Schlimmer als SuezkanalMega-Stau in chinesischem Hafen sorgt für Lieferengpass bei Migros und Aldi
Im Containerhafen Yantian in China steht der Verkehr aufgrund strenger Corona-Massnahmen fast still. Der Stau lähmt den Welthandel. Bereits verzeichnen Schweizer Detailhändler Lieferengpässe.
Darum gehts
Weltweit könnte es zu Lieferverzögerungen kommen.
Schuld ist ein Stau in einem der wichtigsten Containerhafen in China.
Der Verkehr ist aufgrund strenger Corona-Massnahmen teilweise lahmgelegt.
Im Schiffsverkehr stauts erneut: Im Containerhafen Yantian vor der chinesischen Metropole Shenzhen stehen die Frachter still. Grund dafür sind strikte Corona-Massnahmen. Rund die Hälfte des Verkehrs ist darum lahmgelegt – 84 Frachter haben zurzeit vor dem Hafen die Anker geworfen.
Der Mega-Stau hat schlimmere Auswirkungen auf den Welthandel als die Schiffspanne im Suezkanal Ende Mai. Denn jetzt sind die chinesischen Handelswege von und nach Asien, Europa und den USA gleichzeitig beeinträchtigt, wie die «Frankfurter Allgemeine» schreibt.
In der chinesischen Provinz wurden Ende Mai 150 neue Corona-Fälle gemeldet. Darum hat die Regierung strenge Restriktionen für den Schiffshandel erlassen: Frachter dürfen nur mit vorheriger Reservierung in die grossen Häfen der Region einfahren. Akzeptiert werden lediglich Buchungen für exportorientierte Container innerhalb von drei bis sieben Tagen vor der Ankunft der Schiffe.
Reedereien warnen vor Lieferverzögerung
Grosse Reedereien sprechen schon jetzt Warnungen vor deutlichen Lieferverzögerungen aus: Der Stau könnte die Weihnachtsexport-Saison bedrohen. So erhöht die weltweit führende Containerlinie Maersk die Lieferverzögerung durch den Containerstau von 14 auf 16 Tage.
Dabei steigen die Frachtpreise schon seit Monaten an. Denn es fehlen Container. So kostete der Transport eines 40-Fuss-Containers zwischen Asien und Europa Anfang 2020 rund 1500 Dollar. Inzwischen liegt der Preis bei 10’000 Dollar. Die Branche rechnet damit, dass die Preise im nächsten halben Jahr weiter steigen.
Velos, Haushaltsartikel oder Holzprodukte werden knapp
Den Stau in China bemerken auch die hiesigen Detailhändler: «Wir können bestätigen, dass wir im Non-Food-Bereich vereinzelt mit Lieferverzügen konfrontiert sind», sagt Aldi Suisse zu 20 Minuten. Aus geschäftspolitischen Gründen will sich der Discounter aber nicht zu den betroffenen Produkten äussern.
Auch die Migros rechnet mit vereinzelten Verzögerungen im Non-Food-Bereich. So könnten Velos, Haushaltsartikel oder Holzprodukte knapp werden, wie ein Sprecher bestätigt. Weil rund 70 Prozent der Esswaren im orangen Riesen aus der Schweiz stammen, komme es bei den Lebensmitteln aber kaum zu Einschränkungen.
Coop und Lidl spüren noch keine Auswirkungen von dem Schiffsstau in China, wie es auf Anfrage heisst. «Wir haben bereits vor einiger Zeit auf die allgemeine Lage im Seefrachtverkehr reagiert und entsprechende Massnahmen getroffen», sagt ein Coop-Sprecher. Generelle Engpässe seien darum kein Thema.
Einer der geschäftigsten Containerhäfen der Welt
Das Yantian International Container Terminal ist ein Tiefwasserhafen in Shenzhen, Guangdong, China. Der Hafen ist spezialisiert auf den Umschlag von Containern aller Art, von kleinen Frachtschiffen bis zu sehr grossen Containerschiffen. Nach Schanghai, Singapur und Ningbo ist Yantian die Nummer vier auf der Liste der geschäftigsten Containerhäfen der Welt.
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