Basel«Lokal verweigerte uns Bedienung, weil wir SVP-Mitglieder sind»
Politisierende der Jungen SVP wollten am Samstagabend in einer Buvette am Rheinufer einkehren. Doch Drinks gab es für die Gruppe keine, «weil wir SVP-Mitglieder sind», so die Betroffenen. Der Inhaber des Fähribödeli bestreitet die Darstellung der SVP.
Darum gehts
Ein Tweet der Jungen SVP (JSVP) Basel-Stadt geht derzeit durch die Decke. Darin belasten sie das Fähribödeli, ein Lokal am Rheinbord, schwer. Der Vorwurf: Die Politikerinnen und Politiker der Volkspartei seien aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit nicht bedient worden.
Man hätte ihnen am Samstagabend «die Bedienung verweigert, weil wir JSVP-Mitglieder sind.» Auf den Tweet, der mit dem Partei-Account gesendet wurde, folgen weitere Meinungen der betroffenen Einzelpersonen. David Trachsel, Präsident der JSVP Schweiz und Basler Grossrat schreibt: «So freiheitsfeindlich, so undemokratisch, so intolerant, so woke. Stop woke.» Demi Hablützel, ihrerseits Parteikollegin und Vorständin der Basler JSVP, kritisiert die Gastfreundschaft des «freiheitlichen» Kantons. «Freie Meinungs- und Parteizugehörigkeit gilt in Basel nicht für alle», so Hablützel.
«Gehts eigentlich noch?», fragt Pascal Messerli, Fraktionspräsident der Basler SVP, und geht indes einen Schritt weiter. Er fordert vom Kanton, dass der Buvette im kommenden Jahr die Konzession entzogen wird.
«Mir kommen die Tränen»
Die Reaktion der JSVP stösst nicht bei allen auf Mitgefühl. Die Mehrheit der Kommentierenden weist die Partei in die Schranken. «Muss schon ein deprimierendes, kränkendes und verletzendes Gefühl sein, nicht erwünscht und abgewiesen zu werden. Das erlebten bis heute nur Ausländer und Zugewanderte seitens der SVP», schreibt ein User.
«Es gab lediglich keine freien Tische für die grosse Gruppe mehr»
Thomas Sutter, Co-Präsident der SP Zürich 5, äussert sich zynisch über den Vorfall: «Herr Trachsel von der JSVP, der gerne mal zum Boykott von LGBTQI- freundlichen Unternehmen aufruft, findet es nicht cool, boykottiert zu werden. Mir kommen die Tränen.»
Laut dem Inhaber des Fähribödeli Roger Greiner habe sich der Vorfall anders zugetragen, als von der JSVP geschildert. Sein Personal habe lediglich nach einer Reservation gefragt und darauf hingewiesen, dass es keine Tische mehr gebe. «Es war eine grosse Gruppe von rund 20 Personen. Meine Leute haben darauf verwiesen, dass sich jeder mit seinem Getränk auf die Mauer am Rhein setzen kann», so Greiner.
Der Gastronom fügt an: «Wir heissen alle willkommen, alle sollen sich bei uns wohlfühlen.» Das Fähribödeli sei ein neutraler Boden. Greiner nehme die Geschichte zum Anlass, eine Aktion ins Leben zu rufen: der Drink Gspänli, der allen Besuchenden, die sich alleine und nicht akzeptiert fühlen, kostenlos ausgeschenkt werde.