Preisaufschlag bei CoopMigros füllt Rahm für Konkurrentin Coop ab
Die Schweizer Detailhandelsriesen arbeiten enger zusammen als wohl viele vermuten. Auch die Coop-Gruppe produziert für die Konkurrenz.
Darum gehts
Ein News-Scout entdeckt denselben Rahm bei Migros und Coop.
Der Herstellercode ist derselbe und gehört zu einer Migros-Tochter.
Trotzdem ist der Rahm bei Coop teurer.
Bei Coop gibt es Vollrahm der eigenen Produktelinie Qualité & Prix im Dreierpack à 125 Milliliter für 4.15 Franken. Wer genau hinschaut, sieht, dass es derselbe Rahm wie bei der Migros ist, aber in einer anderen Verpackung. Bei der Migros gibt es das Dreierpack zudem um fünf Rappen günstiger für 4.10 Franken.
Das kann bei Konsumentinnen und Konsumenten für Verwirrung sorgen. So etwa bei Newsscout N.* Er findet es «unglaublich», dass Coop seine Produkte von der Migros produzieren lässt und dabei die Herkunft nicht klar angebe wie bei der Migros, aber mit dem Coop-Slogan Qualité & Prix bewerbe.
Bemerkt hat er das, weil die Molkerei-Nummer CH2434 auf den beiden Rahm-Verpackungen identisch ist. Der Rückverfolgbarkeitscode (siehe Box) zeigt als Produzent des Rahms die Firma Estavayer Lait an, die zur Migros-Tochter Elsa-Mifroma gehört.
Lebensmittel tierischer Herkunft lassen sich nachverfolgen
Lebensmittel tierischer Herkunft wie Milch und Eier müssen mit einer Code-Nummer versehen sein, damit sich der Hersteller und das Herkunftsland identifizieren lassen. Auf der Website des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen findet sich eine Liste der bewilligten Betriebe.
Die Migros findet die Fremdabfüllerei ihrer Industrietöchter für die Konkurrenz «gar nicht so ungewöhnlich», wie ein Sprecher auf Anfrage sagt. Dadurch sei der Betrieb besser ausgelastet, was zu einer höheren Kostendeckung führe.
Eine Coop-Sprecherin erklärt, dass die Detailhändlerin neben anderen Produzenten auch ein begrenztes Sortiment der Migros-Tochter ELSA bezieht, darunter Milchprodukte wie Joghurt und Rahm. Umgekehrt würden gewisse Markenprodukte der Produktionsbetriebe der Coop-Gruppe auch in die Kanäle der Mitbewerberin fliessen.
Coop prüfe laufend die Angebote verschiedener Lieferanten. Priorität hätten dabei Schweizer Produkte, die die Schweizer Landwirtschaft stärkten sowie die Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Inland sicherten.
Merkwürdige Preisbegründung
Den Preisunterschied von fünf Rappen beim Dreierpack begründet die Sprecherin damit, dass die Milch für den Rahm IP-Suisse-zertifiziert ist. Dafür erhielten die Produzenten fünf Rappen mehr pro Liter Milch. Tatsächlich prangt auf den Rahm-Packungen bei Coop das Marienkäfer-Logo von IP Suisse.
Zwar ist auch die Milch im Rahm der Migros IP-Suisse-zertifiziert, ein Logo auf der Verpackung fehlt aber. Die Migros will dies ändern, sobald die «alten» Verpackungen aufgebraucht sind, begründet ein Sprecher mit Verweis auf die Nachhaltigkeit.
«Coop hat keine Molkerei»
In der Industrie ist man nicht überrascht über die Zusammenarbeit der Migros-Tochter mit Coop. «Coop hat keine eigene Molkerei und muss deshalb ohnehin alle Milchprodukte zukaufen», sagt Lorenz Hirt, Geschäftsführer des Nahrungsmittelindustrieverbands Fial, zu 20 Minuten.
Das sei ganz normal, auch die Migros kaufe bei anderen Produzenten ein, weil die Unternehmenstochter Elsa nicht alles selbst herstellen könne. Bei vielen Eigenmarkenprodukten sehe man gar nicht, wer der Hersteller ist. Die Rückverfolgbarkeit ist nur bei Lebensmitteln mit tierischer Herkunft zwingend, so Hirt.
Auch Babette Sigg, Präsidentin des Schweizerischen Konsumentenforums, sieht darin kein Problem. «Viele Produzenten in der Schweiz produzieren nicht nur Eigenmarken, sondern auch für andere Unternehmen», sagt Sigg auf Anfrage. Ein Skandal sei das nicht. «Es ist keine Täuschung, der Konsument oder die Konsumentin erhält Schweizer Rahm von guter Qualität», so Sigg.
*Name der Redaktion bekannt.
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