«Bäume statt Asphalt»Mobile Bäume in der blauen Zone – «so etwas ist ein Ärgernis»
Mit wandernden Bäumen will der Verein «umverkehR» auf die Zunahme von Hitzetagen und Tropennächten aufmerksam machen. Der Zürcher Gewerbeverband ist jedoch hässig.
Darum gehts
Der Verein umverkehR will mit mobilen Bäumen auf die Stadtklima-Initiativen in Zürich aufmerksam machen.
Die Initiativen fordern unter anderem die Umwandlung eines Teils des Strassenraums in Grünraum und die Umsetzung konkreter Massnahmen zum Klimaschutz.
Der Gewerbeverein stört sich aber daran, dass für die Aktion Parkplätze blockiert werden.
Das ist passiert
Der Zürcher Gewerbeverband ärgert sich: «Als wenn wir zu viele Parkplätze in der Stadt hätten. Ganz Schlaue erschweren Anwohnenden und Gewerblern das Parkieren, in dem sie blaue Zonen Parkplätze umnutzen […].» Der Stein des Anstosses: zwei mobile Bäume, die in der blauen Zone stehen und so ein Parkieren verunmöglichen. Wie Mathias Ninck, Mediensprecher des städtischen Sicherheitsdepartements, zu 20 Minuten sagt, handelt es sich um eine bewilligte Aktion des politischen Vereins «umverkehR».
Das sagt der Gewerbeverband
Nicole Barandun-Gross, GVZ-Präsidentin und Präsidentin der Mitte Kanton Zürich, zeigt sich erstaunt: «Mir war nicht bekannt, dass für solche Aktionen Parkplätze gesperrt werden dürfen.» Zwar handle es sich bei den «Wanderbäumen» um eine witzige Kampagne. «Ob es aber verhältnismässig ist, für mehrere Tage oder gar Wochen dem Gewerbe Parkmöglichkeiten zu entziehen, wage ich zu bezweifeln.»
In der Stadt Zürich werde allgemein zu wenig unterschieden zwischen dem individuellen Motorverkehr und dem Gewerbe, kritisiert Barandun-Gross. Das Gewerbe sei für die Arbeit auf diese Parkplätze angewiesen. «Es ist ein Ärgernis, wenn unsere Leute mit dem Montagewagen kommen und ewig lange eine Parkmöglichkeit suchen müssen.» Mit dieser Aktion sei wieder einmal deutlich geworden, dass die Stadt Zürich die Interessen des Gewerbes zu wenig ernst nehme. «Wir hoffen und erwarten deshalb, dass sich dies in Zukunft ändert.»
So reagiert der Verein umverkehR
Die Wanderbaumallee, die aus zehn mobilen Bäume und Sträucher besteht, zieht noch bis Anfang November durch verschiedene Zürcher Quartiere. Alle drei Wochen wechseln die Bäume in einer «Baumparade» ihren Platz. «Die Allee steht symbolisch für den dringenden Bedarf an zusätzlichen Bäumen als Massnahme zum Schutz der Bevölkerung vor der zunehmenden Hitze in der Stadt», sagt umverkehR-Geschäftsleiter Silas Hobi.
Der Klimawandel führe zu einer Zunahme von Hitzetagen und Tropennächten in der Schweiz, sagt Hobi. Städte wie Zürich seien besonders davon betroffen. «Die Temperaturen können bis zu zehn Grad höher liegen als im Umland und die Hitze wird von Asphalt, Beton und Blech gespeichert und abgestrahlt.» Der Verein umverkehR verwandle mit den Wanderbäumen deshalb die «Asphalt- und Blechwüsten» in grüne Oasen. «Von Anwohnerinnen und Anwohnern haben wir bereits sehr viele positive Reaktionen erhalten.»
Den Vorwurf, mit der Aktion Handwerkern und anderen Gewerblern Platz zu «klauen», lasse er nicht gelten, betont Hobi: «Wir beleben zwei bis maximal fünf Parkplätze – im Vergleich zu den rund 70’000 öffentlich zugänglichen Autoparkplätzen ist das vernachlässigbar.» Zudem zeigten mehrere Studien, dass die Bedeutung von Parkplätzen für das Gewerbe überschätzt wird. «In Städten ist die Mehrheit der Kunden zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs und kehren eher spontan in einem Geschäft oder Cafe ein als Autofahrer. Darum sind grüne Oasen für das Gewerbe wertvoller als Parkplätze.»
Anm. der Redaktion: In einer früheren Version war die Rede von zehn Dutzend mobilen Bäumen. Richtig ist: Die Wanderbaumallee besteht aus zehn Bäumen und Sträuchern.
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