Tierisches StylingMit Schere, Föhn und Lack Kühe herausputzen
Auch Tiere mögen es, verwöhnt zu werden. Landwirtin und Stylistin Julia Widmer pflegt ein aussergewöhnliches Handwerk: Sie verschönert Kühe. Ihre Kunden schätzen das Angebot.
Heimlich und im eigenen Stall in Eschenbach hat Julia Widmer (22) ihre Karriere zur Kuhstylistin gestartet. Inzwischen hat sie mit bis zu 70 Aufträgen pro Saison einiges zu tun. «Von Oktober bis Mai findet jedes Wochenende eine Tierausstellung oder eine Viehausstellung statt, bei denen ich meistens anwesend bin und die Kühe auf Wunsch des Kunden für den Auftritt vorbereite», so Widmer.
Wie sie auf ein solch ungewöhnliches Hobby gekommen ist, erklärt sich die junge Landwirtin mit ihrer Liebe zu den Kühen. «Früher nahm ich selber immer mit meinen Tieren an nationalen Ausstellungen teil und musste andere Stylisten für diese Arbeit bezahlen», erinnert sie sich. Vor einigen Jahren beschloss sie deshalb, sich Scheren, einen starken Föhn und verschiedene Sprays und Puder zuzulegen und auch andere Bauern von ihrem Talent profitieren zu lassen.
«Manchmal sind richtige Show-Tussis dabei»
Laut Widmer geniessen die Tiere das Verwöhnprogramm in vollen Zügen. «Es fasziniert mich, was man aus den Tieren machen kann. Ähnlich wie eine ungeschminkte Frau, die nach dem Styling viel gepflegter aussieht, sind auch die Kühe nach ihrer Behandlung ästhetischer», sagt Widmer mit einem Lachen. Es sei aber wichtig, dass die Tiere gewaschen und sauber sind, wenn die Stylistin Hand anlegt. Dann kann sie nämlich die Rückenhaare der Kuh aufföhnen, mit der Schermaschine zurecht schneiden, mit Lack befestigen und schliesslich mit einem speziellen Glanzspray besprühen. Damit hat sie eine sogenannte «perfekte Topline» gezaubert.
Pro Kuh benötigt Widmer etwa 45 Minuten und dafür verlangt sie einen mittleren, zweistelligen Betrag. Die Kuhliebhaberin betreibt diesen Aufwand aber nicht etwa für den täglichen Aufenthalt im Stall oder auf der Weide, sondern ausschliesslich für besondere Anlässe: «An Viehausstellungen sieht man etwa die unterschiedlichsten Reaktionen der Tiere. Eine Kuh, die ich besonders in Erinnerung habe, war eine richtige Show-Tussi, die es liebte, im Rampenlicht und im Blitzlichtgewitter von Fotografen zu stehen», erzählt die Bäuerin.
Kunden sind zufrieden mit dem Styling
Auch Florian Schamaun hat die Dienste der Kuhstylistin schon für einige Wettbewerbe in Anspruch genommen. «Julia ist mir bei den nationalen Wettbewerben aufgefallen und mir hat ihre Arbeit sehr gefallen. Ich wollte deshalb, dass sie auch meinen Kühen vor den Auftritten ein Styling verpasst oder das Finish macht», erzählt Schamaun. Mit ihrer Arbeit ist der Bauer aus Davos mehr als zufrieden: «Zum Glück gibt es Leute, die dieses Handwerk beherrschen.»