Sudan: Der vergessene Krieg

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Millionen VertriebeneDer vergessene Krieg im Sudan

Die Kriege in der Ukraine und in Gaza beherrschen die Schlagzeilen. Seit 10 Monaten herrscht aber auch Krieg im Sudan – mit tausenden Toten.

Seit 10 Monaten herrscht zwischen den Machthabern Abdelfattah Al-Burhan..
..und Mohamed Hamdan «Hemeti» Daglo ein erbitterter Bürgerkrieg um die Vorherrschaft im Land.
Der Krieg im Sudan hat bereits mehr als 14 000 Opfer gefordert.
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Seit 10 Monaten herrscht zwischen den Machthabern Abdelfattah Al-Burhan..

AFP

Darum gehts

  • Im Sudan tobt seit 10 Monaten ein Krieg zwischen den Machthabern der Armee und der Paramilitärs.

  • Der Krieg im Sudan hat bereits mehr als acht Millionen Menschen aus ihrer Heimatgegend vertrieben und über 14 000 Opfer gefordert.

  • Laut der UN wurden von beiden Machthabern Kriegsverbrechen begangen.

Während die Blicke der Welt derzeit auf die Ukraine und den Nahen Osten gerichtet sind, spielt der Krieg im Sudan in der Öffentlichkeit nur eine Nebenrolle. Dabei ist es ein Land, das seit Jahren nicht zur Ruhe kommt.

So kam es zum Krieg

Am 11. April 2019 wurde der langjährige Staatspräsident und Diktator Umar al-Baschir nach Protesten der Bevölkerung durch das Militär gestürzt. Der Putsch wurde von der sudanesischen Armee, SAF, gemeinsam mit der paramilitärischen Gruppe RSF ausgeführt. Die Führer der beiden Parteien, General Abdelfattah Al-Burhan von der SAF und General Mohamed Hamdan «Hemeti» Daglo von der RSF, zerstritten sich darauf. Am 15. April 2023 eskalierte dieser Konflikt. Seitdem bekriegen sich die zwei Machthaber um die Nachfolge von Al-Baschir und ziehen damit das ganze Land ins Verderben.

Das sind die Folgen des Krieges

Mittlerweile ist der Sudan nach den aktuellsten UN-Angaben mit mehr als acht Millionen Menschen auf der Flucht das Land mit den weltweit meisten Flüchtlingen und Vertriebenen. Davon sind knapp 6 Millionen Menschen als Binnenvertriebene innerhalb des Sudan auf der Suche nach Sicherheit. Mindestens 14’600 Menschen seien durch den Machtkampf der beiden Parteien umgekommen. Laut der Welthungerhilfe ist die humanitäre Situation verheerend. Man sei damit beschäftigt, die Trinkwasserversorgung zu sichern – was in dem grösstenteils trockenen Land auch ohne den Krieg nicht einfach ist. Schon jetzt gibt es zahlreiche Cholera-Fälle im Land. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs finde auch praktisch keine Bildung mehr statt.

Diese Kriegsverbrechen werden vorgeworfen

In einem aktuellen UN-Bericht wird sowohl der SAF als auch der RSF vorgeworfen, Angriffe in dicht besiedelten Gebieten durchgeführt zu haben, auch in Zonen, in denen Zivilisten Schutz suchten. Der Bericht stützt sich auf Aussagen von über 300 Opfern und Augenzeugen sowie auf die Analyse von Bildmaterial. Darin dokumentierte Gewalttaten wie Vergewaltigungen, Zwangsrekrutierungen, ethnisch motivierte Übergriffe und willkürliche Tötungen könnten als Kriegsverbrechen eingestuft werden. Ein glaubwürdiges Video, das die Enthauptung von Studenten durch Männer in SAF-Uniformen zeige, wird derzeit vom Menschenrechtsbüro geprüft.

Ist ein Ende des Krieges zu erwarten?

Seit Monaten gibt es keine ernsthaften Gespräche über eine Waffenruhe zwischen Al-Burhan und Hemeti. Stattdessen haben sich die Kämpfe in letzter Zeit intensiviert. Aktuell scheinen die RSF unter Hemetis Führung die Oberhand zu haben, nachdem sie Mitte Dezember die Kontrolle über die staatlichen Getreidespeicher übernommen haben. Hemeti strebt an, den Krieg bis zum muslimischen Fastenmonat Ramadan in zwei Wochen zu seinen Gunsten zu entscheiden. Wiederum soll die SAF im Februar die militärische Ausrüstung der RSF in der Hauptstadt Khartum beschlagnahmt haben.

Im Februar habe die SAF nach eigenen Angaben die militärische Ausrüstung der RSF in der Hauptstadt Khartum beschlagnahmt.

AFP/9. Februar 2024, Khartum (Sudan)

Matthias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe, erklärte kürzlich der Nachrichtenagentur DPA, dass ein baldiges Ende des Konflikts eher unwahrscheinlich sei: «Beide Gruppen glauben, dass sie eigentlich die Oberhand der Situation haben. Das bedeutet für die Zivilbevölkerung nichts Gutes.»

Beschäftigt dich oder jemanden, den du kennst, der Krieg in der Ukraine?

Hier findest du Hilfe für dich und andere:

Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration)

Kriegsangst?, Tipps von Pro Juventute

Beratungsangebot (Deutsch, Ukrainisch, Russisch), von Pro Juventute

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

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