Milo Moiré provoziert mit nacktem Baby

Aktualisiert

Performance-KunstMilo Moiré provoziert mit nacktem Baby

Einmal mehr sorgt die Schweizer Performance-Künstlerin Milo Moiré für Furore. In Münster irritiert sie mit einem nackten Säugling, den sie durch die Ausstellung trägt.

von
bee
Milo Moiré am Wochenende im LWL-Museum in Münster.
Moiré war Stargast bei der Finissage der Ausstellung «Das nackte Leben».
Mit einem Säugling auf dem Arm spazierte die Performance-Künstlerin durch die Ausstellung.
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Milo Moiré am Wochenende im LWL-Museum in Münster.

ZVG

Gänzlich unbekleidet machte sich Milo Moiré im vergangenen Sommer auf den Weg, die Art Basel zu besuchen, splitternackt presste sie vor der Messe Art Cologne in Köln mit Farbe gefüllte Eier aus ihrer Vagina, und genauso entblösst pendelte sie in der Düsseldorfer U-Bahn. Sich in der Öffentlichkeit auszuziehen, gehört zum beharrlichen Konzept der Schweizer Performance-Künstlerin, die Blicke (und nicht nur diejenigen der arrivierten Kunstszene) auf sich zu ziehen, zum Programm. «Ich betrachte Nacktheit als etwas Natürliches, Gottgegebenes», so die Künstlerin.

So sorgte Moiré auch jüngst an der Finissage der Ausstellung «Das nackte Leben» im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster wieder für Aufsehen. Ein Ausstellungstitel, der übrigens wie auf die Künstlerin mit spanisch-slowakischen Wurzeln zugeschnitten schien.

Zum lebendigen Akt geworden

Zwischen den Werken von Francis Bacon, Lucian Freud, David Hockney und anderen Künstlern spazierte Moiré konzentriert durch die Ausstellungsräume – nackt selbstverständlich. Doch dieses Mal war sie nicht die Einzige, die keine Kleider trug. In den Armen hielt sie einen Säugling, kaum ein Jahr alt, nur in Windeln gehüllt. Gemeinsam schauten sie sich die Aktbilder an und wurden so aufgrund ihrer Nacktheit selbst zum lebendigen Akt.

Wie schon bei der Performance «The Script System» in Basel, wo Kleidungsstücke als blosse Begriffe wie «Bra», «Shirt» oder «Slip» auf Moirés Körper angedeutet waren, sowie bei «The PlopEgg Painting – A Birth of Picture» versuchte die Künstlerin die Grenzen zwischen Kunst und Alltag mit vollem Körpereinsatz auszuloten. Dabei setzte sie das Stilmittel der Provokation gekonnt ein. Nackte Haut als ambivalentes Zeichen der Blösse, der kollektiven Verletzlichkeit, als Sinnbild für die Sehnsucht nach Nähe.

Mit der radikalen Aktion im LWL-Museum will Milo Moiré die Grundhaltung zu abstrakter und figurativer Kunst hinterfragen. Und durch die unmittelbare Erfahrung des lebendigen Aktes dazu auffordern, gewohnte Wahrnehmungsformen zu reflektieren. Trotz oder gerade wegen der Irritation, für die die Performance sorgte, dürfte zumindest dies bei den Besuchern gelungen sein.

Milo Moiré – das Nackt-Interview

Milo Moiré wird der Zugang an die Art Basel verweigert

(«The PlopEgg Painting Performance» nennt Moiré diese Aktion. Quelle: Youtube/MiloMoire)

Milo Moiré an der Art Basel

(Video: Youtube/Art Fido.com)

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