Marsalek arbeitete auch nach Flucht für Russlands Geheimdienste

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Seit 3 Jahren flüchtigWirecard-Betrüger Jan Marsalek arbeitete als russischer Spion

Er ist einer der meistgesuchtesten Personen weltweit: Ex-Wirecard Vorstand Jan Marsalek. Nun sind neue Details über seine Machenschaften ans Licht gekommen.

Er gilt als einer der meistgesuchtesten Menschen weltweit: Wirecard-Betrüger Jan Marsalek.

Er gilt als einer der meistgesuchtesten Menschen weltweit: Wirecard-Betrüger Jan Marsalek.

IMAGO/Sven Simon

Darum gehts

  • Zum flüchtigen Wirecard-Boss Jan Marsalek sind nun heute Details ans Licht gekommen.

  • Der 43-Jährige soll jahrelang als russischer Spion gearbeitet haben.

  • Auch nach seiner Flucht im Jahr 2020 soll er weiter für Russlands Geheimdienste aktiv gewesen sein.

Seit dreieinhalb Jahren wird der Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek (43) per internationalem Haftbefehl gesucht – und auch wenn sich seither immer wieder zahlreiche Gerüchte um seinen Aufenthaltsort ranken, ist letztlich doch unklar, wo sich der 43-Jährige gerade aufhält. Am wahrscheinlichsten scheint aktuell, dass Marsalek unter dem Schutz Russlands steht und sich in der Nähe von Moskau aufhält. In diesem Zusammenhang ergeben auch die aktuellen Recherchen des «Wall Street Journal» Sinn: Marsalek soll offenbar über Jahre für Russland spioniert haben. 

Verschiedene westliche Geheimdienste sowie die Polizeien diverser Länder gehen davon aus, dass der flüchtige Österreicher Wirecard nutzte, um den russischen Geheimdienst zu unterstützen – anscheinend, um Gelder für «verdeckte Operationen» von A nach B zu transferieren, vornehmlich in Krisenregionen im Nahen Osten und in Afrika. Und auch nach seiner Flucht im Jahr 2020 soll er weiter diversen Spionagetätigkeiten nachgegangen sein. 2021 habe er laut britischem Geheimdienst eine Beratungsfirma gegründet und einen Spionagering aus fünf in London ansässigen Bulgaren geleitet, die mittlerweile alle in Haft sitzen. Marsalek blieb unbehelligt, wohl auch wegen seiner zahlreichen gefälschten Pässe aller Herren Länder. 

Eine Putin-Statue stand auf Marsaleks Schreibtisch

Aktuell soll sich Marsalek, der als einer der meistgesuchtesten Menschen weltweit gilt, vermehrt in den Emiraten aufhalten, vornehmlich in Dubai. Dort soll er sich mit einer Gruppe russischer Agenten im Ruhestand austauschen, um Waffen für Moskau zu organisieren. Was klingt wie in einem Spionage-Krimi, trifft auf Jan Marsalek mit hoher Wahrscheinlichkeit zu. Und es kommt noch besser: Auch die Söldnergruppe Wagner soll von ihm unterstützt worden sein. 

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Zeugen, die in Marsaleks gemieteter Villa in München gewesen sind, berichteten von einer kleinen Putin-Statue auf seinem Schreibtisch. Ausserdem soll der Wirecard-Boss immer wieder mit seinen guten Kontakten zu Geheimdiensten geprahlt haben – eine Behauptung, die von seinen damaligen Gästen als Geschwätz eingeordnet wurde.  

Russland: «Vorwürfe politisch motiviert»

Russland bestreitet Marsaleks mutmassliche Spionage-Tätigkeit als politisch motivierten Vorwurf. Sein deutscher Anwalt äusserte sich nicht zu den Vorwürfen – über ihn wandte sich Marsalek im Juli 2023 an das Landgericht in München. In diesem Schreiben soll der 43-Jährige laut «Wirtschaftswoche» andere am Wirecard-Skandal beteiligte Personen belastet haben. Das Landgericht München gab nichts über den Inhalt des Schreibens bekannt. 

Marsalek war im Juni 2020 geflohen, kurz nachdem er von Wirecard fristlos entlassen worden war. Wirecard, ein ehemals als aufstrebendes deutsches Finanztechnologieunternehmen gefeiertes Unternehmen, geriet in die Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass rund 1,9 Milliarden Euro in den Bilanzen des Unternehmens fehlten. Diese Summe sollte angeblich auf Treuhandkonten in Asien hinterlegt sein, was sich später als falsch herausstellte. Der Fall hatte weitreichende Auswirkungen auf die deutsche Finanzindustrie, die Finanzaufsichtsbehörden und die Glaubwürdigkeit der deutschen Wirtschaft insgesamt. Der Wirecard-Skandal wird als eines der schwerwiegendsten Finanzverbrechen in der deutschen Geschichte angesehen und hat Fragen zur Wirksamkeit der Aufsichtsbehörden und der Unternehmensführung aufgeworfen. 

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