Microsoft vergibt erstmals Lizenz für Windows-Quellcode
Unter dem Druck möglicher weiterer Geldstrafen hat der Software-Riese Microsoft erstmals eine Lizenz für den Windows-Quellcode vergeben.
Das kalifornische Unternehmen Quest erhalte damit Zugang zu den Kommunikationsprotokollen der Server-Betriebssysteme, teilte Microsoft am Donnerstag in Brüssel mit. Der US-Konzern kommt damit einer Auflage der EU-Kommission nach, die Microsoft in der vergangenen Woche mit der Verhängung eines dritten Bussgelds gedroht hatte.
Man verhandele mit weiteren Unternehmen ebenfalls über Lizenzen, erklärte Microsoft weiter. Eine Gruppe von Microsoft-Konkurrenten erklärte jedoch, die Konzession an Quest trage den Forderungen der EU-Kommission nicht ausreichend Rechnung. Schliesslich handele es sich bei Quest nicht um einen Wettbewerber, sondern um ein Partnerunternehmen von Microsoft, erklärte das Europäische Komitee für Interoperable Systeme (European Committee for Interoperable Systems - ECIS). ECIS vertritt unter anderem IBM, Nokia, Sun Microsystems und Oracle.
Die EU-Kommission warf Microsoft in der vergangenen Woche vor, die von den EU-Wettbewerbshütern vor fast drei Jahren verhängten Auflagen nur unzureichend erfüllt zu haben. Microsoft verlange seinen Konkurrenten für die Bereitstellung der Quell-Codes für bestimmte Software-Schnittstellen überhöhte Preise ab. Die fraglichen Informationen enthielten keine Innovationen, die diese Preise rechtfertigen würden.
Das angedrohte Bussgeld folgt aus einer Kommissionsentscheidung vom März 2004. Die Brüsseler Behörde verhängte damals eine Rekordstrafe über 497 Millionen Euro gegen Microsoft mit der Begründung, der Software-Riese missbrauche seine marktbeherrschende Stellung. Die Kommission forderte, Microsoft müsse seinen Konkurrenten Einblick in den Quell-Code von Software-Schnittstellen gewähren, damit diese ihre Produkte besser an das Microsoft-Betriebssystem Windows anpassen können. (dapd)