Projektstart von Sero – Lups geht einheitliche und neue Wege zur Prävention von Suiziden 

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Projektstart von SeroLups geht einheitliche und neue Wege zur Prävention von Suiziden

Ziel von Sero sind Suizide und solche Versuche im Versorgungsgebiet der Luzerner Psychiatrie zu reduzieren. Eine Rolle spielt auch eine einzigartige Krisenapp für Betroffene.

Dieses Bild wird in der nächsten Zeit öfters in den Kantonen Luzern, Ob- und Nidwalden zu sehen sein. 
Michael Durrer ist Gesamtprojektleiter von Sero (Suizidprävention einheitlich regional organisiert). 
Der Neubau der Klinik St. Urban. 
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Dieses Bild wird in der nächsten Zeit öfters in den Kantonen Luzern, Ob- und Nidwalden zu sehen sein. 

iStock 

Darum gehts

1043 Personen haben sich in der Schweiz im Jahr 2017 durch Suizid das Leben genommen. Männer rund drei Mal häufiger als Frauen. Und täglich werden 20 bis 30 Personen nach einem Suizidversuch medizinisch betreut, wie im Bericht 15/2020 des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) nachzulesen ist. Laut Bericht sind diese Zahlen nur die Spitze des Eisbergs, weil die Zahlen der Menschen, die einen Suizidversuch unternehmen oder daran denken, erheblich höher sei. Um diesen Menschen und ihren Angehörigen oder Freunden und Freundinnen helfend unter die Arme zu greifen, lancierte die Luzerner Psychiatrie das Projekt Sero, der Abkürzung für Suizidprävention einheitlich regional organisiert. 

Fachpersonen und Betroffene sollen auf Augenhöhe kommunizieren

Laut Michael Durrer, Projektleiter und Pflegeexperte der Lups, haben die wenigsten Betroffenen den Gedanken, einen Suizid zu begehen und diesen in der Folge sofort durchzuführen: «Die meisten Betroffenen durchlaufen ihre Phasen und die Rationalität geht in den meisten Fällen erst am Schluss weg.» Beim Projekt Sero geht es darum, dass zwischen Fachpersonen und Betroffenen auf Augenhöhe kommuniziert werden kann, sodass es für alle Involvierten verständlich ist. Die Massnahmen des Sero-Projekts werden in den Kantonen Luzern, Ob- und Nidwalden etappenweise eingeführt.

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Suizidgedanken? Oder hast du jemanden durch Suizid verloren?

Hier findest du Hilfe:

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Angehörige.ch, Beratung und Anlaufstellen

Zu den drei wichtigsten Punkten gehört die Etablierung der sogenannten Prism-S-Methode. Durrer: «Dabei handelt es sich um eine in der Schweiz entwickelte Methode, die es auf visueller und partnerschaftlicher Art ermöglicht, über Suizidgedanken zu reden.» Dabei geht es etwa darum, dass der betroffene Mensch in seinem Gesundheitsverhalten gestärkt wird. 

Weiter kommt ein Sicherheitsplan zum Einsatz. Anhand von diesem Plan sollen Betroffene individuelle Handlungsabläufe zur Bewältigung einer suizidalen Krise definieren können, damit dieser im Notfall als Hilfe zur Orientierung beigezogen werden kann. Durrer: «Dabei geht es darum, dass sich Betroffene etwa in Erinnerung rufen können, was ihnen Freude macht. Dies kann beispielsweise etwa ein Spaziergang in der Natur sein.»

Lernen, ohne Ängste das Thema Suizid anzusprechen 

In einem weiteren Element können Angehörige und Freunde und Freundinnen einen Kurs besuchen, damit sie unter anderem lernen, das Thema Suizid ohne Ängste anzusprechen. «Der Kurs kann mit einem Erste-Hilfe-Kurs verglichen werden, den jeder Fahrschüler machen muss», sagt Durrer weiter. Kursbesucher und -besucherinnen lernen auch, in solchen Situationen richtig zu reagieren und erfahren, wo sie sich Unterstützung holen können. Suizidgedanken sind laut Durrer auch nicht mehr ein Tabuthema: «Die Betroffenen sind immer öfter bereit, über ihre Probleme zu reden.» Diese sogenannten Ensa-Kurse dauern vier Stunden und finden einmal monatlich in der psychiatrischen Klinik in Luzern statt oder können auch online besucht werden. Mittels einem Gutscheincode, der auf der Sero-Webseite steht, beträgt der reduzierte Preis 65 Franken.

Ausserdem soll bis Ende Jahr die Sero-App erhältlich sein, welche den zuvor erstellten Sicherheitsplan, die Kontaktierung von Bezugspersonen und die digitale Prism-S-Platte zur Einschätzung der Suizidalität enthält. Diese App ist ein Novum, die im Rahmen des Projekts entwickelt wird. Sie soll suizidgefährdeten Personen und ihren Angehörigen ermöglichen, jederzeit geeignete Schritte zur Suizidprävention einzuleiten.

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