«Mein Sexleben ist seit meiner HPV-Infektion nicht mehr das gleiche»

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Sexuell übertragbare Infektionen«Mein Sexleben ist seit meiner HPV-Infektion nicht mehr das gleiche»

Fast jede*r Zehnte hatte bereits einmal eine sexuell übertragbare Krankheit. Doch was passiert dabei eigentlich genau? Die 20-Minuten-Community teilt ihre Erfahrungen. Eine Sexualpädagogin klärt auf.

Laut der grossen Sex-Umfrage von 20 Minuten (siehe Box) hatte fast jede*r zehnte Schweizer*in schon mindestens einmal eine Geschlechtskrankheit.
Die Umfrage zeigte auch, dass nur knapp 50 Prozent der Schweizer*innen beim Casual Sex immer ein Kondom benutzen.
Wie die grosse Sexumfrage von 20 Minuten mit mehr als 22’000 Teilnehmenden zeigt, kannten bei den 16- und 17-jährigen 38 Prozent die Safer-Sex-Regeln gar nicht, 14 Prozent waren unsicher.
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Laut der grossen Sex-Umfrage von 20 Minuten (siehe Box) hatte fast jede*r zehnte Schweizer*in schon mindestens einmal eine Geschlechtskrankheit.

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Darum gehts

  • Laut der Sex-Umfrage von 20 Minuten hatte fast jede*r zehnte Schweizer*in schon mindestens einmal eine sexuell übertragbare Infektion.

  • Die 20-Minuten-Community erzählt von ihren prägenden Erfahrungen.

  • Besonders tückisch sind Infektionen, die keine oder keine klaren Symptome zeigen, aber zu Unfruchtbarkeit führen können.

  • Sexualpädagogin Katja Hochstrasser klärt auf und gibt Tipps.

Laut der grossen Sex-Umfrage von 20 Minuten (siehe Box) hatte fast jede*r zehnte Schweizer*in schon mindestens einmal eine Geschlechtskrankheit. Denn die meisten nehmen es mit dem Schutz nicht so genau. Laut der Umfrage nutzen nur knapp 50 Prozent der Schweizer*innen beim Casual Sex immer ein Kondom. Während 25 Prozent es von der Situation abhängig machen, verzichtet der Rest (25 Prozent) gleich gänzlich.

Die grösste Sexumfrage der Schweiz

22'659 Personen aus der ganzen Schweiz haben am 25. und 26. Juli 2020 online an der grössten Sexumfrage der Schweiz teilgenommen. 20 Minuten hat die Umfrage in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen LeeWas, das schweizweit auf Newsportalen regelmässig umfassende Abstimmungs- und Wahlumfragen macht, durchgeführt. LeeWas wichtet die Umfragedaten nach demografischen und geografischen Variablen. Der Fehlerbereich liegt bei 1,2 Prozentpunkten.

In der 20-Minuten-Community gibt es viele Leser*innen, die einschneidende Erfahrungen mit sexuell übertragbaren Krankheiten gemacht haben. Drei Leser*innen erzählen, wie sie sich angesteckt haben und welche Folgen sie bis heute begleiten.

«Plötzlich hatte ich schmerzhafte Bläschen und kleine offene Wunden»

Leserin N.S.* (27): «Ich habe mich beim ungeschützten Analsex bei meinem neuen Partner mit Genitalherpes angesteckt. Er wusste vorher nicht, dass er infiziert war, da er selbst keinerlei Symptome hatte. Plötzlich hatte ich schmerzhafte Bläschen und kleine offene Wunden im Genital- und Analbereich – es war schlimm.

Der erste Ausbruch ist in der Regel der extremste und hat bei mir fast einen ganzen Monat angedauert. Hat man sich einmal angesteckt, wird man die Infektion nie mehr ganz los. Man kann das Ausmass der Ausbrüche mit Hilfe von Medikamenten einigermassen unter Kontrolle behalten, aber sie leider nicht ganz unterbinden.»

