-Chefs an der jährlichen Bilanz-Konferenz vor die Medien. Mario Irminger, Präsident der Generaldirektion, schaut mit einem positiven Fazit auf das «bewegte Jahr» zurück. «Die Migros lebt, die Migros ist kerngesund.» Der Verkauf der Fachmärkte und die «Konzentration auf das Kerngeschäft», hätten sich als strategisch richtiger Entscheid abgezeichnet. Auch der Verkauf der verbleibenden Mibelle befinde sich auf gutem Weg.
Isabelle Zimmermann, Mitglied der Generaldirektion, Leiterin Departement Finanzen, sieht das letzte Jahr aus Sicht des Betriebsergebnisses ebenfalls als positiv an. Auch ohne Sondereffekte sei der Umsatz gestiegen. Die erwarteten dreistelligen Millionenbeträge aus den Verkäufen würden sich erst 2025 abzeichnen.
Neu will die Migros erstmals sich selbst und alle zur Gruppe gehörenden Unternehmen zu klaren Nachhaltigkeitszielen verpflichten. Dabei stünden sowohl umweltbezogene wissenschaftlich definierte Ziele als auch nach eigenen Werten definierte Ziele etwa im Bereich Menschenrechte im Fokus, wie Christopher Rohrer, Leiter Direktion Nachhaltigkeit, sagte.
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Fragerunde und Konferenz beendet
Mit der letzten Frage ist sowohl die Fragerunde als auch die Bilanz-Konferenz beendet. Die Sprecher bedanken und verabschieden sich.
Ist das Cumulus-Programm unattraktiv geworden?
Da viele Fachmärkte weggefallen sind, die ehemals auch Teil des Cumulus-Programms waren, kommt die Frage auf, wie das Programm nun für die Kunden attraktiv bleibt. Irminger betont, dass das Programm auch ohne die Fachmärkte noch attraktiv bleiben solle. Ob das Programm auch im vom Management abgekauften Micasa erhalten bleibe, konnte Zimmermann noch keine Antwort geben.
Preissenkungen seien nicht nur eine Marketing-Massnahme
Die geplanten Preissenkungen werden auch einen Einfluss auf die kommenden Betriebsergebnisse haben. «Sie sind ja nicht nur eine Marketing-Massnahme, während nebenbei andere Preise erhöht werden», so Irminger. Damit dies klappe, müsse die Migros auch an der Effizienz arbeiten.
Wird der Anteil der Bio-Produkte gesteigert?
Rohrer erklärt, dass die Migros aktuell noch ermittle, welchen Weg sie wählen wird, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Ob das bedeutet, dass mehr Bio-Produkte verkauft werden, werde dabei auch entschieden.
Dreistelliger Millionenbetrag aus den Verkäufen erwartet
Auf die Frage, mit was für einer Summe die Migros durch die Verkäufe rechne, antwortet Zimmermann: «Wir gehen von einem niedrigen, dreistelligen Millionenbetrag aus.»
Fragerunde eröffnet
Vor dem Ende der Konferenz übernimmt nochmal Mario Irminger das Wort. Er bedankt sich bei allen und eröffnet nun die Fragerunde.
Wir brauchen die Unterstützung aller
Zuletzt erläutert Rohrer, wie die Migros die Menschenrechte entlang ihrer Lieferketten sicherstellen will. Darüber will die Migros ebenfalls regelmässig berichten. Zudem soll ein sicheres Einkommen für alle entlang der Lieferkette sichergestellt werden.
«Wir werden diese Ziele aber nicht allein erreichen. Wir brauchen die Unterstützung aller», beendet Rohrer seinen Teil.
Nachhaltigkeit darf kein Luxus sein
Rohrer geht auch auf die gestiegenen Lebenskosten ein. «Nachhaltigkeit darf kein Luxus sein.» Deswegen wolle die Migros Nachhaltigkeit auch zu einem bezahlbaren Preis anbieten. Eine «rote Linie» dürfe allerdings nicht überschritten werden. Damit wolle die Migros die Qualität sicherstellen.
Weiter stellt sich Rohrer gegen Verbote aus der Politik. Die Migros stehe für Freiheit. Stattdessen setze die Migros auf die Informierung der Kundinnen und Kunden über die Auswirkungen des Konsums.

