Business-NetzwerkMicrosoft kauft Linkedin für 26 Milliarden
Softwareriese Microsoft will das Karrierenetzwerk Linkedin kaufen – für mehr als 26 Milliarden Dollar.

Bald soll auch Linkedin zum Portfolio gehören: Logo vor dem Besucherzentrum von Microsoft in Washington.
KeystoneDer Softwareriese Microsoft will das Karrierenetzwerk Linkedin kaufen und dafür 26,2 Milliarden Dollar zahlen, wie das Unternehmen mitteilte. Der Vertrag sei bereits unterzeichnet.
In dieser Summe sind auch die Geldreserven von Linkedin eingerechnet. Sie lagen zum Ende des ersten Quartals bei gut drei Milliarden Dollar.
Microsoft bietet 196 Dollar pro Aktie. Das ist ein satter Aufpreis von 49,5 Prozent auf den Schlusskurs von 131.08 Dollar von Freitag. Im Vergleich zu Kursen im vergangenen Jahr ist es allerdings noch eine Art Schnäppchen: Die Linkedin-Aktie hatte zeitweise über 260 Dollar notiert.
Microsoft-Aktie fiel um vier Prozent
Anleger zeigten sich in einer ersten Reaktion nicht überzeugt von dem Deal: Die Microsoft-Aktie fiel zum Auftakt des US-Handels um rund vier Prozent. Dafür schossen die Titel von Linkedin zu Handelsbeginn knapp 48 Prozent nach oben.
Microsoft-Chef Satya Nadella erklärte, das Team von Linkedin habe ein «fantastisches Geschäft» aufgebaut. «Zusammen können wir das Wachstum beschleunigen.» Auch die Bürosoftware Office 365 und Dynamics würden mit dem Kauf wachsen – «weil wir jeden Menschen und jedes Unternehmen auf der Welt damit ausstatten wollen».
Microsoft braucht neue Felder
Nadella führt Microsoft seit Februar 2014 und gab dem Unternehmen einen neuen Kurs. Traditionell lebte Microsoft vor allem davon, Windows-Software für PC sowie seine Office-Büroprogramme zu verkaufen.
Doch mit dem Schrumpfen des PC-Marktes ist die Geldmaschine Windows weniger verlässlich geworden. Und für Office gibt es günstige Konkurrenz unter anderem von Google sowie anderen Anbietern, die mobile Geräte im Visier haben.
Nadella setzt auf Abos statt auf Kaufsoftware und gab das Ziel aus, Onlinedienste von Microsoft auf allen Plattformen verfügbar zu machen – also zum Beispiel auch auf Apples iPhones und iPads und Geräten mit dem Google-System Android.
Bei Linkedin bleibt alles beim Alten
Linkedin, gestartet 2003, gehört zu den Veteranen unter den Onlinediensten. Die Firma ist seit Frühjahr 2011 an der Börse notiert. Das Karrierenetzwerk solle seine Marke behalten und unter dem Dach des Microsoft-Konzerns unabhängig agieren. Linkedin-Chef Jeff Weiner werde seinen Job behalten und direkt Nadella unterstehen.
Das Karrierenetzwerk hat im vergangenen Quartal einen Verlust von 46 Millionen Dollar eingefahren, im abgelaufenen Jahr betrug das Minus 166 Millionen Dollar.
Acht Millionen deutschsprachige Nutzer
Linkedin setzt seit Jahren auf Datenanalyse zur Hilfe bei der Personalsuche. Zuletzt wurde auch die integrierte Blog-Plattform wichtig, über die bekannte Unternehmer wie zum Beispiel Virgin-Gründer Richard Branson Artikel veröffentlichen.
Bei Linkedin können sich Nutzer in beruflichen Profilen vorstellen, nach neuen Jobs Ausschau halten und mit anderen Mitgliedern kommunizieren. Unternehmen nutzen das Portal auch für die Suche nach Mitarbeitern. Im ersten Quartal 2016 kletterte die weltweite Nutzerzahl von 414 auf 433 Millionen. Pro Monat waren 105,5 Millionen von ihnen aktiv.
Im deutschsprachigen Raum überschritt Linkedin die Marke von acht Millionen Mitgliedern. Der Konkurrent Xing hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz über zehn Millionen Mitglieder – beschränkt sich aber weitgehend auch auf diese Region. (jros /sda)