Proteste in BelarusLukaschenko lässt prominente Oppositionelle verhaften
Seit Wochen gehen die Menschen in Weissrussland gegen Alexander Lukaschenko auf die Strasse. Jetzt geht der «letzte Diktator Europas» gegen Oppositionelle vor.
In Belarus sind zwei prominente Oppositionelle festgenommen worden. Olga Kowalkowa und Sergej Dilewsky seien nahe dem Werkstor zu einer Fabrik festgesetzt worden, sagte am Montag ein Sprecher des oppositionellen Koordinationsrats, dem auch die beiden Festgenommenen angehören. Der Rat war vergangene Woche gegründet worden, um nach der umstrittenen Präsidentenwahl einen Machtwechsel zu erreichen. Das Regime wirft dem Gremium vor, illegal die Macht ergreifen zu wollen, und hat Ermittlungen eingeleitet.
Hintergrund der Proteste gegen Lukaschenko sind die Wahlen am 9. August, nach denen er sich mit grosser Mehrheit zum Sieger erklärt hatte. Die Opposition um die ins Exil gegangene Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja erkennt den Sieg jedoch nicht an und wirft dem Präsidenten Wahlbetrug vor.
Tichanowskaja will Gespräche
Tichanowskaja äusserte die Hoffnung, dass Gespräche mit der Führung in Minsk bald in Gang kämen. Ansprechpartner solle dabei der Koordinationsrat sein, sagte sie der polnischen Zeitung «Gazeta Wyborcza». Bedingung für die Gespräche sei jedoch die Freilassung von politischen Gefangenen.
Die frühere Englisch-Lehrerin Tichanowskaja hatte anstelle ihres Ehemannes kandidiert, nachdem der regierungskritische Blogger im Mai festgenommen worden war. Nach der Wahl war sie nach Litauen ins Exil gegangen. Tichanowskaja schloss in dem Interview nun erneut aus, dass sie nochmals für die Präsidentschaft kandidieren werde, falls es zu Neuwahlen komme. Ihr Mann würde dann aber wohl antreten, fügte sie hinzu.