Mahara McKay: Ex-Miss-Schweiz distanziert sich von Tantra-Sex-Guru

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Ex-Miss-Schweiz«Kannte Vorwürfe nicht» – Mahara McKay distanziert sich von Sex-Guru

Ex-Miss Mahara McKay hat am ersten Schweizer Tantra-Festival mitgewirkt, gegen dessen Organisator Missbrauchsvorwürfe laut werden. Im Interview distanziert sie sich davon.

Mahara McKay wurde 2000 zur Miss Schweiz gekürt. Heute ist sie als Tantra-Lehrerin unterwegs. Sie gab auch Workshops am Festival von Eugene Hedlund.
Gegen diesen werden weltweit Vorwürfe laut, er missbrauche seine Macht und sei sexuell übergriffig.
Impressionen von Mahara McKays Tantra-Kursen in Goa. 
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Mahara McKay wurde 2000 zur Miss Schweiz gekürt. Heute ist sie als Tantra-Lehrerin unterwegs. Sie gab auch Workshops am Festival von Eugene Hedlund.

Instagram @delaconcha-photo

Darum gehts

  • Vorwürfe gegen einen Tantra-Festival-Organisator erschüttern weltweit die Tantra-Szene.

  • Auch in der Schweiz fand kürzlich ein Festival unter der Leitung von Eugene Hedlund statt.

  • Am Festival teilgenommen hat auch die Ex-Miss Schweiz Mahara McKay: «Ich habe nichts mit Hedlund zu tun», versichert sie im Interview.

Der Organisator des ersten Tantrafestivals in der Schweiz, Eugene Hedlund, steht in der Kritik. In verschiedenen Ländern werfen Frauen Hedlund vor, dass er sexuelle Grenzen überschritten haben soll.

Auch bei der Organisation ISTA (International School of Temple Arts), bei der Hedlung tätig ist, werden Missbrauchsfälle laut. Ex-Miss-Schweiz Mahara McKay, die am Festival mitgewirkt hat, äussert sich im Interview zu den Vorwürfen.

Sie haben einen Workshop am Tantra-Festival von Eugene Hedlund geleitet. Wussten Sie um die Kritik an ihm?

Ich war nur die ersten zwei Tage dort und habe meinen Job gemacht und bin dann wieder gegangen. Ich habe Eugene erst am Festival kennen gelernt – mir war das nicht bekannt. Das Tantra-Festival in Twann habe ich als gut empfunden. Mir ist nichts Schlechtes dabei aufgefallen in der Zeit, in der ich dort war.

«Leider wird Tantra sehr oft von Menschen missbraucht.»

Schon im Vorfeld hat eine Transformations-Coachin, die ihren Workshop am Festival abgesagt hat, eine Mail mit ihren Bedenken bezüglich ISTA an alle Leiter verfasst. Haben auch Sie diese Mail erhalten?

Ja, ich habe diese Mail von einer Frau bekommen. Sie schrieb jedoch über Ohad von ISTA, nicht über Eugene. Ohad war am Festival nicht dabei. Sie meinte, weil viele von uns Kursleitern ISTA besucht haben, möchte sie damit nichts zu tun haben. Sie hat quasi alle in denselben Topf geschmissen.

Sie wussten aber, dass eine umstrittene Person von ISTA bei der Veranstaltung mitgewirkt hat, und nahmen trotzdem teil?

Nein. Das wusste ich nicht. Ich weiss auch nicht, ob die Vorwürfe gegen ihn stimmen. Was ich weiss, ist, dass das Wort Tantra und die tantrische Praxis leider sehr oft von Menschen missbraucht werden und somit eine ganz falsche Bedeutung bekommen. Dabei ist es so etwas Heilsames, so echt, so vollkommen, so magisch. Leider gibt es überall das Gute und das Böse, im Yoga, in der Schule, in der Kirche, zu Hause. Es gibt immer Leute, die ihren Job gut machen und auch jene, die ihre Macht ausnutzen. Zu einem gewissen Grad ist aber jede Person selbst verantwortlich, wie weit sie gehen möchte. Aber nochmals: Ich kenne Eugene nicht.

«Negative Erfahrungen mit ISTA habe ich als Ansporn genommen, das in meinen Kursen anders umzusetzen.»

