Mittels KI entwickelt: Neues Migrolino-Sandwich sorgt für Spott

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«Zu faul?»Rezept von KI: Migrolino-Sandwich sorgt für Häme im Internet

Ein Poulet-Sandwich von Migrolino sorgt für Spott: Die Rezeptur stammt von einer künstlichen Intelligenz. Laut Experten kommt KI bei der Lebensmittelproduktion aber schon länger zum Einsatz.

«Recipe generated by AI»: Auf der Packung dieses Migrolino-Sandwiches wird darauf hingewiesen, dass das Rezept mittels KI erstellt wurde.
Die Migros lancierte zusammen mit Vivi Kola bereits 2023 ein KI-basiertes Getränk, das mittlerweile nicht mehr im Sortiment ist.
Auch Coca-Cola lancierte mit «Coca-Cola 3000» ein KI-Produkt, das vor allem die Gen Z ansprechen sollte.
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«Recipe generated by AI»: Auf der Packung dieses Migrolino-Sandwiches wird darauf hingewiesen, dass das Rezept mittels KI erstellt wurde.

Reddit

Darum gehts

  • Ein Poulet-Sandwich von Migrolino wird im Netz verspottet.

  • Der Grund: Das Rezept wurde mittels künstlicher Intelligenz erstellt.

  • Laut Experte kommt KI bei der Entwicklung von neuen Produkten ständig zum Einsatz, nur werde das nicht deklariert.

  • Migrolino betont, dass die KI nur ein Hilfsmittel ist und Mitarbeiter die Rezepte verfeinern.

Ein Poulet-Sandwich von Migrolino sorgt auf der Internet-Plattform Reddit für Spott und Häme. Der Grund: Das Rezept des Sandwiches stammt von einer künstlichen Intelligenz. Vor allem, dass Migrolino das auch ganz offiziell auf die Verpackung schreibt, verwundert viele: «Kaum zu fassen, dass Unternehmen ihre eigene Faulheit und Inkompetenz anpreisen», kommentiert etwa ein User. Ein anderer fragt sich: «Ist das etwa ein Warnhinweis?»

Innerhalb eines Tages hat das Bild des «Truly Good»-Sandwiches über 500 Kommentare ausgelöst: «Soll die KI das Sandwich doch selber essen» oder «Konntet ihr euch keine eigene Kombi aus Brot, Fleisch und Sauce überlegen?» Manche Reddit-User greifen lieber gleich zu etwas anderem: «Das allein bedeutet schon, dass ich es weder kaufe noch esse.»

Nicht das erste KI-Produkt

Corsin Camenisch, Experte für die Schweizer Lebensmittelbranche, überraschen diese Reaktionen nicht: «Auch ich empfinde den KI-Hinweis als abschreckend.» Die Menschen seien gegenüber solchen KI-Entwicklungen eher kritisch eingestellt: «Wahrscheinlich handelt es sich beim Migrolino-Sandwich um eine Marketingstrategie. Was man sich aber davon verspricht, ist mir ein Rätsel.»

Migrolino ist nicht der erste Anbieter, der ein KI-generiertes Produkt lanciert. 2023 hatte die Migros gemeinsam mit Vivi Kola das KI-Getränk «Vivi Nova» im Sortiment. Auch Coca-Cola brachte ein solches Produkt auf den Markt. Beide sind inzwischen wieder aus den Regalen verschwunden. Die Migros begründet den Rückzug gegenüber 20 Minuten damit, dass der anfängliche Hype schnell verflogen sei. Coop führe derzeit keine vergleichbaren Artikel, heisst es auf Anfrage.

Laut eigenen Angaben war die Migros die erste Detailhändlerin der Welt, die ein KI-generiertes Getränk auf den Markt brachte. Mittlerweile ist das Getränk nicht mehr im Sortiment.

Laut eigenen Angaben war die Migros die erste Detailhändlerin der Welt, die ein KI-generiertes Getränk auf den Markt brachte. Mittlerweile ist das Getränk nicht mehr im Sortiment.

Migros

Keine Deklarationspflicht für KI-Lebensmittel

Für Camenisch ist klar: «Solche Produkte werden zunehmen, aber oft ohne das Wissen der Konsumentinnen und Konsumenten.» Denn eine Deklarationspflicht für KI-Rezepte gebe es in der Branche nicht. Künstliche Intelligenz käme bei der Entwicklung von Lebensmitteln längst täglich zum Einsatz – vor allem für kreative Inputs. «Früher schickte man ein Produktteam drei Tage nach London, um neue Trends zu erkunden. Heute kann eine KI diese Marktanalysen übernehmen und gleich Rezeptvorschläge machen.»

Die Entwicklungszeit eines Produktes werde so massiv verkürzt – und günstiger werde es auch. Während Produktentwickler früher von Grund auf brainstormten und verschiedene Produktmuster herstellten, liefere die KI mittlerweile fertige Vorschläge, inklusive Zutatenliste und Namen. «Natürlich wird das Endprodukt dann trotzdem noch getestet und daran geschliffen. Aber gewisse Jobs braucht es künftig sicher weniger.»

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Das sagt Migrolino

Auf Anfrage schreibt Migrolino, dass es sich beim «Truly Good High Protein Chicken A.I. Sandwich» um das zweite Produkt mit KI-generierten Rezept handle. Die KI diene lediglich als Tool zur Umsetzung von Markttrends. «Obwohl die KI bei der Entwicklung des Rezepts eine zentrale Rolle spielt, sind es letztlich unsere Mitarbeiter, die diese Trends erkennen und die Rezepturen verfeinern.»

Der Hinweis auf der Verpackung, dass das Rezept KI-generiert ist, diene dazu, die innovative Herangehensweise zu betonen und Transparenz gegenüber der Kundschaft zu schaffen. Die Kritik aus dem Netz scheint Migrolino nicht abzuschrecken: Man rechne mit einer hohen Nachfrage – genauso wie beim ersten KI-Produkt, einem Pastrami-Baguette, das sich als Bestseller etabliert habe. Alle anderen Produkte werden laut Migrolino ohne KI-Unterstützung entwickelt.

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