PaläontologieMenschen rotteten Mammut nicht aus
Lange beherrschten grosse Pflanzenfresser wie Mammuts oder Mastodonten die nordamerikanischen Ebenen. Vor knapp 15 000 Jahren änderte sich das. Aber es war wohl nicht der Mensch, der dafür verantwortlich war.
Das Verschwinden der Grosssäuger auf dem nordamerikanischen Kontinent ist längst bekannt und gut dokumentiert. Mammut, Riesenfaultier, Mastodon und 30 weitere Säugetierarten, darunter alle Spezies mit mehr als einer Tonne Körpergewicht, starben in kurzer Zeit aus. Hauptverdächtiger für das Massensterben war bisher der Mensch: Zahlreiche Wissenschaftler gingen davon aus, dass es der Clan der Clovis-Menschen gewesen war, der dieser so genannten Megafauna nach der letzten Eiszeit den Garaus machte. Alternativ sah man noch einen Meteoriteneinschlag als mögliche Ursache für das Verschwinden der grossen Pflanzenfresser.
Pilzsporen im Mammut-Dung
Jacquelyn Gill von der Universität von Wisconsin in Madison und ihr Team von Paläontologen haben diese Thesen nun in Frage gestellt. Bei der Untersuchung von Pilzsporen im Tausende von Jahren alten Mammut-Dung kamen die Forscher zum Ergebnis, dass es mit den Grosssäugern mindestens 1000 Jahre vor dem Erscheinen der Menschen auf dem noramerikanischen Kontinent bergab ging.
Die Sporen des Pilzes Sporomiella finden sich bevorzugt in den Exkrementen von grossen Pflanzenfressern. Gill und ihr Team suchten nun verschiedene Sedimentschichten nach Sporen ab; je mehr davon gefunden wurden, desto dichter musste die betreffende Gegend in dieser Zeit von Pflanzenfressern besiedelt gewesen sein. Vor etwa 13 800 Jahren habe die Zahl der Sporen stark abgenommen, berichten die Wissenschaftler im US- Fachjournal «Science».
Kein «Blitzkrieg»
Es habe sich jedoch um einen graduellen Prozess gehandelt, stellt Gill fest. Somit könne ein Meteoriteneinschlag als Ursache für das Aussterben der Megafauna ausgeschlossen werden. Und auch ein «Blitzkrieg» von menschlichen Jägern gegen die Grosssäuger sei nicht mit den Daten der Sporen vereinbar.
Mit dem Verschwinden der grossen Pflanzenfresser wandelte sich auch das Erscheinungsbild der grossen Ebenen entscheidend. Eine neue Vegetation entstand: «Es begann vor 14 800 Jahren und zog eine grundlegende Wandlung der Pflanzengesellschaften nach sich», erklärt John Williams von der Universität von Wisconsin. Mit anderen Worten: Nicht die Veränderung der Pflanzenwelt brachte die Pflanzenfresser zum Aussterben, sondern deren Verschwinden veränderte die Flora.
Warum aber die grossen Säuger allesamt verschwanden, können die Forscher zurzeit nicht sagen.