Daniel Vasella wollte mit diesen Tricks Steuern sparen

Aktualisiert

Ex-Novartis-PräsidentMit diesen Tricks wollte Daniel Vasella Steuern sparen – bis ihn das Gericht stoppte

Ex-Novartis-Präsident Daniel Vasella versuchte, sich um die Besteuerung seiner Millionenabfindungen zu drücken. Das zeigt jetzt ein bisher unbekanntes Gerichtsurteil. Sein Versuch misslang. Die Behörden kamen ihm auf die Schliche.

Mit einem angeblichen Umzug nach Monaco wollte sich Daniel Vasella Teilen seiner Steuerschuld in der Schweiz entledigen. 
Doch: Unter anderen der tiefe Wasserverbrauch in seinem Monaco-Apartment liess die Behörden stutzig werden.  
Auch verdächtige Kreditkartenzahlungen und Nespresso-Einkäufe wurden Vasella in dem Steuerstreit zum Verhängnis.
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Mit einem angeblichen Umzug nach Monaco wollte sich Daniel Vasella Teilen seiner Steuerschuld in der Schweiz entledigen. 

Iris C. Ritter FuW

Darum gehts 

  • Ein neu veröffentlichtes Gerichtsdokument zeigt, wie sich Daniel Vasella um einen «äusserst hohen» Steuerbetrag drücken wollte. 

  • Das Gericht konnte jedoch beweisen, dass Vasella nicht wirklich in Monaco wohnte. 

  • Unter anderem der tiefe Wasserverbrauch in seinem Monaco-Apartment überführte Vasella. 

Ein bisher unbekanntes Urteil des Zuger Verwaltungsgerichts vom September 2020 wurde heute von der «SonntagsZeitung» offengelegt. Es belegt, dass Daniel Vasella, bis 2010 CEO, danach bis 2013 Verwaltungsratspräsident von Novartis, mit einer Umsiedlung nach Monaco versuchte, Steuern zu vermeiden.


Mitte März 2013 hatte er verkündet, er werde jetzt in die USA umziehen. Wie sein künftiges Leben dann aussehe, wisse er noch nicht, sagte er damals im «Blick». Tatsächlich, so schreibt die «SonntagsZeitung», habe er damals schon eine Wohnung in Monaco gemietet. Allerdings sei er in Wahrheit schlicht in der Schweiz geblieben, in Risch ZG.

Zog er wirklich nach Monaco?

Ein Umzug nach Monaco hätte ihm die Besteuerung seiner letzten Abfindungen erspart. Die waren wohl nicht so hoch wie ursprünglich vorgesehen: Eigentlich hatte ihm der Pharmakonzern 72 Millionen Franken zum Abschied zugesagt. Nach einem Proteststurm – damals war gerade Abstimmungskampf für die Abzockerinitiative – verzichtete Vasella zwar offiziell auf diese Summe. Mindestens acht Millionen Franken Honorarabfindungen erhielt er dann aber doch.

Wie viel genau er dem Fiskus schuldete, konnte die «SonntagsZeitung» nicht ermitteln. Der Kanton Zug machte dazu keine Angaben. Das Gericht sprach jedoch von einem «äusserst hohen» Betrag und von einem «ausserordentlich hohen Zeit- und Arbeitsaufwand» bei der Ermittlung von Vasellas steuerlicher Situation.

Tatsächlich mussten die Fahnder einigen Details nachgehen, um Vasella auf die Schliche zu kommen. So fanden sie etwa den Wasserverbrauch in Vasellas Wohnung in Monaco für ein Ehepaar viel zu niedrig. Das hätte  «nicht einmal für zwei Personen mit einem durchschnittlichen Wasserverbrauch» gereicht, schreibt das Gericht. Dabei habe die 268-Quadratmeter-Wohnung über einen Swimmingpool verfügt.

Riesiger Wasserverbrauch – aber in der Schweiz

Während aber in Monaco von April bis Dezember 2013 nur 36 Kubikmeter Wasser verbraucht wurden, lag der Verbrauch in Risch in derselben Zeit bei gleich 1184 Kubikmetern. Vasella sagte, seine Kinder hätten die Wochenenden in der Zuger Villa verbracht. Doch das befriedigte die Behörden nicht.
Zudem wollte Vasella den Ermittlern auch seine Mobiltelefon-Rechnung nicht offenlegen, angeblich aus «Vertraulichkeitsgründen». Vasellas Frau wiederum behauptete, in Monaco gar kein Handy gehabt zu haben. Beides, so fand das Gericht, sei «nicht nachzuvollziehen». 

Und schliesslich fanden sich im Outlook-Kalender, den die Vasellas den Behörden überreichten, um ihre Anwesenheit in Monaco zu belegen, lauter Kreditkartenzahlungen in Zug. Das Ehepaar berief sich darauf, bei der Recherche ein paar Fehler gemacht zu haben. Aber 33 versehentliche Einträge in Monaco, obwohl sie damals in Risch waren, fand das Gericht ebenfalls eher unglaubwürdig. Von den verzeichneten Risch-Aufenthalten war umgekehrt nur einer falsch.

Fuhr Vasella mit dem Auto von Zürich nach Monaco?

Auch die Flüge machten die Ermittler stutzig. Die Vasellas buchten von 2013 bis 2015 von 160 Flügen nur einen einzigen mit Start- und Endpunkt Nizza, also die Nachbarstadt von Monaco. Man flog stets über Zürich. Er sei dann jeweils mit dem Auto von Zürich nach Monaco gefahren, behauptete Daniel Vasella. Belegen konnte er diese Fahrten aber gemäss Gericht nicht.

Das Gericht spricht noch von zahlreichen weiteren Belegen: Kreditkartenrechnungen, fehlende Post-Umleitungen, sogar Nespresso-Einkäufe in Risch. Es spreche «einiges» dafür, dass das Ehepaar Vasella schlicht weiterhin in der Schweiz gelebt habe. Darum urteilte das Gericht, dass Vasella für seine Einkünfte in dieser Zeit steuerpflichtig sei. Wie hoch der Betrag ist, den er jetzt noch schuldet, ist unklar. Ebenso legt der hohe Aufwand, den er offenbar betrieb, nahe, dass es Vasella um mehr als nur die öffentlich bekannten letzten acht Millionen Franken von Novartis ging.

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