Wieso haben Sie teilgenommen?

Wenn man an einem Festival mitwirkt, kann man nie die Verantwortung für alle anderen übernehmen. Man kann einfach nur seinen Job gut machen und hoffen, dass es bei den Menschen etwas bewirkt hat. Ich habe sehr viel Wert darauf gelegt, dass ich am ersten Tag einen «Consent and Boundaries»-Workshop mache, damit man vor allem den Anfängern wichtige Inputs mit auf den Weg geben kann, sodass sie gut vorbereitet sein können. Am Schluss trägt jeder selbst die Verantwortung für sich und sein tun.

Haben Sie gar keine Bedenken gehabt nach dieser Mail?

Nein. Denn ich habe ISTA selbst erlebt und unglaublich viel lernen dürfen und habe ganz tolle Menschen kennen gelernt. Was mich aber am meisten geprägt hat, waren die vielen Momente, die ich als unsicher empfunden habe. Das hatte in meiner Erfahrung nichts mit Tantra zu tun und schon gar nichts mit «sacred sexuality», so wie sie es nennen. Diese Erfahrungen habe ich als Ansporn genommen, das in meinen Kursen anders umzusetzen. So gesehen war auch das «Negative» für mich am Ende sehr hilfreich.

«Ich erlebte sehr unreife Kursleiter, das war sektenhaft.»

Sie haben also schon vorher negative Erfahrungen mit ISTA gemacht? Was genau?

Nach Level 1 war ich absolut begeistert. Nach Level 2 war ich jedoch schockiert, wie sie den Raum hielten und mit gewissen Menschen umgegangen sind. Ich brauchte danach drei Wochen, um mich wieder in meiner Mitte zu finden, ich war völlig verwirrt. Weil ich den Kurs schon bezahlt hatte, habe ich trotzdem Level 3 noch angehängt. Danach wusste ich definitiv, dass ich nichts mit ISTA zu tun haben möchte. Ich habe ISTA wegen des unsicheren Rahmens nie weiterempfohlen und meine Erlebnisse geteilt, wenn ich darauf angesprochen wurde. Es gab sehr bereichernde, aber auch sehr unseriöse, fragwürdige Lehrer.

Was ist konkret passiert?

Um das alles zu erzählen, bräuchte ich ein paar Seiten. Kurz: In meinen Erfahrungen war der Rahmen überhaupt nicht sicher, die Gruppen waren viel zu gross, sie haben mit Energien gearbeitet, mit denen sie zum Teil nicht umgehen konnten und waren sich wahrscheinlich auch nicht bewusst, wie tief das gehen kann. Ich erlebte ein paar sehr unreife Kursleiter, zum Teil war das sektenhaft. Mehrmals gab es manipulierten Gruppenzwang oder Schock-Therapie. Auch unhygienische Zustände im Zusammenhang mit möglichen Übertragungen von Geschlechtskrankheiten habe ich gesehen. Das waren aber nur ein paar der Erlebnisse, es gab noch viel mehr – und wie gesagt auch sehr viel Positives, nicht nur Negatives.

«Man findet wieder in sein Zentrum, bekommt mehr Klarheit, wird verständnisvoller.»

Auf was lässt man sich denn bei einem Tantra Workshop ein?

Ich gebe jeden Mittwoch in Zürich Tantra-Meditationen. Da könnt ihr gerne mal reinschauen und euch selber eine Meinung bilden. Da sind zum Beispiel Übungen, in denen es darum geht, bewusster und entspannter zu werden, wie man lernt, nein zu sagen. Man lernt, auf sich zu hören, auf die innere Stimme, man lernt mehr Achtsamkeit, mehr Vertrauen, mehr Dankbarkeit, mutiger zu werden und verspielter zu sein. Man findet wieder in sein Zentrum, bekommt mehr Klarheit, wird verständnisvoller. Man fühlt sich verbunden und geliebt, man darf seine Maske runter nehmen und sich selbst sein – authentisch. Es kommt ganz darauf an, was du suchst.

Wirst du oder wird jemand, den du kennst, sexuell belästigt?

Hier findest du Hilfe:

Belästigt.ch, Onlineberatung bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

Verzeichnis von Anlaufstellen

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

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