Umstrittene Partnerschaft: Mohammed bin Salman investiert in CS – steht die Bank noch für Schweizer Werte?

Aktualisiert

Umstrittene PartnerschaftMohammed bin Salman investiert in CS – steht die Bank noch für Schweizer Werte?

Die CS hat mit der Saudi National Bank einen neuen Investor. Hinter der Bank steht auch der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, der mutmasslich den Auftrag zum Mord am Journalisten Jamal Kashoggi gab.

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, der laut dem amerikanischen Geheimdienst die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi genehmigte, ist neu über einen Staatsfonds an der CS beteiligt.
Die Bank kämpft gerade um ihre Zukunft und das Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger.
Am Donnerstag kündigte sie in London eine Massenentlassung an.
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Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, der laut dem amerikanischen Geheimdienst die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi genehmigte, ist neu über einen Staatsfonds an der CS beteiligt.

AFP

Darum gehts

Die Credit Suisse (CS) hat mit der Saudi National Bank einen finanzkräftigen Partner an Bord geholt. Die Bank beteiligt sich an der Kapitalerhöhung der CS mit 1,5 Milliarden Franken und wird so zu einer der grössten Aktionärinnen. Nach dem Deal hält die Saudi National Bank bis zu 9,9 Prozent der CS-Aktien.

Die Bank ist mit rund elf Millionen Kundinnen und Kunden das grösste Finanzinstitut Saudiarabiens und laut Börsenwert siebenmal grösser als die CS. Der staatliche Public Investment Fund hält mit 37 Prozent die meisten Anteile. Leiter des Fonds ist der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman.

Investor soll mit Auftragsmord in Verbindung stehen

Ausser der Saudi National Bank halten auch die saudische Olayan-Gruppe und der katarische Staatsfonds grosse Anteile an der CS, wie die «NZZ» schreibt. Bin Salman will Saudiarabien unabhängiger vom Geschäft mit Erdöl und Erdgas machen. Vielen dürfte sein Name noch mit der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi im Konsulat in Istanbul in Erinnerung sein (siehe Box).

Ermordung Khashoggis in Istanbul

«Saudiarabien hat sicher ein Reputationsproblem», sagt die Reputationsexpertin Clarissa Haller von der Dynamics Group auf Anfrage. «Allerdings wird die Eigentümerstruktur der Bank in der Wahrnehmung in den Hintergrund rücken, sobald die CS wieder mit ihren eigentlichen Werten punkten kann», so Haller. Dazu gehöre auch die Nähe zur Kundschaft, insbesondere den Geschäftskunden, die die CS gross gemacht haben.

«Das ist die Swissness der Bank, und das ist im Prinzip ja alles noch da, wurde aber von den Skandalen verdeckt», sagt Haller. Die Ereignisse der letzten Jahre hätten die Reputation der Bank in Mitleidenschaft gezogen. «Es gilt jetzt, einen Neuanfang zu machen und vor allem die Unterstützung der Mitarbeitenden zu bekommen, die die wichtigste Verbindung zu den Kundinnen und Kunden sind», sagt Haller zu 20 Minuten.

Image-Wende braucht Zeit

Bei der Ankündigung in London betonte die CS ihre Swissness. Das sei eine gute Strategie, sagt die Marketing-Spezialistin Johanna Gollnhofer von der Uni St. Gallen. Denn die Schweiz stehe für Qualität, Stabilität und Verlässlichkeit. «Die Bank wird ihre Reputation aber nicht an einem Tag wiederherstellen können, das dauert.»

Steht die CS noch für Schweizer Werte wie Qualität und Stabilität?

Aus Marketing-Sicht überrasche der neue Partner allerdings, sagt Gollnhofer. Denn die Credit Suisse müsse sich jetzt an Werten orientieren, diese konsequent verfolgen und über längere Zeit immer wieder betonen. Für die Bank sei es nun besonders wichtig, möglichst transparent zu kommunizieren, sagt Gollnhofer.

Swissness nur noch dank Hauptsitz

Auch Rainer Skierka, Bankenexperte bei Research Partners, ist skeptisch. Saudiarabien sei als Investor für die Reputation der CS sicher nicht die optimale Lösung. «Mich überzeugt diese Aktion nicht», sagt Skierka der «NZZ». Die Zeitung zitiert zudem Andreas Venditti, Bankenanalytiker bei Vontobel: «Swissness bezieht sich heute meist noch auf den Hauptsitz.» Das Aktionariat der Bank sei schon lange international.

Venditti geht davon aus, dass die Saudi National Bank ihre Anliegen vor allem im Hintergrund einbringen wird. Die grössten Aktionäre der CS waren bis jetzt laut «Finews» CS Harris Associates mit einem Anteil von 10,1 Prozent sowie die Qatar Investment Authority und der Vermögensverwalter Blackrock mit je fünf Prozent. 

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