
Der Male-Whimpering-Trend auf Tiktok zeigt: Frauen wünschen sich, dass Männer ihre Lust laut zum Ausdruck bringen.
Pexels/Cottonbro Studio«Moaning Gap»Männer stöhnen beim Sex weniger als Frauen – daran liegts
Viele Frauen wünschen sich, dass Männer beim Sex ihre Leidenschaft lauter zum Ausdruck bringen. In der Regel sind sie jedoch die stillere Partei. Eine Expertin erläutert, warum das so ist.
Male Whimpering, auf Deutsch männliches Gewimmer, hat knapp 207 Millionen Aufrufe auf Tiktok. In den Clips sind Ausschnitte von männlichen Stimmen zu hören, die Lust und Ekstase ausdrücken. Nicht nur die hohe Anzahl an Aufrufen, sondern auch Kommentare wie «Speichere ich für später» verraten, dass der Bedarf hoch ist.
Doch wieso sind Männer in der Regel leiser im Bett als Frauen? Beatrix Roidinger, Autorin des Buches «Best Lover», klärt über die Gründe auf.
Über die Expertin
Frau Roidinger, viele Frauen wünschen sich, dass Männer stöhnen, trotzdem sind sie im Bett oft leiser. Woran könnte das liegen?
Viele Männer haben einen grossen Druck zu performen. Häufig geht es darum, die Frau in hohe Erregungen zu bringen. Es reicht nicht mehr, die Frau nur zu befriedigen, sie muss multiple Orgasmen haben. So suggerieren es zumindest die Medien. Stöhnen hat aber auch etwas mit Verletzlichkeit zu tun. Man gibt sich hin und verliert die Kontrolle. Bei Frauen wird das als positiv ausgelegt. Bei Männern ist es das Gegenteil. Sie sind weniger sozialisiert darin, Gefühle zu zeigen und verlieren seltener die Kontrolle, weil sie eben performen müssen.

Männer verlieren im Bett weniger die Kontrolle.
Unsplash/WevibetoysWarum ist Kontrolle verlieren beim Orgasmus gut?
Viele Männer bezeichnen sich selbst als Kopfmenschen. Sie sind unsicher beim Sex. Denken mehr darüber nach, was sie als Nächstes tun sollen, als sich hinzugeben und zu spüren. Und dann kommt ihnen oft vor lauter Leistungsstress die nötige Erregung abhanden. Das kann so weit gehen, dass sie entweder Erektionsprobleme bekommen oder eine Orgasmushemmung. Um mehr ins körperliche Spüren zu kommen, sich also gehen zu lassen und Kontrolle abzugeben, hilft tiefes lautes Atmen.
Bist du laut oder leise im Bett?
Auch in Mainstream-Pornos sind Männer oft die leisere Person im Bett. Wird uns dieses Verhalten antrainiert?
Es hat wenig Raum, um Erregung in der frühen Jugend auszuprobieren. Selten sagen Eltern: «Dein Körper ist toll, probiere ihn aus – hier ein ruhiges Zimmer, wo du nicht gestört wirst.» Masturbation ist nach wie vor mit Scham behaftet. Die Angst, dass jemand ins Zimmer reinkommt, ist zu gross. Also bringt man die Selbstbefriedigung schnell und leise – meist mit flachem Atem – hinter sich.

Da Masturbation in jungen Jahren oft mit Scham behaftet ist, bringt man die Selbstbefriedigung so schnell wie möglich hinter sich.
Unsplash/harles DeluvioUnd bei Frauen?
Frauen sind durch Mainstream-Pornos so sozialisiert, dass Stöhnen ein Ausdruck von Lust ist. Ihnen sieht man die Erregung, im Vergleich zum Mann mit Erektion, nicht direkt an. Also bringen sie ihr Verlangen durch Laute oder Atmung zum Ausdruck.
Warum stöhnen wir überhaupt?
Stimme und Atmung gehören zur Erregung dazu, Stöhnen ist ein Ausdruck von Wohlgefühl und Ekstase. Wenn wir nicht stöhnen, verzichten wir auf einen Aspekt der Erregung. In der Sexologie gibt es das TRAB-Modell – Tonus, Rhythmus, Atmung und Bewegung. Mit dem Zusammenspiel dieser körperlichen Aspekte von Erregung können wir unsere Lust direkt beeinflussen und im ganzen Körper verteilen.

Ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren steigert die Erregung.
Unsplash/WomanizerKann man sich Stöhnen angewöhnen?
Ja. Fake it till you make it. Probiere es aus und spiele im Alltag mit Seufzen, Atmen und Stöhnen. Trau dich tief durchzuatmen und Laute von dir zu geben. Den meisten Frauen – ich spreche hier aus Praxiserfahrung – gefällt es, wenn der Partner stöhnt, da es neben der Erektion ein weiteres Zeichen von Lust ist.