«Erst wenn der Krebs gestreut hat, treten eindeutige Symptome auf»

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Lungenkrebs«Erst wenn der Krebs gestreut hat, treten eindeutige Symptome auf»

Husten, Atemnot – aber keine Schmerzen: Wird eine Lungenkrebserkrankung in einem frühen Stadium erkannt, kann sie oft erfolgreicher behandelt werden. Dazu Onkologe Miklos Pless.

«Eine Früherkennung bei Lungenkrebs ist schwierig», sagt Onkologe Miklos Pless. (Symbolbild)
Etwa 80 Prozent aller Fälle werden durch das Rauchen ausgelöst.
«Bei der Behandlung von Lungenkrebs wurden in den letzten Jahren viele Fortschritte erzielt. Früher führte Lungenkrebs oft innerhalb weniger Monate zum Tod, doch dank moderner Therapien können Patienten heute auch mit Metastasen länger überleben.» (Symbolbild)
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«Eine Früherkennung bei Lungenkrebs ist schwierig», sagt Onkologe Miklos Pless. (Symbolbild)

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Darum gehts

  • Jährlich erkranken in der Schweiz rund 4900 Menschen an Lungenkrebs, wobei etwa 80 Prozent der Fälle durch Rauchen verursacht werden.

  • Lungenkrebs wird oft erst spät erkannt, da frühe Symptome unspezifisch sind.

  • Moderne Therapien haben die Überlebenschancen verbessert, doch das Risiko bleibt hoch. Dazu Onkologe Miklos Pless.

Jährlich erkranken in der Schweiz rund 4900 Menschen neu an Lungenkrebs. Etwa 80 Prozent aller Fälle werden durch das Rauchen ausgelöst. Manchmal trifft es auch Nichtraucher. Onkologe Miklos Pless kennt die Risikofaktoren.

Ein 31-jähriger Mann auf Reisen hustet über mehrere Wochen. Diagnose: Krebs im Endstadium. Ab wann muss man sich bei Husten Sorgen machen?
Miklos Pless: Husten an sich ist nicht direkt ein Grund zur Sorge, insbesondere nicht bei Menschen unter 50 Jahren, die nie geraucht haben. Sollte der Husten jedoch nach ein bis zwei Monaten nicht verschwinden, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Bei Nichtrauchern ist Lungenkrebs eine seltene Erkrankung – zurückzuführen ist dieser dann auf seltene genetische Mutationen.

«Die Lunge verursacht zunächst keine Schmerzen, und die Symptome wie Husten sind unspezifisch.»

Weshalb wird Lungenkrebs generell erst spät erkannt?
Eine Früherkennung ist schwierig. Typisch für Lungenkrebs ist sein schneller Verlauf. Die Lunge verursacht zunächst keine Schmerzen, und die Symptome wie Husten sind unspezifisch. Erst wenn der Krebs bereits gross ist, treten eindeutige Symptome wie Atemnot auf, oder wenn er streut, zum Beispiel ins Gehirn, können Lähmungen auftreten.

Wie wird Lungenkrebs behandelt?
Im Frühstadium wird in der Regel mit einer Operation oder Bestrahlung behandelt. Anschliessend wird oft eine Chemotherapie in Kombination mit Immuntherapie durchgeführt. Viele dieser Patienten können so geheilt werden.

«Bei der Behandlung von Lungenkrebs wurden in den letzten Jahren viele Fortschritte erzielt», weiss Miklos Pless.

«Bei der Behandlung von Lungenkrebs wurden in den letzten Jahren viele Fortschritte erzielt», weiss Miklos Pless.

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Bei Ablegern ist eine Heilung schwierig. Bei Nichtrauchern sucht man nach spezifischen genetischen Mutationen. Finden sich solche Mutationen, können gezielte Medikamente eingesetzt werden, die oft zu langen, stabilen Verläufen führen. Fehlen diese Mutationen, bleibt jedoch nur die Chemotherapie als Behandlungsoption. Bei den meisten Rauchern mit Ablegern wird eine Chemotherapie mit einer Immuntherapie versucht, auch da gibt es sehr lange und gute Verläufe. Diese Therapieansätze ermöglichen es, das Leiden einzelner Patienten erheblich zu lindern, was vor zehn Jahren noch undenkbar war.

«Dank moderner Therapien können Patienten heute auch mit Metastasen länger überleben.»

Wie ist der aktuelle Stand der Forschung?
Bei der Behandlung von Lungenkrebs wurden in den letzten Jahren viele Fortschritte erzielt. Früher führte Lungenkrebs oft innerhalb weniger Monate zum Tod, doch dank moderner Therapien können Patienten heute auch mit Metastasen länger überleben. Trotz dieser Fortschritte bleibt eine vollständige Heilung bei Lungenkrebs mit Ablegern selten. Der beste Schutz vor dieser Erkrankung ist und bleibt, nicht zu rauchen.

Wer also raucht und Lungenkrebs bekommt, ist selbst schuld?
Ich finde diese Einstellung völlig daneben. Raucher sind keine schlechten Menschen; sie haben eine Sucht oder Gewohnheit, die gesellschaftlich akzeptiert ist. Sie haben diese Krankheit zwar mitverursacht, aber nicht verdient. Bei einer Erkrankung ist das Stigma «selbst schuld» schwer zu ertragen und kann zusätzlich psychische Probleme verursachen. Auch Nichtraucher, die an Lungenkrebs erkranken, werden verurteilt: Viele denken, die Betroffenen hätten sicher heimlich geraucht. Menschen suchen häufig nach einem Grund für eine schwere Erkrankung – nicht immer ist das fair.

«Es lohnt sich jederzeit, mit dem Rauchen aufzuhören.»

Was, wenn man 20 Jahre raucht und dann aufhört?
Die Leistungsfähigkeit der Lunge verbessert sich unmittelbar, wenn man mit dem Rauchen aufhört. Die krebserregenden Substanzen verbleiben jedoch im Organ. Die krebserregenden Stoffe sammeln sich aber nicht weiter an und das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, nimmt verglichen mit jemandem, der weiter raucht, erheblich ab. Es lohnt sich jederzeit, mit dem Rauchen aufzuhören.

Was bedeutet der Begriff «Krebs im Endstadium»?
Im Endstadium, wenn Metastasen vorhanden sind und es Ableger gibt, ist eine Heilung meist nicht mehr möglich. Metastasen deuten darauf hin, dass man der Krankheit hinterherrennt, ohne sie vollständig besiegen zu können. Der Patient wird in der Regel an Lungenkrebs sterben. Früher betrug die Prognose etwa zehn Monate, heute können Patienten jedoch viel länger leben, oft fünf bis zehn Jahre, und vereinzelt sind Heilungen sogar bei Metastasen möglich.

Eine letzte Frage: Rauchen Sie?
In der Pfadfinderzeit habe ich ab und zu eine geraucht. In meinem Leben jedoch weniger als 100 Zigaretten und ich zähle deswegen per Definition als «Nieraucher». Zum Glück hat es mir nicht geschmeckt.

Wie stehst du zum Rauchen angesichts der Risiken für Lungenkrebs?

Hast du oder hat jemand, den du kennst, die Diagnose Krebs erhalten?

Hier findest du Hilfe:

KrebsInfo der Krebsliga, Tel. 0800 11 88 11

Peerplattform der Krebsliga

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