
In den sozialen Medien ist Slugging der Trend der Stunde
Instagram/LauraglowsbestExpertin schätzt einLöst Vaseline im Gesicht deine Hautprobleme?
Sich am Abend das Gesicht dick mit Vaseline einzureiben, ist der neueste Pflege-Hype. Verhilft die Slugging-Methode zu Traum-Haut oder verstopft sie unsere Poren?
Slug ist das englische Wort für Nacktschnecke. Und schaut man sich die Gesichter der Verfechter des neuesten Beauty-Hypes Slugging an, wird schnell klar, wie der Trend zu seinem Namen kommt. Die abendliche Technik, bei der der letzte Schritt der Hautpflege Routine aus einer dicken Schicht Vaseline besteht, soll Feuchtigkeit in der Haut halten und sie so jung und straff erstrahlen lassen. Dafür wird der schleimige Nacktschnecken-Look von den Fans des Trends in Kauf genommen. Die 140 Millionen Aufrufe der Videos auf Tiktok zeigen: Die Gesellschaft sieht ihnen nur zu gerne dabei zu.
Sind das schon alle Konsequenzen, mit denen man leben muss? Gegner fürchten, dass die undurchlässige Schicht Vaseline zu Hautproblemen führt. Dr. med. Ellen Scherrer ist Hautärztin am Dermatologischen Zentrum Zürich und weiss genau, was Slugging wirklich kann.

Dr. med. Ellen Scherrer ist Hautärztin am Dermatologischen Zentrum Zürich.
dermazentrumzuerich.chWarum wird Slugging so gehyped?
Der Hype, der gerade auf Tiktok rund ums Slugging herum ausbricht, ist nicht ganz unbegründet. Die Expertin erklärt: «Es geht bei der Technik darum, die Nachtpflege zu versiegeln. Vaseline wirkt okklusiv. Das heisst, sie verhindert, dass über Nacht das Wasser und die Feuchtigkeit aus der Haut verdunsten und sie so austrocknet.» Dazu kommt ein weiteres Plus: «Durch den okklusiven Effekt können auch Wirkstoffe in der Nachtpflege länger und intensiver in die Haut einwirken.» Klingt vielversprechend.
Was sind die Risiken beim Slugging?
Steckt hinter Slugging also tatsächlich das Geheimnis für perfekte Haut? Ganz so einfach ist es nicht. «Personen mit empfindlicher Haut, die zu Akne neigen oder häufig mit Entzündungen kämpfen, sollten auf jeden Fall Abstand vom Trend halten», rät Dr. Scherrer. Generell könne man davon ausgehen, dass Personen mit fettiger Haut nicht besonders von dem Plus an Feuchtigkeit profitieren.
«Durch die okkludierenden Eigenschaften der Vaseline kann es schnell zum Porenverschluss und damit zu neuen Unreinheiten kommen», so die Expertin. Und auch der oben angesprochene Vorteil, dass Wirkstoffe länger einwirken können, kann ins Gegenteil abrutschen: «Wer abends zum Beispiel auf Retinol setzt, sollte vorsichtig sein. Ein Prozentsatz, der normalerweise nicht für Probleme sorgt, kann durch die tiefere Penetration Irritationen auslösen.» Die Hautärztin rät deswegen zur Vorsicht. «Wer neu mit Retinol beginnt, sollte nicht gleichzeitig mit Slugging anfangen. Die Haut sollte sich erst an einen Wirkstoff gewöhnen, bevor man ihm über Nacht einen Boost verleiht.»
Keine Angst vor Erdöl
Die Angst vor Krankheiten durch das Erdöl, aus dem Vaseline gewonnen wird, ist dafür eher unbegründet. Dr. Scherrer beruhigt: «Nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand sind bei Anwendung der reinen, hochraffinierten Vaseline keinen gesundheitlichen Schaden zu erwarten.»
Wer kann vom Slugging profitieren?
«Für Personen mit trockener Haut oder Neurodermitis ist diese Methode extrem gut geeignet und wird in der Dermatologie schon lange angewendet.» Auch, wenn ein Problem nur zeitweise besteht, kann Vaseline helfen. «Durch die Heizungsluft und die rauen Wetterverhältnisse kämpfen vor allem im Winter viele von uns mit trockenen Stellen. Dann kann es Sinn machen, mit Slugging dagegen anzuarbeiten.» Dabei muss es nicht immer das ganze Gesicht sein, das am Ende glänzt: «Wer zum Beispiel vor allem an den Wangen oder unter den Augen mit trockener Haut zu kämpfen hat, kann auch nur partiell Vaseline auftragen.»
Wie häufig pro Woche sollte man sluggen?
Wie so oft im Leben hängt die optimale Häufigkeit des sluggens individuell von den Bedürfnissen ab. «Täglich sollten es wirklich nur Härtefälle mit trockener Haut anwenden. Sonst kann die Extra-Feuchtigkeit schnell ins Gegenteil kippen und am Ende für Pickel, Mitesser oder vermehrte Entzündungen sorgen. Für die allermeisten Betroffenen reicht jeder zweite oder dritte Tag aus. Auch einmal in der Woche zu sluggen, kann absolut genug sein.» Die Regelmässigkeit spielt dabei laut Dr. med. Scherrer keine grosse Rolle: «Besser man schaut täglich, was die Haut braucht, als das Programm rigoros durchzuziehen.»
Was ist dein Geheimtipp gegen trockene Haut im Winter?