Mit Social Media gegen Ekel-Restaurants

Aktualisiert

Wertvolle HinweiseMit Social Media gegen Ekel-Restaurants

Nach Hinweisen auf Twitter schlossen US-Behörden unhygienische Restaurants. Auch hierzulande nutzen einige Gesundheitsämter bereits soziale Netzwerke als Informationsquelle.

von
Stephanie Sigrist
In Chicago inspizierte das Gesundheitsdepartement nach Hinweisen auf Twitter in zehn Monaten mehr als 100 Restaurants. 21 davon mussten gleich schliessen.

In Chicago inspizierte das Gesundheitsdepartement nach Hinweisen auf Twitter in zehn Monaten mehr als 100 Restaurants. 21 davon mussten gleich schliessen.

In den USA setzen die Behörden bei der Hinweisbeschaffung für Restaurantkontrollen laut «Popular Science» vermehrt auf Beiträge von Social-Media-Plattformen. Das Chicagoer Gesundheitsamt beispielsweise scannt Twitter-Beiträge mit dem Inhalt «Lebensmittelvergiftung» in einem bestimmten geografischen Umkreis. Die Nutzer der Mikroblogging-Plattform werden daraufhin von Mitarbeitern des Amtes gebeten, ein Online-Formular auszufüllen und anzugeben, welche Restaurants sie in letzter Zeit besucht hatten.

Nach diesen Meldungen inspizierte die Behörde in zehn Monaten über 100 Restaurants. 21 mussten geschlossen werden und in 33 Fällen wurden schwere Verstösse gegen das Lebensmittelgesetz festgestellt. Auch das Gesundheitsamt von New York scannt Bewertungen des Bewertungsportals Yelp und erhofft sich davon Hinweise auf Lokale mit unzureichender Hygiene oder schlechtem Essen.

Hierzulande werden Facebook & Co. als Informationsquellen für Lebensmittelinspektoren noch eher zaghaft eingesetzt. «Social Media werden von uns nicht systematisch verwendet. Dort vorgefundene Informationen behandeln wir aber wie Konsumentenhinweise», erklärt Pius Kölbener, St. Galler Kantonschemiker. Würden Beiträge auf sozialen Netzwerken glaubwürdig erscheinen, gehe man ihnen nach. In Basel-Stadt klingt es ähnlich: «Bei unseren Recherchen schliessen wir Social Media nicht aus», sagt Oliver Lehmann, Leiter des Lebensmittelinspektorats der Stadt Basel. Solche Hinweise könnten vereinzelt auch zu Beanstandungen führen, so Lehmann.

«Bedeutung von Social Media wird zunehmen»>

In Luzern werden soziale Netzwerke noch nicht zur Datenbeschaffung genutzt. «Meldungen von Verbrauchern gehen bei uns meist telefonisch oder via E-Mail ein», erklärt der Luzerner Kantonschemiker Silvio Arpagaus. Für die Bearbeitung von Meldungen sei der persönliche Kontakt stets von grosser Bedeutung, begründet Arpagaus das Festhalten an klassischen Kommunikationskanälen. «Nur so können wir die für uns beziehungsweise für die weiteren Abklärungen erforderlichen Einzelheiten in Erfahrung bringen. Dabei kann es auch vorkommen, dass sich die Sachverhalte nicht bestätigen.» Bisweilen lägen auch «persönlichkeits- oder geschäftsschädigende Absichten» hinter der Meldung. Arpagaus ist sich des Potenzials von Social Media aber durchaus bewusst: «Grundsätzlich denke ich, dass diese insbesondere im Bereich von Informationsbeschaffung und -austausch an Bedeutung zunehmen werden.»

Andernorts sieht man dagegen keinen Grund, soziale Netzwerke als Infoquellen zu nutzen. «Die Zuger Bevölkerung hat heute schon die Möglichkeit, Meldungen direkt bei uns einzugeben - und dieses Instrument wird auch genutzt. Wir sehen im Moment keinen Bedarf, den Social-Media-Kanal auszubauen», sagt Andreas Meyerhans, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gesundheitsdirektion des Kantons Zug. Auch im Kanton Bern verzichtet man bei der Suche nach Ekel-Restaurants auf die neuen Medien. «Dies ist in absehbarer Zeit nicht vorgesehen», gibt Christian Kräuchi, Leiter Kommunikation beim Kanton Bern an.

Bei der Stadt Zürich ist laut Ferdinand Uehli, Leiter des Gesundheitsschutzes der Stadt Zürich, ebenfalls nicht geplant, künftig Beiträgen über unhygienische Restaurants auf Social Media nachzugehen. «Diese Quelle ist uns zu unzuverlässig», so Uehli. Der Gesundheitsschutz-Leiter glaubt auch nicht, dass soziale Netzwerke bei der Informationsbeschaffung im Bereich der Restaurant- und Lebensmittelkontrollen in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden.

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