Nati-Trainerin Inka Grings spricht über Nati und Alisha Lehmann

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Nati-Trainerin«Männer sind einfacher im Gespräch, Frauen sind tiefgründiger»

Vor der WM redet die Nati-Trainerin Inka Grings über den Frauenfussball, Alisha Lehmann und die Heim-EM 2025. 

Inka Grings ist seit Anfang Jahr Trainerin der Schweizer Frauen-Nati. 
Im Gespräch mit 20 Minuten sagt die 44-Jährige, dass sie sich auf die WM freue.  
Auch spricht sie über den Frauenfussball generell …
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Inka Grings ist seit Anfang Jahr Trainerin der Schweizer Frauen-Nati. 

20min/Marco Zangger

Inka Grings – darum gehts

  • Im Sommer findet die Frauen-WM in Neuseeland und Australien statt. 

  • Die Schweiz trifft in der Gruppe A auf Neuseeland, Norwegen und die Philippinen. 

  • Im Interview Teil 2 spricht Inka Grings über den Frauenfussball und was sich ändern muss. 

Inka Grings, was braucht der Schweizer Frauenfussball, um weiter zu wachsen? 

Mehr Support von allen Seiten, angefangen bei den Clubs. Wir sind ein kleines Land, das infrastrukturell riesige Probleme hat. Zürich ist das Paradebeispiel. Bei den Männern haben der FCZ und GC nur ein Stadion. Bei den Frauen spielen beide Vereine auf dem Campus in Niederhasli und in Schwamendingen auf einem bescheidenen Platz. Das geht nicht. Das macht keinen Spass.

Gibt es Hoffnung? 

Die Schweizer Liga wird immer attraktiver. Ausländische Trainerinnen und Spielerinnen kommen hierher. Top-Ligen scouten gerne bei uns, weil die technische Ausbildung super ist und der Charakter eine grosse Rolle spielt. All das muss man nutzen. Die Anmeldung bei den Mädchen wächst jedes Jahr und dies zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. 

Wenn Alisha Lehmann etwas macht, sorgt das für Schlagzeilen. Nervt Sie der Trubel? 

Schlagzeilen gehören zum Business dazu. Alisha ist ein unglaublich toller Mensch, der mit Social Media Geld verdient. Das finde ich völlig legitim – natürlich immer mit dem Hintergrund, dass man auf dem Fussballfeld ebenfalls performen sollte und eine Führungsspielerin ist. Wenn die Leistung stimmt, sehe ich alles sehr entspannt.

Braucht es solche Persönlichkeiten auf Social Media, um den Frauenfussball grösser zu machen?

Vielleicht gehört heute Social Media dazu. Ich bin da old school. Für mich ist es einfach wichtig, wer gut spielt und wer nicht. Und da haben wir herausragende Fussballerinnen. 

Nati-Captain Lia Wälti zum Beispiel. Wie wichtig ist sie als Vorbildfunktion für den Schweizer Fussball? 

Sie ist eine unfassbar tolle Fussballerin mit einem riesigen Vorbildcharakter. Mit ihr zu arbeiten macht mir sehr viel Spass. Sie ist diszipliniert, geht anständig mit Terminen um, ist ein respektvolle und viel wichtiger noch, eine herausragende Spielerin, die eine tolle Karriere vorzuweisen hat.

Helfen solche Spielerinnen?

Solche Spielerinnentypen sind Vorbilder, wie auch eine Ramona Bachmann oder eine Ana Maria-Crnogorcevic, die gerade die Champions League gewonnen hat. Auch Gaëlle Thalmann, die so lange Jahre auf allerhöchstem Niveau performt, ist ein grossartiges Vorbild für den Schweizer Fussball.

2025 findet die Heim-EM statt. Eine Riesenchance, oder? 

Für das ganze Land, ja! Das garantiere ich. Für den Mädchen- und Frauenfussball ist das eine fantastische Situation. Für die Spielerinnen ist es zudem traumhaft, ein grosses Turnier im eigenen Land spielen zu dürfen. Ich habe es 2011 mit Deutschland bei der Heim-WM selbst erlebt. Es gibt nichts Schöneres. Andere würden für so eine Chance wohl alles geben.

Hier wurde Lia Wälti übel gefoult, daraufhin fiel sie verletzt aus. Bis zur WM ist der Captain wieder fit. 

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Was freut Sie diesbezüglich?

Wir müssen die Chance nutzen, um uns und den Fussball besser zu platzieren, ohne zu grosse Hürden direkt nehmen zu wollen. Mich freut, dass uns die Chance geboten wird, in unserer Gesellschaft etwas zu bewegen zu können. Wir müssen alle zusammen, gemeinsam etwas Grossartiges schaffen.

Gibt es ein Aber? 

Wir müssen die Chance nachhaltig nutzen, sodass wir auch noch in zehn, 15 Jahren die Früchte ernten können. Das ist die grösste Herausforderung.

Ihr Ziel ist es, im Männerfussball Fuss zu fassen. Enttäuscht, dass es bisher nicht geklappt hat? 

Es war immer mein Ziel und das bleibt auch so. Ich bin aber mit meiner aktuellen Position absolut happy. Aber vor allem beim FCZ gab es schon Phasen, in denen ich gehofft habe, ins Gespräch zu kommen. Das habe ich auch dem Ehepaar Canepa offen kommuniziert. Letztendlich aber führen mehrere Wege nach Rom und ich bin bereit, alles zu investieren, damit wir hier erfolgreich Fussball spielen und den Fussball weiterentwickeln können. Alles Weitere im Fussball vorzudefinieren, wäre zu vermessen.

«Männer spricht man anders an»

In unteren Ligen trainierten Sie schon Männer. Wer ist schwieriger zu führen: Mann oder Frau?

Männer spricht man anders an. Man muss Dinge vielleicht nicht drei Mal wiederholen. Aber auch da gibt es Spielertypen, die mehr wollen und mehr brauchen. Das hat auch mit der Erziehung zu tun. Früher hiess es einfach: «Lauf und halt die Klappe». Männer sind manchmal einfacher im Gespräch. Das meine ich jetzt nicht despektierlich. Frauen sind oft tiefgründiger. Aber ich würde mich jetzt davor hüten, zu sagen, dass Männer einfacher zu führen sind als Frauen. Das kann ich nicht unterschreiben. 

Was Inka Grings im Teil 1 über die Ziele der Nati sagt, findest du hier. 

Wie weit kommt die Nati bei der WM?

WM-Spielplan der Schweizer Nati

  • 21.07.23: Philippinen – Schweiz

  • 25.07.23: Schweiz – Norwegen

  • 30.07.23: Neuseeland – Schweiz

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