SterbekapselNach dem Knopfdruck gibt es keinen Weg zurück
«The Last Resort» will die umstrittene «Sarco»-Sterbekapsel in der Schweiz einsetzen. Kantone wie Schaffhausen und Wallis haben den Einsatz bereits verboten. Am Mittwoch wurde die Kapsel vorgestellt.
So sieht der Sarco aus.
20minDarum gehts
Die neue Sterbeorganisation «The Last Resort» stellt an einer Medienkonferenz in Zürich die Sterbekapsel «Sarco» vor.
Das Gerät soll «ein medikamentenfreies Sterben» ermöglichen, heisst es vonseiten der Organisation.
Die Sterbekapsel «Sarco» war in den letzten Tagen in aller Munde. An einer Pressekonferenz hat sich die neue Sterbehilfeorganisation «The Last Resort» nun den Fragen der Medien gestellt. Florian Willet, ehemaliger Sprecher von Dignitas Deutschland, verspricht, dass der Sarco zum Einsatz kommen werde. Er selbst wolle eines Tages mithilfe der Kapsel sterben, sagt er. «Es ist der friedlichste Weg.»
Wann die Kapsel in der Schweiz eingesetzt wird, beantwortet die Rechtsanwältin Fiona Stewart nicht. Aus Respekt zur Person, welche das Gerät nützen möchte, wolle man keine Angaben machen. Jedoch solle das noch dieses Jahr geschehen. Bereits jetzt sei die Nachfrage nach dem Gerät sehr gross, so Willet.
Sterben mit dem Sarco kostet 18 Franken
Die Kantone Schaffhausen und Wallis haben den Einsatz der Sterbekapsel vorerst verboten. Hierzu sagt die Organisation: «Unseres Erachtens gibt es keine rechtlichen Hindernisse für die Verwendung dieses Instruments.» Die Anwälte der Sterbeorganisation seien mit mehreren Kantonen im Kontakt gewesen.
Man müsse kein Mitglied der Sterbeorganisation werden, um den Sarco zu nutzen. Zudem sei in der Kapsel zu sterben, gratis. Einzig den Preis des verwendeten Stickstoffs von 18 Franken müsse bezahlt werden. Auf die Frage, wieso es den «Sarco» brauche, sagt Stewart: «Wir wollen ein medikamentenfreies Sterben ermöglichen.»
Extra grosses Fenster, um in die Natur zu schauen
Die sterbewillige Person setzten sich laut dem Gründer der Organisation, Philip Nitschke, in den Sarco und drücke selbst einen Knopf, um den Fluss des Stickstoffs in die Kapsel auszulösen. Ab dann gebe es keinen Weg zurück, so Nitschke. Innert 30 Sekunden trete dann der Tod der Person ein. Die Person könne selbst entscheiden, wo der Sarco stehen soll – jedoch nicht auf öffentlichem Grund. Der Sarco verfüge aber laut Fiona Stewart über ein extra grosses Fenster, damit die sterbende Person zum Ende ihres Lebens noch in die Natur schauen könne.
Das sagt Exit Schweiz
Die etablierte Sterbehilfeorganisation Exit Schweiz distanziert sich in einer Pressemitteilung von Mittwoch ausdrücklich von der Suizidkapsel: «EXIT Deutsche Schweiz ist auf solche alternativen Methoden wie mit Stickstoff nicht angewiesen. In der Schweiz steht mit dem Sterbemedikament Natrium-Pentobarbital glücklicherweise ein sicheres und breit akzeptiertes Mittel zur Verfügung.»
Zudem sei es laut der Exit Schweiz wenig wahrscheinlich, dass «The Last Resort» in Zukunft grossflächig Sterbehilfe mit der Suizidkapsel anbieten werde können.
Laut Florian Willet sei die Schweiz der beste Ort, um den Sarco zu «etablieren»: «Die Schweiz ist eines der liberalsten Länder der Welt, das den Menschen sehr viele Freiheiten gibt. Sie ist das beste Land für den Sarco.»
Stickstoff-Nutzung umstritten
In den USA wurde kürzlich ein Häftling mit Stickstoff hingerichtet, Beobachter berichten über einen minutenlangen Todeskampf des Verurteilten. Auch Sterbewillige im Sarco würden mittels Stickstoff sterben. Laut Gründer Philip Nitschke sei beides aber nicht miteinander vergleichbar: «Es besteht ein grosser Unterschied, ob eine Person sterben möchte oder hingerichtet wird», so der Australier. Ausserdem würden die zum Tode Verurteilten eine Maske tragen, was per se schon sehr unbequem wäre. Im Sarco sei dies nicht der Fall.
Hast du oder hat jemand, den du kennst, Suizidgedanken? Oder hast du jemanden durch Suizid verloren?
Hier findest du Hilfe:
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858
Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen
Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29
Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch
Kinderseele Schweiz, Beratung für psychisch belastete Eltern und ihre Angehörigen
Angehörige.ch, Beratung und Anlaufstellen
Verein Familientrauerbegleitung.ch
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