Lohn für Bettruhe60 Tage im Bett liegen für 17'700 Franken – ein Job für dich?
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sucht zwölf Probandinnen und Probanden, die 60 Tage im Bett liegen. Als Belohnung dafür gibts viel Geld.
60 Tage Bettruhe: Darum gehts
«Terrestrische Astronautinnen und Astronauten für Bettruhestudie gesucht» – diese offene Stelle bewirbt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
Wer den Job erhält, muss 60 Tage lang im Bett liegen.
Als Belohnung dafür gibt es rund 17'700 Franken.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) will herausfinden, warum Astronautinnen und Astronauten Koordinationsprobleme haben und was dagegen hilft. Es sucht dafür nun Menschen, die 60 Tage lang im Bett liegen wollen. Kriegst du den Job, erhältst du für die zweimonatige Bettruhe 18’000 Euro (17’658 Franken) als Belohnung.
Das musst du für den Job erfüllen
Doch nicht alle kommen für den Job infrage. Du musst Bedingungen erfüllen: Dein Alter muss zwischen 24 und 55 Jahren liegen, deine Grösse zwischen 1,53 und 1,90 Metern, dein Body-Mass-Index zwischen 18 und 30. Zudem solltest du gesund und Nichtraucher sein und gut Deutsch können.
60 Tage im Bett liegen für 17'700 Franken – ist das für dich eine Option?
Mehrstufiges Auswahlverfahren
Das Auswahlverfahren ist mehrstufig: Du musst einen Fragebogen ausfüllen und an einer Online-Veranstaltung teilnehmen, dann folgen weitere psychologische Fragebögen, Telefoninterviews, medizinische Voruntersuchungen in Köln und ein Bewertungstag.
Das passiert, wenn du den Job erhältst
Kriegst du den Job, teilt dich das DLR in eine von vier Gruppen ein. Die erste absolviert ein sogenanntes propriozeptives Training in einem «Gravity Bed», einem speziell angefertigten Simulator, in dem die Teilnehmenden auf einer Art Luftkissen im Liegen «schweben». Die zweite macht zusätzlich ein Kraft- und Ausdauertraining. Die dritte erhält eine Muskelstimulation durch elektrische Impulse. Und die vierte liegt im Bett und beteiligt sich nicht an einer Gegenmassnahme. «Diese Kontrollgruppe ist wissenschaftlich sehr wichtig, denn sie zeigt uns, was passiert, wenn man jede Art von Training weglässt», sagt Mulder.

Die Teilnehmenden bleiben insgesamt 88 Tage in der Forschungsanlage. Den Weg von ihren Zimmern zu den Untersuchungen und Experimenten legen sie ebenfalls in Kopftieflage auf einer Liege zurück.
Deutsches Zentrum für Luft- und RaumfahrtNicht mal fürs WC darfst du aus dem Bett
Das DLR betont, dass du «wirklich jede Tätigkeit» im Liegen machen müsstest: Körperhygiene, Toilettengang, mögliche Freizeitaktivitäten, Essen. Die Probandinnen und Probanden erhalten Mahlzeiten, die für ihren individuellen Bedarf auf Gramm und Milliliter berechnet sind. Für gemeinsame Aktivitäten wie Brettspiele oder Fernsehen ist es möglich, das Bett in einen Gemeinschaftsraum verschieben zu lassen.
Koordinationsstörungen und Schwindel inklusive
Das DLR führt das Experiment gemeinsam mit der Nasa durch. Es soll einen Flug ins All simulieren, inklusive Koordinationsstörungen und Schwindel. Das DLR hat dafür die Betten um sechs Grad geneigt – so gebe es einen «Weltraum-Effekt mit Flüssigkeitsverschiebungen».

Eine der Untersuchungen zu Körperwahrnehmung und Gleichgewicht: Die Probandinnen und Probanden stehen auf einer Messplattform und müssen deren Bewegungen mit Blick auf einen künstlichen Horizont ausgleichen.
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt«Der Kopf liegt niedriger als die Füsse»
«Die Teilnehmenden liegen nicht nur 60 Tage im Bett», sagt Studienleiter Edwin Mulder. «Der Kopf liegt niedriger als die Füsse.» Bei dieser Neigung fliessen die Flüssigkeiten im Körper laut Mulder in die obere Körperhälfte und weniger in die Beine. Der Druck im Kopf steige, Muskeln und Knochen bauten sich ab, und der Gleichgewichtssinn sei verwirrt.
Diese Auswirkungen hat ein Flug ins All
Das Zusammenspiel von Sinneswahrnehmungen (Hören, Sehen, Fühlen) und motorischen Reaktionen (Gehen, Greifen, Werfen) kann nach Reisen im Weltraum gestört sein. «Etwa, wenn jemand einen Stein sieht und ein Bein heben muss, um ihn zu überwinden», sagt Andrea Nitsche vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin. Auch deswegen finden drei Monate nach Abschluss der Bettruhe noch Nachuntersuchungen statt.

In den letzten beiden Wochen findet ein Rehabilitationstraining statt. Mit Unterstützung durch Physiotherapie sollen sich so alle körperlichen Auswirkungen der Bettruhe wieder zurückbilden.
Deutsches Zentrum für Luft- und RaumfahrtFolgst du 20 Minuten Wirtschaft auf Whatsapp?
Hier kriegst du die aktuellsten News aus der Wirtschaftswelt und die heissesten Updates zu Konsumententhemen direkt auf dein Handy.