Mango setzt auf KI-Fotomodell: Model-Business in Aufruhr

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Fake-FotomodellTraumjob adieu: Mango ersetzt Models durch KI

Die Zukunft für Models, Fotografinnen und Visagisten wird zunehmend ungewiss: KI klaut ihre Jobs.

Mango stellte seine neue Teenager-Kollektion mit einem KI-Model vor.
Das Model ist nicht echt, die Kleider schon.
Der spanische Modekonzern will damit eine Vorreiterrolle in der Branche einnehmen.
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Mango stellte seine neue Teenager-Kollektion mit einem KI-Model vor.

Mango

KI-Model: Darum gehts

  • Die Modemarke Mango setzt auf ein KI-Model.

  • Damit spart sie viel Geld.

  • Die Model-Branche stellt sie aber vor grosse Herausforderungen.

Auf sozialen Medien gibt es immer mehr Fake-Models. Schon Fussballstars blamierten sich mit Kontaktanfragen bei den künstlich generierten  Influencerinnen. Jetzt erschüttert der spanische Moderiese Mango mit seiner neuesten Kampagne die Model-Branche.

Denn die limitierte Teenager-Linie Sunset Dream stellt ein vollständig mit künstlicher Intelligenz (KI) erstelltes Fotomodell vor. Die Kollektion gibt es jetzt in zahlreichen Ländern.

So entstand das Fake-Model

Für das KI-Model arbeiteten verschiedene Abteilungen von Mango zusammen, darunter das Design-, Kunst-, Styling- und Daten-Team. Sie begannen mit Aufnahmen von Fotos der Kleidungsstücke und trainierten die KI, um zu lernen, wie es die realen Kleider auf ein künstliches Modell positionieren kann. Danach bearbeiteten sie die Bilder im Fotostudio. Die grösste Herausforderung sei gewesen, Bilder in redaktioneller Qualität zu erstellen.

KI biete grosse Chancen. Die Technik helfe, die Fähigkeiten der Mitarbeitenden zu erweitern und die Kreativität zu verstärken, lässt sich Jordi Alex, der technische Direktor von Mango, in einer Mitteilung zitieren. «Diese Initiative spiegelt unser kontinuierliches Engagement für Innovation und die Vorreiterrolle in der Modewelt wider», so Alex.

20 Minuten hat auf der Strasse nachgefragt, was die Menschen davon halten (siehe Bildstrecke). Ein Leser, der anonym bleiben möchte, sagt: «Das ist ein cooler Schritt in die Zukunft. Modelfotos werden ja auch künstlich retouchiert, KI-Models müssen immerhin nicht um die halbe Welt fliegen für ein Shooting.»

<strong>Das sagen Menschen in der Schweiz zu den KI-Models:</strong> Sam Wells, (28): «Das könnte dazu führen, dass noch mehr Menschen mit ihrem Aussehen unzufrieden sind, denn künstliche Models werden vermutlich perfekt aussehen.»
Lauren Botty (28). «Für Menschen ist das natürlich schade, aber für die Firmen ist das nun mal günstiger. Vielleicht ist es auch eine Chance für Inklusion: Firmen können dann diverse Models kreieren.»
Alexandra (20): «Ich finde das unheimlich, ich will echte Menschen in Klamotten sehen, die ich mir eventuell kaufen werde. Firmen machen es sich mit KI-Modells zu einfach.»
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Das sagen Menschen in der Schweiz zu den KI-Models: Sam Wells, (28): «Das könnte dazu führen, dass noch mehr Menschen mit ihrem Aussehen unzufrieden sind, denn künstliche Models werden vermutlich perfekt aussehen.»

20 Minuten/Dario Aeberli

Wenn Firmen auf KI-Models setzen, brauchen sie keine echten Models, Fotografinnen und Fotografen und Visagistinnen und Visagisten. Auch die Location für das Shooting fällt weg. Bei einem Katalog mit vielen Fotos könnten sie so Hunderttausende bis Millionen Franken sparen, sagt Jad Hayek, Geschäftsführer der Zürcher Modelagentur Fotogen.

Was hältst du von KI-Models?

«Das ist für uns eine erhebliche Herausforderung. Wie die Zukunft von Modelagenturen aussehen wird, ist derzeit ungewiss», sagt Hayek. «Ich hatte angenommen, dass es noch einige Jahre dauern würde, bis KI-Models von echten Menschen nicht mehr zu unterscheiden sind. Dass es nun so schnell gegangen ist, hätte ich nicht erwartet», fügt er hinzu.

Jad Hayek, CEO der Modelagentur Fotogen.

Jad Hayek, CEO der Modelagentur Fotogen.

Fotogen

Nun hoffe er, dass es auch in Zukunft noch Unternehmen gebe, die mit echten Menschen arbeiten wollen. Daran glaubt auch Marketingexperte Felix Murbach (siehe Interview unten).

Ex-Miss Dominique Rinderknecht sagt, der Trend lasse sich kaum mehr aufhalten. KI mache das Arbeiten einfacher und günstiger. Aber: «Es ist beängstigend zu denken, dass vielleicht bald noch mehr Menschen als jetzt schon keine Arbeit mehr haben werden.»

Ex-Miss-Schweiz Dominique Rinderknecht.

Ex-Miss-Schweiz Dominique Rinderknecht.

Privat

«Die Nachfrage nach echten Menschen wächst»

Marketingexperte Felix Murbach.

Marketingexperte Felix Murbach.

Felix Murbach Marketing

Was bedeuten KI-Models für das Marketing?
KI-generierte Models in der Werbung haben sicher das Potenzial, eine Revolution im Marketing auslösen.

Wie meinen Sie das?
Ich denke an die differenziertere Zielgruppenansprache. Marken wie Mango können ihre Strategien in Echtzeit optimieren und so den maximalen Nutzen aus ihren Kampagnen ziehen. Zudem reduziert der Einsatz von KI-Models die Notwendigkeit für traditionelle Fotoshootings, was die Produktionskosten senken könnte.

Werden viele Jobs verschwinden?
Das muss nicht sein. Während KI-Models bestimmte Aspekte der Werbung automatisieren können, liegt es an der Innovationskraft der Fotografen, Models oder Visagisten, neue Rollen zu finden, die sich eher auf die kreative Leitung oder den künstlerischen Ausdruck und die Einzigartigkeit fokussieren.

Was könnte das sein?
Es gibt eine Gegenbewegung, die Nachfrage nach Authentizität wächst: Also echte Menschen mit einzigartigen Geschichten sind für Marken wertvoll, die sich von der Masse abheben. Dieser Trend spiegelt das wachsende Bedürfnis nach Glaubwürdigkeit und der Wertschätzung von Diversität und Inklusivität wider und könnte den Wert von echten Models und kreativen Fachleuten sogar erhöhen.

Erzeugen perfekte KI-Models unrealistische Schönheitsstandards?
Ja, der Einsatz von KI-generierten Models kann dazu führen, dass unrealistische Schönheitsstandards verstärkt werden. Diese künstliche Perfektion kann Erwartungen an das Aussehen schaffen, da sie oft jenseits der Realität liegt und nicht die Vielfalt und natürlichen Unterschiede widerspiegelt, die bei Menschen existieren.

Sollten die Firmen kennzeichnen, wenn ein Model unecht ist?
Ja, denn Transparenz schafft Vertrauen bei den Konsumenten. Wenn also Unternehmen kennzeichnen, dass ein Model nicht echt ist, können sie dazu beitragen, unrealistische Schönheitsstandards zu relativieren. Konsumenten haben zudem das Recht, zu wissen, ob die dargestellten Bilder real oder digital erstellt sind.

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