Tradition aus dem 16. Jahrhundert - Massentötung von 1428 Delfinen auf den Färöern sorgt für Entsetzen

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Tradition aus dem 16. JahrhundertMassentötung von 1428 Delfinen auf den Färöer-Inseln sorgt für Entsetzen

Auf den Färöer Inseln jagen die Menschen seit mehreren Hundert Jahren Wale und Delfine. Doch seit dem jüngsten «Grindadráp», dem 1428 Delfine zum Oper fielen, mehrt sich die internationale Kritik.

Die Delfine werden mit Motorbooten in eine Bucht getrieben, aus der es kein Entkommen gibt.
Am Strand werden die Tiere mit Messern, Harpunen und Hacken getötet.
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Die Delfine werden mit Motorbooten in eine Bucht getrieben, aus der es kein Entkommen gibt.

Facebook/ Sea Shepherd Faroe Island Campaign

Darum gehts

  • Vor einigen Tagen wurden auf den Färöern mehr als 1400 Delfine in eine Bucht gehetzt und mit Messern und Harpunen geschlachtet – eine besonders hohe Zahl.

  • Das sorgt international für entsetzte Reaktionen und den Ruf nach einem Verbot der Tradition.

  • Eine Mehrheit der Bewohnerinnen und Bewohner der Färöer steht nicht mehr hinter der Praxis.

Die besonders erfolgreiche Jagd auf Weissseitendelfine hat den Färöer Inseln erneut eine hitzige Tierschutzdebatte eingebracht. Am Wochenende seien schlicht zu viele Weissseitendelfine in Richtung Küste getrieben worden, sagte Heri Petersen, der Vormann einer Gruppe von Jägerinnen und Jägern, die Grindwale in flache Gewässer vor der Hauptinsel Eysturoy treiben, dem Online-Nachrichtendienst in.fo. Ausserdem seien zu wenig Leute da gewesen, um die Tiere zu töten. Er selbst sei nicht informiert worden und distanziere sich von der Aktion.

Die Jagd auf die Meeressäuger ist auf den Färöer Inseln gesetzlich geregelt und nicht kommerziell. Die Bewohnerinnen und Bewohner treiben am traditionellen «Grindadráp» jedes Jahr etwa 1000 Tiere – meistens Grindwale – auf die Küste zu und schlachten sie im flachen Wasser von Hand mit Harpunen und Messern. Fleisch und Speck teilen sich die Einwohnerinnen und Einwohner.

«Müssen bedenken, dass wir nicht allein auf der Welt sind»

Meist sind nur wenige Weissseitendelfine dabei, doch in diesem Jahr traf es 1428 Exemplare. Im vergangenen Jahr waren es nur 35 Weissseitendelfine gewesen. Tierschützerinnen und Tierschützer kritisieren den Brauch aus dem 16. Jahrhundert ohnehin als grausam. Fischerinnen und Fischer fürchteten jetzt wegen der aussergewöhnlich hohen Zahl in diesem Jahr negative Schlagzeilen.

«Wir müssen im Hinterkopf behalten, dass wir nicht allein auf der Welt sind», sagte der Vorsitzende des färingischen Grindwaljagdverbandes, Olavur Sjurdarberg, dem Sender KVF. «Die Welt ist heute viel kleiner geworden. Jeder läuft mit einer Kamera in der Tasche herum.» Fischereiminister Jacob Vestergaard versicherte zwar im Radio, die Jagd sei auch dieses Jahr streng nach Vorschrift verlaufen. Doch Sjurdarberg warnte: «Das ist ein Leckerbissen für alle, die uns übelwollen, wenn es um Grindwalfang geht.»

Tierschützer appellieren an Fischereiminister

Zu den grössten Kritikerinnen und Kritikern der Tradition gehört die Tierschutzorganisation Sea Shepherd, die den «Grindadráp» seit Jahren als nicht mehr zeitgemässe Grausamkeit anprangert. Als Massnahme zur Nahrungsbeschaffung sei die Jagd schon längts nicht mehr nötig, sondern sei nur ein sinnloses Abschlachten. Zudem hätten die Tiere gegen die schnellen Motorboote keine Chance mehr. Die Jagd auf Meeressäuger sei nur legal, da die Färöer zwar zu Dänemark gehören, aber nicht zur EU. Aber auch andere Organisationen und zahlreiche Privatpersonen verurteilen das Treiben.

Am Dienstag schrieb nun Sea Shepherd einen offenen Brief an den Fischereiminister Jacob Vestergaard und bat ihn, die Praxis zu beenden. «Die Jagd nach Delfinen muss komplett aufhören. Sie wird bereits von der Mehrheit der färöischen Bürgerinnen und Bürger kritisiert. Es wird Zeit, dass du erkennst, dass diese Delfine es verdienen, geschützt zu werden. Ihr Lebenswille und ihre Unfähigkeit, sich während der Jagd zu unterwerfen, führen zu schrecklichem Leiden. Tun Sie das Richtige und hören Sie den Färöerinnen und Färöern zu, die fordern, dass dies endet.»

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(trx/AP)

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