«In den umliegenden Gebäuden waren Scharfschützen»

Aktualisiert

Femizid in Bussigny VD«In den umliegenden Gebäuden waren Scharfschützen»

Die Polizei hat im Kanton Waadt zwei Menschen tot aufgefunden. Jetzt sind neue Details zum Fall bekannt: Das Paar stritt oft, die Einsatzkräfte setzten Scharfschützen ein – und der mutmassliche Täter ist ein Polizist.

Darum gehts

  • Am Freitagnachmittag rief ein Mann bei der Polizei an und gab an, seine Freundin getötet zu haben.

  • Mehrere Patrouillen rückten aus, fanden in der Wohnung in Bussigny VD aber nur noch zwei Leichen.

  • Gemäss ersten Erkenntnissen war der mutmassliche Täter ein 52-jähriger Polizist.

In Bussigny im Kanton Waadt fand die Polizei in einer Wohnung zwei tote Personen. Es handelte sich dabei um einen Mann und eine Frau. Die beiden sollen eine Beziehung geführt haben, schreibt die Polizei in einer Mitteilung. Der Mann habe sich bei der Polizei gemeldet und gesagt, er habe seine Freundin getötet. Sofort rückte eine Polizeistreife aus. Sie fand die Leichen des Mannes und seiner Partnerin. Gemäss ersten Hinweisen handelt es sich dabei um einen 52-jährigen Schweizer. Die Frau ist noch nicht offiziell identifiziert.

Polizei verhandelte mit Täter

«Sie hatte ihre Adresse bei ihm, aber kam nur gelegentlich vorbei», sagt ein Nachbar des Opfers zu 20 Minutes. Das Paar habe oft gestritten. Einmal habe er die Frau schreien gehört: «Du hast mein ganzes Geld genommen. Du hast mich ruiniert.» In der Nachbarschaft sei die Trauer spürbar. «Plötzlich sah ich Polizeibeamte hereinstürmen, und in den umliegenden Gebäuden waren Scharfschützen», zitiert die Zeitung eine Mutter aus der Nachbarschaft, die zum Tatzeitpunkt mitten in einem Zoom-Meeting war.

Die Polizei habe vor der Tür noch mit dem Täter verhandelt. Dieser weigerte sich aber, die Türe zu öffnen. Die Polizei trat ein und fand den mutmasslichen Täter tot vor. Er sei eigentlich ein netter Mensch gewesen, sagt ein weiterer Nachbar. «Keiner ist perfekt. Wir sollten nicht urteilen. Aus Respekt vor seinen beiden Kindern ziehe ich es vor, nichts zu sagen», sagt eine Person aus der Nachbarschaft, die den Lausanner Polizist sehr mochte.

«Er wirkte normal»

Über die getötete Frau gibt es nur wenige Informationen. «Sie war eine Ausländerin. Sie kam manchmal mit ihren Freundinnen hierher», sagt ein Nachbar zu 20 Minutes. Nach Angaben der Waadtländer Polizei ist noch nicht klar, um wen es ich bei der Frau handelt, da sie noch nicht identifiziert sei.

Die Mutter des Opfers durchlebt gerade eine schwierige Zeit: Am Freitag verlor sie ihren ältesten Sohn, am Tag davor musste sie den Tod ihres Bruders verkraften. Als der mutmassliche Täter vom Verschwinden seines Onkels hörte, sei er zum Haus seiner Mutter in Denges (VD) gefahren, um sie zu trösten. «Er wirkte normal», sagt die Mutter. Ein Familienmitglied des Polizisten sagt, dass er seine Freundin bloss ein paar Mal gesehen habe. «Ich weiss nichts über die Frau.»

Die Nachbarschaft am Tatort sagte zu 20 Minutes ausserdem, dass der Täter ein Polizeibeamter sei. Der Sprecher der Waadtländer Polizei wollte dies auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren. «Wir sprechen nicht über den Beruf von Menschen bei solchen Taten», sagte Arnold Poot. Ob der Täter eine Dienstwaffe nutzte oder nicht, wollte er ebenfalls nicht verraten. Die Staatsanwaltschaft eröffnete eine Untersuchung.

Mit Schusswaffe getötet

Der Mann verübte den Femizid an seiner Frau und den Suizid mit einer Schusswaffe, so die Kantonspolizei Waadt. Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet, die Kriminalpolizei ermittelt.

Im Einsatz standen mehrere Patrouillen der Polizei Lausanne West, der Gendarmerie, dazu eine spezielle Verhandlungsgruppe der Kantonspolizei Waadt. Sicherheitshalber wurden auch zwei Krankenwagen sowie ein Notfall-Unterstützungsteam aufgeboten.

Die Polizei hat in Bussigny im Kanton Waadt zwei Tote Personen gefunden.
Sie sollen eine Beziehung geführt haben.
Der Mann rief bei der Polizei an und sagte, er habe seine Freundin getötet.
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Die Polizei hat in Bussigny im Kanton Waadt zwei Tote Personen gefunden.

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