«Meine Covid-Patienten erholten sich innert weniger Tage»

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Luzerner Ärztin testet Opaganib«Meine Covid-Patienten erholten sich innert weniger Tage»

Die Luzerner Hausärztin Andrea Ludwig hat zum ersten Mal in der Schweiz das Arzneimittel Opaganib gegen Covid-19 verabreicht und verzeichnet Erfolge.

Die Luzerner Hausärztin Andrea Ludwig verabreicht schweizweit zum ersten Mal ein vielversprechendes Arzneimittel namens Opaganib.
Opaganib wurde ursprünglich zur Behandlung von Gallengangstumoren und Prostatakrebs entwickelt. Nun nutzt die Luzerner Hausärztin dieses Medikament, um Corona-Patienten zu helfen.
Bislang konnte Andrea Ludwig fünf Patienten erfolgreich mit Opaganib behandeln.
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Die Luzerner Hausärztin Andrea Ludwig verabreicht schweizweit zum ersten Mal ein vielversprechendes Arzneimittel namens Opaganib.

praxisludwig.ch

Darum gehts

  • Die Hausärztin Andrea Ludwig hat in Luzern zum ersten Mal in der Schweiz das Arzneimittel Opaganib gegen Covid-19 verabreicht.

  • Sie behandelte mehrere Patientinnen damit als Ergänzung zur herkömmlichen Therapie.

  • Bei beiden Patienten verbesserte sich der Zustand rasch.

Für schwere Coronakrankheitsverläufe gab es bislang nur wenige Medikamente, die Linderungen für die Patienten verschafften. Nun testete die Luzerner Ärztin Andrea Ludwig das Arzneimittel Opaganib an Patienten mit dem Coronavirus.

Gegenüber der «Luzerner Zeitung» erzählte die Hausärztin zwei Beispiele. Einer 49-jährigen Frau, die mit der südafrikanischen Coronavariante erkrankte, ging es laut der Ärztin sehr schlecht. Nach rund einer Woche verabreichte sie zusätzlich zur herkömmlichen Therapie das Medikament Opaganib. Der Zustand der Patientin habe sich innert drei Tagen rasch verbessert. «Das Resultat mit Opaganib als Zusatztherapie ist spektakulär», so die Ärztin gegenüber der Zeitung.

Bei einem weiteren Fall war eine 82-jährige Risikopatientin an der brasilianischen Variante des Coronavirus erkrankt. Auch sie befand sich gemäss Bericht in einem schlechten Zustand. Nach der Behandlung mit Opaganib, verbesserte sich auch ihr Zustand rasch. Zudem sei laut der Ärztin erstaunlich, dass der Coronatest bei beiden Patientinnen schon nach drei Tagen negativ war.

Bislang behandelte Ludwig erst eine Handvoll dieser Fälle. «Bisher habe ich fünf Patienten mit Opaganib behandelt und bei jedem konnte das gleiche Ergebnis erzielt werden. Meine Patienten erholten sich innert weniger Tage», so Ludwig gegenüber von 20 Minuten. «Sie konnten zudem wenige Tage danach alle negativ auf Corona getestet werden», so Ludwig weiter.

Auf die Frage, wie lange die Behandlung mit dem Medikament dauert, sagt Ludwig: «Das Medikament wird über 14 Tage zweimal täglich eingenommen. Der Vorteil an Opaganib ist, dass es gleichzeitig mit anderen Medikamenten, wie beispielsweise Antibiotika, eingenommen werden kann.»

«Opaganib minimiert ebenfalls die Chance an Spätfolgen des Virus zu leiden. Zusätzlich verhindert es die Mutation des Virus.» Die Nebenwirkungen von Opaganib sind laut Ludwig vergleichbar mit jenen von leichten Entzündungshemmern wie Ibuprofen oder Dafalgan. Die Hausärztin erwähnt weiter, dass dieses Medikament auch nach einer Heilung von Covid eingenommen werden könne um so beispielsweise Lungenbeschwerden, die durch die Krankheit ausgelöst wurden, zu bekämpfen.

Offiziell nicht in der Schweiz zugelassen

Gemäss Bericht der «Luzerner Zeitung» wurde Ludwig durch Fachartikel und präklinische Studien aufmerksam auf das Medikament. Das Produkt sei eine neue chemische Substanz mit einem nachgewiesenen Dreifacheffekt auf die pathologisch-physiologischen Prozesse, die mit Covid-19 verbunden sind. Das ist laut der Ärztin einzigartig. Ursprünglich wurde Opaganib zur Behandlung von Gallengangstumoren und Prostatakrebs entwickelt.

Dass Opaganib nicht nur gegen Krebs wirkt, ist für den Hersteller RedHill Biopharma Jahren nichts Neues. Das Arzneimittel soll antiviral sowie entzündungshemmend wirken und so die Replikation der Viren verhindern. «Das sind genau jene Eigenschaften, die auch gegen Covid-19-Erkrankungen helfen», sagt der operative Geschäftsleiter Gilead Raday.

Offiziell ist es in der Schweiz noch nicht zugelassen. Unter der Bezeichnung «compassionate use» dürfen nicht-zugelassene Arzneimittel aber eingesetzt werden, wenn es sich um besonders schwere Krankheitsfälle handelt, bei denen zugelassene Medikamente nicht zufriedenstellend wirken.

Luzerner Kantonsspital gibt sich zurückhaltend

Andrea Ludwig bezeichnet Opaganib als sehr gutes Medikament mit Potenzial. Sie kann sich auch vorstellen, die noch vorhandenen Opaganib-Pillen bei Interesse an Spitäler oder Ärzte abzugeben. Das Luzerner Kantonsspital gibt sich auf Anfrage der «Luzerner Zeitung» zurückhaltend. «Wir setzen am LUKS keine Substanzen ein, deren Wirksamkeit nicht entsprechend gut belegt ist», sagt Philipp Kaiser, Oberarzt Infektiologie und Spitalhygiene. Es wäre laut Kaiser aber sehr wünschenswert, wenn man mehr und wirksamere Medikamente zur Behandlung von Covid-19 hätte.

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