Pisten bleiben offenMit Restaurantschliessung will Graubünden Ski-Tourismus retten
Kurzfristig hat der Kanton Graubünden die Schliessung aller Restaurants verordnet. Damit will er möglichst schnell die Infektionszahlen reduzieren. Warum dürfen die Skigebiete geöffnet bleiben?
Darum gehts
Restaurants im Kanton Graubünden bleiben für zwei Wochen geschlossen.
Für Gastro-Unternehmen ist das eine harte Entscheidung.
Die Skigebiete bleiben hingegen offen.
Mit den Massnahmen will man das Weihnachtsgeschäft der Skigebiete retten.
In Graubünden müssen alle Restaurants laut einem internen Schreiben des Departements für Volkswirtschaft und Soziales Graubünden schliessen. Die Regelung soll vorerst für 14 Tage gelten. Doch genau jetzt beginnt die Skisaison und die Pisten bleiben offen.
Der Kanton und der Gastro-Verband wollen auf Anfrage von 20 Minuten nicht erklären, warum man nur Restaurants, nicht aber Skigebiete schliessen lässt. Es wird lediglich auf eine für Freitag geplante Medienkonferenz verwiesen.
Zahlen vor Feiertagen senken
Für Gastroexperte Peter Herzog von HC Hospitality Consulting ist die neue Massnahme eine Katastrophe: «Jetzt gehen die Leute einfach nicht ins Bündnerland, sondern bleiben zu Hause und gehen dort in die Beiz.» Herzog ist überzeugt, dass es sich bei der drastischen Massnahme um einen Hilfeschrei handelt. Der Kanton wolle möglichst rasch die Corona-Zahlen senken, um dann über die Feiertage Touristen empfangen zu können.
Die Massnahme sei nicht zielführend. «Die Regelungen für die Restaurants sind hart genug und lassen sich besser kontrollieren als Festivitäten im privaten Umfeld», sagt Herzog. Dass jeder Kanton einzeln entscheiden könne, helfe der Situation dabei nicht.
Das Weihnachtsgeschäft für die Skigebiete retten
Anders sieht das Ganze Jürg Stettler, Tourismusexperte an der Hochschule Luzern. Er zeigt Verständnis für die Schliessung der Restaurants, während die Skigebiete offen bleiben sollen. «Man versucht irgendwie das bedeutende Weihnachtsgeschäft für die Skigebiete stattfinden zu lassen. Ob es die richtige Entscheidung ist, werden wir im Januar sehen.»
Stettler ist froh, dass nicht wie in Österreich auch die Hotels geschlossen werden. «Wenn wir die Hotels schliessen, würde das den Übernachtungstourismus in den Skigebieten komplett verhindern.»
Auch der Infektiologe Andreas Cerny vom Moncucco-Spital in Lugano, hält die Massnahme der Restaurant-Schliessung für vernünftig. «In Restaurants ist die Umsetzung der Schutzkonzepte schwieriger umzusetzen als auf der Skipiste, wo es nur beim Anstehen und in der Gondel Probleme geben kann», sagt Cerny zu 20 Minuten.
Weil die Zahl der Neuinfektionen nur langsam abnehme und die Grippesaison anstehe, befürchte man im Ferienkanton Graubünden wohl, dass der Bund eine Komplettschliessung verordnet. Darum presche man nun selbst mit einer milderen Massnahme vor.
Strenge Regeln für Beizen in Skigebieten
Der Bundesrat will die Schweizer Skigebiete über die Festtage offen lassen. Wegen der Corona-Krise müssen die Pisten- und Gondelbetreiber aber drastische Schutzmassnahmen einführen. Auch die Bergrestaurants sollen sich an strenge Regeln halten. So sollen die Beizen und Skihütten um 15 Uhr schliessen. Alle Selbstbedienungsrestaurants sollen ganz geschlossen bleiben. Zudem darf ein Gast das Lokal nur betreten, wenn ein Tisch frei ist. Essen abholen wird dann nicht mehr möglich sein. Noch sind die Massnahmen nicht beschlossen. Bundesrat Alain Berset hat aber bereits vergangene Woche die Volkswirtschaftsdirektoren der Kantone Graubünden, Uri und Wallis sowie die Seilbahnen Schweiz informiert, dass die Schutzmassnahmen verschärft werden müssten.