M13 ist frech, aber noch keine Gefahr

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Abschuss kein ThemaM13 ist frech, aber noch keine Gefahr

Der pelzige Krawallbruder macht einmal mehr Furore: Er ist im Puschlav in ein Wohnhaus eingebrochen. Obwohl er den gleichen Weg wie JJ3 beschreitet, droht ihm nicht dasselbe Schicksal - noch nicht.

von
dwi

M13 sorgt für Schlagzeilen – wieder einmal. Vor etwa drei Tagen ist der Braunbär, der seit Monaten durch das Bündnerland und die Grenzgebiete streift, in ein Wohnhaus im Puschlav eingebrochen. Er zertrümmerte eine Glastür, plünderte die Lebensmittelkammer und hinterliess ein heilloses Chaos.

Wieder werden Forderungen nach einem Abschuss des Bären laut. «Es muss etwas passieren», sagt der Poschiaver Gemeindepräsident, «M13 muss weg», sagen die Bewohner. Sie werden sich noch etwas gedulden müssen: Am Freitagnachmittag traf sich der eidgenössische Jagdinspektor Reinhard Schnidrig mit dem Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli im Puschlav - das Schicksal des Bären ist weiter nicht besiegelt.

«Er ist wahnsinnig schnell und geschickt»

Noch wird der pelzige Randalierer nicht vom «Problembären» zum «Risikobären» umgestuft. «M13 zeigt wenig Respekt, aber bis jetzt keine Aggressionen gegenüber Menschen», sagt Georg Brosi vom Bündner Amt für Jagd und Fischerei. Es entspreche dem bisher beobachteten Verhalten, dass sich der Bär, wenn die Vegetation in höheren Lagen abnimmt, in Richtung Talsohle bewegt. Hier werde das Tier weiterhin beobachtet.

Einfach ist es nicht, M13 auf Schritt und Tritt zu verfolgen. «Das ist schier unmöglich – er ist wahnsinnig schnell und geschickt», sagt Brosi. Im Gegensatz zu den Wildhütern, die Wälder und Berge mühsam umfahren müssen, kann sich der Bär freier im Gelände bewegen. «Er hat alle Vorteile auf seiner Seite», so der Jagdinspektor. Hilfreich sei deshalb, dass der Bär besendert sei. «Wir sind in sehr engem Kontakt mit den Bündner Behörden und beurteilen aufgrund der Faktenlage die Situation laufend neu.»

M13 fiel schon früh auf - wie JJ3

Der clevere Bär machte schon früh Probleme. «Von den rund 40 Exemplaren im Trentino war M13 der Einzige, der durch regelmässiges Auftauchen in Siedlungen aufgefallen ist», erzählt Brosi. «Wir wussten Bescheid über ihn, also haben wir ihn, als er in die Schweiz kam, mit einem Sender versehen.» Tatsächlich machte der Bär dann bald Furore, verschreckte Wanderer, riss Nutztiere und zerstörte ein Bienenhaus. «Scheue Tiere verursachen wenig Probleme – aber wir haben wohl das faule Ei abgekriegt», urteilt Brosi.

So ein faules Ei war bereits JJ3 - der Bär fiel immer wieder negativ auf. Als er sich vermehrt Wohnhäusern näherte, wurde er zum Risikobären erklärt und abgeschossen. Beschreitet M13 den gleichen Weg wie JJ3 und droht ihm deshalb der Abschuss? So weit will der Jagdinspektor nicht gehen. «Das wäre Kaffeesatzlesen.» Doch die Auffälligkeit des Bären sei vergleichbar mit derjenigen von JJ3.

Bis es zu einem Entscheid kommt, dürfte es noch eine Weile dauern. Um über das Schicksal des Bären zu entscheiden, müssten weitere Experten beigezogen werden. Für den Chef der Sektion Jagd, Fischerei und Walddiversität aber steht fest, dass die Puschlaver Behörden und die Bevölkerung «relativ lange zugewartet mit Präventionsmassnahmen wie etwa Schutz des Kleinviehs, der Bienenhäuser sowie bärensicheren Abfallkübeln». Dies obwohl das BAFU und der Kanton aufgezeigt hätten, wie Regionen, in denen ein Bär unterwegs ist, vorgehen sollten.

Unabhängig von der Schuldfrage aber schliesst Schnidrig nicht mehr aus, dass der Bär irgendwann zum Abschuss freigegeben wird: «Ein Problembär kann tatsächlich rasch ein Sicherheitsrisiko für Menschen darstellen. Dann ist der Abschuss die einzige Möglichkeit», sagte er.

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