Zürcher Frauen-Band gewinnt am M4Music Festival

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Manic PixxiesSong im Keller aufgenommen: Zürcher Flinta-Band gewinnt am M4Music

«Pissing Outside the Bandroom», heisst der Song, der am M4Music-Popmusikfestival abgeräumt hat. Die sechs Frauen sind eine waschechte Kellerband, die mit einem rohen Demo-Tape ihren Musiktraum verwirklicht haben.

Die Zürcher Band «Manic Pixxies» hat am diesjährigen M4Music-Popmusikfestival das «Demo of the Year» gewonnen.
Die Band zählt sechs Flinta-Personen (v.l.n.r.): Yéinou (21), Cris (21), Janaina (21), Dea (22), Iana (21), Elin (19).
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Die Zürcher Band «Manic Pixxies» hat am diesjährigen M4Music-Popmusikfestival das «Demo of the Year» gewonnen.

M4Music/David Hubacher

Darum gehts

  • Die Band «Manic Pixxies» ist eine junge Zürcher Rockband.

  • Mit einem Demo-Tape, das die Band im Keller aufgenommen hat, heimsten die sechs Frauen nun am M4Music-Festival einen begehrten Förderpreis ab.

  • Als die Bandleaderin den Song eingeschickt hatte, räumte sie dem Lied so wenig Chancen ein, dass sie nicht einmal ihre Bandmitglieder informierte.

  • Der Sieg macht sie stolz. Das Geld wollen sie nun in ihr Debüt-Album stecken.

Die Zürcher Band «Manic Pixxies» hat am diesjährigen M4Music-Popmusikfestival abgeräumt: Die sechsköpfige Band, bestehend rein aus Flinta-Personen (Frauen, Lesben, Inter-, Nicht-binäre-, Trans- und Gender-Personen), hat am Samstagabend mit ihrem Demo-Tape das begehrte «Demo of the Year» gewonnen, das mit 5000 Franken dotiert ist.

«Wir können es kaum fassen, niemand hat damit gerechnet», erzählt Dea Daci (22), die die Band zusammengebracht und auch den Song eingesendet hat. Der Song – er heisst «Pissing Outside the Bandroom» – hat es Runde für Runde weitergeschafft, dann in der Kategorie «Rock» gewonnen und schliesslich den Hauptpreis ergattert.

Vergessen, Einsendung den anderen zu sagen

«Dabei hatte ich mir bei der Einsendung des Songs so wenig Chancen ausgerechnet, dass ich sogar vergessen hatte, die anderen Bandmitglieder zu informieren», erzählt Dea. «Erst, als wir nominiert wurden, wurde uns irgendwie klar, dass wir am Event teilnehmen werden.»

Musikfestival für Newcomer

Das M4Music ist das Popmusikfestival des Migros-Kulturprozent. Es fand dieses Jahr zum 26. Mal statt. Es zog rund 5500 Besucherinnen und Besucher an, zudem kamen etwa 1600 akkreditierte Professionals aus der Musikbranche. Die Demotape Clinic gehört zu den bedeutendsten Nachwuchswettbewerben der Schweiz und hat sich als Talentschmiede in der Branche etabliert. Insgesamt 1058 Demos wurden dieses Jahr eingereicht. Davon wurden 61 Artists für die Live Sessions am M4Music ausgewählt. Gewonnen hat in der Kategorie Lyrics & Beats «Sento» aus Zürich, in der Kategorie Electronic «Polar Star» aus Genf, in der Kategorie Pop «Sami Galbi» aus Lausanne, in der Kategorie Rock «Manic Pixxies» aus Zürich und in der Kategorie Out of Genre «_pron0ia_» aus Bern.

Dea hat die Band zusammengewürfelt, als sie in der Corona-Zeit in verschiedenen lockeren Zusammensetzungen mit jungen Männern Indie-Rock gemacht hat, und dabei merkte, dass es kaum Flinta-Bands in der Szene gibt. «Ich kannte die einen von der Sekundarschule her, andere von Instagram, andere aus der Indi-Rock-Szene und schliesslich waren wir plötzlich eine siebenköpfige Band», erzählt die Sängerin. «Eine musste jedoch wegen gesundheitlichen Gründen leider wieder aufhören.»

«Haben das Gegenteil erlebt»

Der Name der Band nehme das «Dreamgirl»-Image vom perfekten Mädchen aus Film und Literatur auf die Schippe. «Im Gegensatz zum Happy-Life dieser oberflächlichen, perfekten Charaktere haben viele von uns das Gegenteil erlebt, deshalb wollen wir den Begriff jetzt für uns claimen», sagt Dea. «Wir mögen uns nicht wie Projektionen fühlen, deshalb ist die Band für uns wie ein Safe Space, um unsere Erlebnisse zusammenzuführen.» Sie würden sich oft fühlen, als stünden sie «chlei ausserhalb», erklärt Dea. «Das ist nicht immer geil, aber wir machen dank unserer Musik etwas daraus.»

Das Lied hätten sie in einem Keller bei der Zentralwächerei in Zürich aufgenommen, es sei ein waschechtes, rohes Demotape gewesen. «Am Schluss hat es aber ein Freund von uns abgemischt und es klingt viel besser, als man denken könnte, wenn man sieht, wo es aufgenommen wurde», sagt Dea. «Es wurde dank dem Abmisch zu einem guten Drop.» Ein richtiges Tonstudio hat die Band noch nie besucht. Mit dem Preisgeld hat sie das nun aber vor.

Debüt-Album soll fertig aufgenommen werden

«Was wir genau machen, müssen wir aber zuerst einmal besprechen», sagt Dea. Sie hätten Anfang Winter angefangen, die Lieder ihres ersten Albums aufzunehmen – aber dann fehlte das Geld und die Band blieb stecken. «Jetzt stehen wir nach dem M4Music noch etwas unter Schock, aber wir sind auch stolz auf uns und es ist genau der Push, den wir brauchten. Ich denke, wir werden unsere Lieder endlich fertig aufnehmen und rausbringen können.» Und auch den Sieger-Song lässt die Band nun mastern, um ihn auf Spotify und allen anderen Plattformen hochladen zu können. Es gibt ihn derzeit nur als Rohversion auf «mx3.ch» zu hören.

Ein Video dazu soll es auch noch geben und vor allem sollen weitere Singles folgen. Dea: «Aber jetzt steht erst mal unsere Bandprobe am Montagabend an und dann schauen wir, wie es weitergeht.»

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