«Ich spüre seither viel weniger beim Sex»

Leser K.B.* (36): «Ich habe mich mit HPV (Anm. d. Red.: Humane Papillomaviren) infiziert. Als ich einmal eine winzige Verletzung am Penis hatte, wuchs direkt neben dem Vorhautbändchen eine HPV-Warze. Diese wurde weggelasert. Da durch das Lasern eine Vernarbung und damit eine Verkürzung des Frenulums befürchtet wurde, wurde das sogenannte Frenulum, also das Vorhautbändchen, durchtrennt. Seither spüre ich viel weniger beim Sex, mein Orgasmus ist viel weniger stark und der Samenerguss ist im Vergleich zu vorher kaum noch vorhanden. Auch hat sich meine Libido stark verkleinert und ich habe Mühe, meinen Harndrang zu kontrollieren. Alles in allem fühlt es sich so an, als ob ich an diesem Tag 20 bis 30 Jahre älter geworden wäre. Die Situation hat sich praktisch nicht mehr verbessert, so dass heute Sex fast keine Rolle mehr spielt in meiner Beziehung. Ich leide stark darunter.»

«Ich hatte keine Symptome, hätte aber unfruchtbar werden können»

Leserin C.V.* (24): «Ich hatte einmal mit einem Typen etwas Lockeres am Laufen, der plötzlich meinte, er habe Schmerzen beim Wasserlassen. Da wir beim Sex nicht immer mit Kondom verhütet hatten, riet er mir, dass ich mich auch untersuchen lassen sollte. Ich glaubte nicht, dass ich mich angesteckt hatte, da ich gar keine Schmerzen oder andere Symptome hatte. Als ich dann nach der Untersuchung und dem Test Gewissheit hatte, war ich schockiert. Wir hatten beide Chlamydien. Doch während er Symptome hatte, spürte ich gar nichts.

Ich bin sehr froh, dass er mich damals über seine Situation informiert hatte. Aus Scham hätte er auch schweigen können. Ich weiss bis heute nicht, woher wir das hatten. Ob er es aufgelesen hatte oder ich – und wenn es von mir war, wie lange ich die Geschlechtskrankheit schon in mir trug. Die Behandlung war keine grosse Sache. Dreimal Antibiotika schlucken, dann ist die Infektion weg. Ohne Behandlung hätte ich aber unfuchtbar werden können. Ich habe definitiv aus der Sache gelernt und achte mehr auf geschützten Geschlechtsverkehr.»

«Nur etwa 30 Prozent der Betroffenen haben Symptome»

Katja Hochstrasser, Sexualpädagogin und Leiterin des Beratungs- und Testangebots SpiZ, findet die hohe Anzahl der Betroffenen wenig verwunderlich: «Die Krux bei Infektionen wie Chlamydien, Gonorrhö und Syphilis ist, dass nur etwa 30 Prozent der Betroffenen Symptome wie Juckreiz im Intimbereich, Brennen beim Wasserlassen oder farblich/geruchlich ungewöhnlichen Ausfluss entwickeln. Viele Menschen gehen damit nicht oder erst spät zum Arzt, weil sie sich schämen.»

Hinzu komme, dass die Symptome nach einer Woche oft wieder verschwinden und darum schnell vergessen gehen können. «Die Infektion bleibt aber bestehen, kann unbehandelt sogar zu Unfruchtbarkeit führen und man ist weiterhin ansteckend. Daher sollte man vor allem bei vaginalem und analem Sex mit einem*r neuen ungetesteten Partner*in immer ein Kondom verwenden.»

Was tun bei Symptomen einer Geschlechtskrankheit?

Beratung wie auch die Tests sind anonym möglich, sodass die Eltern nicht informiert werden. Einige Kantone bieten vergünstigte Testangebote für junge Menschen an. Fällt ein Testresultat positiv aus, müsse man zwingend die vorherigen Sexualpartner informieren, damit diese sich auch testen und gegebenenfalls behandeln lassen. :Online Safer-Sex-Check von LovelifeÜbersicht über Beratungs-, Behandlungs- und Testzentren in der Schweiz der Aids-HilfeAngebot der SpiZ in Zürich für junge Menschen (vergünstigte Angebote)Infos und Statistiken des Bundesamt für Gesundheit

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