Christopher Rohrer ist seit vergangenem Jahr Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung der Migros. Er gilt als Vertrauter von Migros-Chef Irminger. Beide waren zuvor lange Jahre bei der Migros-Tochter Denner tätig.
20 Minuten/Matthias SpicherEntwaldungsfreie Lieferketten bis Ende Jahr
Auch der Schutz der Umwelt und der Biodiversität stehe im Fokus. Dazu verpflichtet sich bis Ende Jahr Abholzungsfreie Lieferketten zu etablieren. Zudem will die Migros auch beim Thema Food-Waste aktiv werden und sich verbessern. Bereits heute senke die Migros die Food-Waste-Quote durch Spenden an NGOs.
Auf gutem Weg bei der Treibhausgasreduktion
Ein wichtiger Teil dabei sei die Reduktion der Treibhausgase. Bis 2030 soll in einem ersten Schritt bereits viel reduziert werden. Bis 2050 sollen die Ziele nochmal erhöht werden. Etwa mit der Dekarbonisierung der Fahrzeuge sei die Migros bereits auf gutem Weg.
Nachhaltigkeitsstrategie 2030
Der nächste am Sprecherpult ist Christopher Rohrer, Leiter Direktion Nachhaltigkeit. Dieser wird auf die erste, für alle Unternehmen der Gruppe verbindliche, Nachhaltigkeitsstrategie eingehen.
«Die Statuten der Migros geben vor, dass wir auf die Nachhaltigkeit und die Menschen achten», so Rohrer. Mit der Umweltverschmutzung sei auch die Lebensmittelproduktion in Gefahr und somit auch die Grundlage des Geschäfts der Migros.
Die Migros verpflichte sich in den Punkten Klima, Biodiversität, Kreislaufwirtschaft, Produktverantwortung, Marketing und Konsum und Menschenrechte einen jährlichen Bericht abzugeben.
«Wir müssen uns im Klaren sein, was diese Ziele für uns bedeuten und dass nicht alle mit uns einverstanden sein werden», so Rohrer.
Insgesamt sind wir zufrieden
In Zeiten von Unsicherheit sei besonders die Eigenkapitalquote wichtig. Die Migros habe diese über die letzten Jahre stetig steigern können, so Zimmermann. So auch im letzten Jahr trotz der Verkäufe.
Zimmermann schliesst ihren Teil der Konferenz mit einem positiven Fazit: «Insgesamt sind wir zufrieden.»
440 Millionen Abschreibungen durch Sondereffekte
Da die Fachmärkte im letzten Jahr verkauft wurden, musste die Migros einige Abschreibungen verzeichnen. 240 Millionen seien durch die Fachmärkte entstanden. Insgesamt waren es 440 Millionen. Dies werde sich auch im laufenden Jahr abzeichnen. Besonders die Einnahmen werden erst 2025 deutlich.
«Sehen spuren der Energiewende»
Beim Ergebnis der Migrol-Tankstellen spielten die niedrigen Erdölpreise eine Rolle. «Doch wir sehen auch Spuren der Energiewende», so Zimmermann. Es sei weniger Heizöl gekauft worden.

Finanzchefin Isabelle Zimmermann erklärt sinkende Energiepreise mit der Energiewende.
20 Minuten/Matthias SpicherProbleme bei der Genossenschaft Tessin
Weiter geht Zimmermann auf den Netto-Umsatz ein. Insgesamt sei der Umsatz der Genossenschaften um 0,8 Prozent gesunken. Dabei spielt besonders die Region Tessin eine Rolle. Durch lange Schliessungen und die Nähe zur Grenze sei es dort im letzten Jahr schwierig gewesen, den Umsatz zu steigern.
Bei der Industrie der Migros hingegen sei es im letzten Jahr gut gelaufen. Auch der Handel sei dank der Galaxusgruppe signifikant gewachsen.
Umsatz ohne Sondereffekte gestiegen
Nun übernimmt Isabelle Zimmermann, Mitglied der Generaldirektion, Leiterin Departement Finanzen, das Wort. Auch sie geht auf die Zahlen ein. Der Verkauf der Fachmärkte habe Effekte auf das Ergebnis. Wie Zimmermann erläutert, habe die Migros aber auch ohne Sondereffekte das Ergebnis steigern können. Total sei der Umsatz um 1,8 Prozent gestiegen im Vergleich zum Vorjahr, ohne die Verkäufe der Fachmärkte. Mit dem Verkauf der Fachmärkte sind es gar 18 Prozent.

