Unvorhersehbare ProblemeLuzerner Baufirma pausiert 4-Tage-Woche kurz nach Einführung wieder
Das Modell der 4-Tage-Woche wird immer beliebter. So führte als eine der schweizweit ersten Firmen überhaupt die Wittwer Metallbau AG das neue Arbeitsmodell Anfang 2022 ein. Doch unvorhersehbare Probleme verunmöglichen nun die Umsetzung.
Darum gehts
Immer mehr häufen sich Berichte von Unternehmen, in denen nur noch an vier Tagen gearbeitet wird. Die 4-Tage-Woche verspricht viele Vorteile. In diesem Arbeitsmodell arbeiten die Angestellten zwar nur vier Tage in der Woche, aber durch den zusätzlichen freien Tag sind die Angestellten besser organisiert und effizienter – so zumindest die Hoffnung.
IT-Firmen oder viele Büros wollen damit ihre Effizienz steigern. Aber auch Gastronomie- und Handwerksunternehmen sehen darin einen Weg, attraktivere Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Attraktivere Arbeitsbedingungen gegen Fachkräftemangel
So zum Beispiel auch Nicole Wittwer, Inhaberin der Wittwer Metallbau AG und Stahlplan GmbH in Adligenswil (LU) sowie Pries Metall- und Glasbau AG in Sins (AG). Obwohl die 4-Tage-Woche im Handwerk kaum verbreitet ist, übernahm sie das Modell in allen drei Betrieben. «Es war uns wichtig, dass wir das zusammen machen – damit sich alle als Team verstehen», erklärt die Geschäftsinhaberin.
So hatten die Metallbauunternehmen im September und Oktober 2021 versuchsweise angefangen, an vier bis viereinhalb Tagen zu arbeiten. Nach einer kurzen Optimierungsphase begannen sie dann im Januar 2022 mit dem Pilotprojekt.
Wittwer erklärte im Frühjahr gegenüber «Zentralplus»: «Eigentlich handelt es sich um ein 90-Prozent-Pensum, das an vier Tagen abgearbeitet wird. Wir haben die 41-Stunden-Woche auf eine 37-Stunden-Woche verkürzt. Dabei haben wir uns viele Gedanken gemacht, wie wir effizienter arbeiten können.» In dieser Zeit arbeitete das Team also neu neun Stunden und 15 Minuten pro Tag – früher waren es knapp 8,5 Stunden.
4-Tage-Woche
Versuch vorerst abgebrochen
«Ende Mai haben wir im Team beschlossen, wieder regulär an fünf Tagen zu arbeiten», verkündet nun Nicole Wittwer. Die Gründe dafür seien vielfältig: «Wir hatten verschiedene Personalausfälle. Das wird es zwar immer geben und wir würden im Normalfall auch damit klarkommen. Jetzt kamen aber so viele zusammen, dass die Planbarkeit der termingerechten Kundenaufträge nicht mehr gegeben war.» Nach wie vor stehe im Zentrum, dass die Aufträge zur vollen Zufriedenheit der Kunden ausgeführt werden, meint Wittwer weiter.
Wenn man zehn Prozent weniger Zeit hat, muss einfach alles wahnsinnig gut laufen.
Dazu kamen noch grosse, unvorhersehbare Probleme, die die Planungen zusätzlich erschweren. Durch die schwierige wirtschaftliche Lage und den Krieg in der Ukraine steigen Material-, Rohstoff- und Transportpreise.
«Die Preise ändern sich von Woche zu Woche. Wir sind immer noch ein KMU und wenn man zehn Prozent weniger Zeit hat, muss alles wahnsinnig gut laufen», erklärt Wittwer.
«Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg»
«Wir überarbeiten ständig unsere Abläufe und entwickeln unsere Tools weiter, damit wir so gebündelt wie möglich arbeiten können. Wir wollen die 4-Tage-Woche wirklich umsetzen und sind auch zuversichtlich. Das Team war zu jedem Zeitpunkt gut informiert und trägt entsprechend auch die Sistierung gut mit. Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg, aber wir müssen dann Ende Sommer weiterschauen», schliesst Nicole Wittwer.
Auch wenn die Umsetzung noch hapert, ist zu erwarten, dass weitere Betriebe dem Vorbild der Wittwers folgen werden. Denn auch zahlreiche Studien belegen, dass eine 4-Tage-Woche die Produktivität der Mitarbeitenden erhöht.
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