Die Migros trennt sich von Fachmärkten wie Micasa und Melectronics.
Migros240 Millionen Franken mit Ausstieg aus den Fachmärkten
Im Rahmen der Portfoliobereinigung habe die Migros 240 Millionen Franken Abschreibungen gemacht. «Wir befinden uns auf Kurs.» Der endgültige Abschluss brauche aber noch Zeit und Geduld.
Stärken weiterentwickeln
Zwei Milliarden Franken will die Migros in die Filialen investieren. Zudem sollen 500 Millionen in Preise und Aktionen investiert werden. Das habe für die Konsumentinnen und Konsumenten eine enorme Auswirkung.
Um das umzusetzen, sei die Migros bereit, auch die Gewinne zu reduzieren. «Das Schöne ist ja, dass die Migros nicht börsenkotiert ist.» Die Investitionen werden die Migros noch einige Jahre beschäftigen.
Verkäufe strategisch richtig aber emotional schwierig
Die Zahlen würden den Entschluss zu den Verkäufen bestätigen. «Die Verkäufe waren strategisch richtig», so Irminger. Trotzdem seien die Entscheide nicht leicht gefallen, da es einen emotionalen Abschied bedeutete.
Mibelle-Verkauf auf der Zielgeraden
Im Rückblick auf den Ausverkauf geht Irminger besonders auf die Do it+ Garden Märkte ein. Die Migros habe stark nach einem neuen Eigentümer gesucht. Doch der Markt habe dies nicht verlangt. Deshalb habe man keinen neuen Eigentümer gefunden.
Auch bei der Mibelle, dem letzten verbliebenen Fachmarkt mit Verkaufsplan, sei man bereits auf gutem Weg. Wir befinden uns auf der Zielgeraden. Weiteres dazu werde man zu einem späteren Zeitpunkt kommunizieren.

Migros-Chef Mario Irminger spricht über die Veränderungen der Migros und der Gesellschaft.
20 Minuten/Matthias SpicherDie Migros lebt, die Migros ist kerngesund
Irminger ist sich sicher, dass es der Migros nach dem Abbau gut geht. «Die Migros lebt, die Migros ist kerngesund», so Irminger. Dabei zählt er die Kerngeschäfte wie den Food Retail durch Migros, Denner und Co. und den Non-Food-Bereich wie etwa Galaxus. Die Konzentration sei sehr weit fortgeschritten.
«Die Migros hält die Pariser Ziele weiterhin ein»
Nun geht Irminger auf den «Bruch» Anfang 2024 ein. Die Veränderung der Migros sei einhergegangen mit Veränderungen in der Gesellschaft. So verweist Irminger etwa auf die Klimaziele. «Die Migros hält die Pariser Ziele weiterhin ein», sagt er mit Verweis auf andere grosse Geschäfte, die dies nicht mehr tun.
Verkaufsfahrzeuge aus Druck
Irminger führt seine Anekdote aus und erzählt von den Anfangsschwierigkeiten der Migros. Der Druck der etablierten Händler habe es der Migros schwer gemacht, Ladenflächen anzumieten. In der Folge sei die Idee mit den Verkaufsfahrzeugen entstanden.
«Die Migros hat den Detailhandel disruptiert»
Mario Irminger, Präsident der Generaldirektion, übernimmt das Wort und begrüsst ebenfalls die Zuschauenden. Er beginnt mit einer Anekdote über die Gründung in Zürich 1925. Die Migros habe die Schweiz über die letzten 100 Jahre geprägt und den Detailhandel «disruptiert».

Migros-Chef Mario Irminger spricht an der Bilanzmedienkonferenz der Genossenschaft.
20 Minuten/Matthias Spicher