«Momfluencerin»«Sie stellt ihre vierjährige Tochter für Klicks und Geld sexuell dar»
Die alleinerziehende Mutter Jacquelyn wird auf Tiktok heftig kritisiert. Ihre Videos mit der vierjährigen Wren sorgen für Empörung und Vorwürfe.
Darum gehts
Die Momfluencerin Jacquelyn wird auf Tiktok stark kritisiert.
Nutzer werfen Jacquelyn vor, das Kindeswohl zu gefährden und Videos für Klicks zu missbrauchen, was zu weiteren unangemessenen Verwendungen führt.
Jacquelyn verteidigt sich und betont, dass die Kritik an ihr «Mom-Shaming» und Verschwörungstheorien seien.

«Diese Mutter ist wohl einer der meistgehassten Menschen auf Tiktok», sagt Brandon im Video.
Screenshot TIktok«Diese Mutter ist wohl einer der meistgehassten Menschen auf Tiktok». So lautet die Aussage im Video von brandomspam_ mit knapp 6 Millionen Views. Gemeint ist damit die Momfluencerin Jacquelyn, die seit einigen Jahren auf ihrem Account Videos ihrer mittlerweile vierjährigen Tochter postet. Ihre Seite hat inzwischen über 17 Millionen Follower. Dafür erntet sie viel Kritik. So schreibt Userin Lexi Pelčák: «Ich kann mir die Videos nicht einmal ansehen, sie stossen mich körperlich ab, dieses arme, unschuldige Kind.» Andere schreiben: «Rettet dieses Kind.»

«Ich kann mir die Videos nicht einmal ansehen, sie stossen mich körperlich ab, dieses arme, unschuldige Kind», schreibt die Nutzerin.
Sceenshot TiktokFür Klicks ausgebeutet
Die User werfen der alleinerziehenden Mutter vor, ihre Tochter Wren für Klicks zu missbrauchen und dabei ihr Kindeswohl zu missachten. Einige der Videos seien sexuell suggestiv. So filmte sie Wren beispielsweise immer wieder dabei, wie sie Dinge wie ein Corn Dog oder Essiggurken isst oder wie sie ihr Schlagsahne in den Mund sprayt.
Die Nutzer kritisierten Jacquelyn, dass sie ihrer Tochter Lebensmittel gebe, die sexuell gedeutet werden könnten und sie dabei filmt.
TiktokAndere Videos zeigten die Tochter, wie sie mit geöffneten Beinen und einem Kleid auf ein Whoopee-Kissen sitzt oder Wren in einem Strampler, der so gestopft ist, dass er ein BBL (Brazilian Butt Lift) imitiert. Auch Jacquelynes Outfit-Videos, in denen sie Wren eingekleidet wurden dahingehend kritisiert, dass diese Outfits nicht kinderfreundlich seien – beispielsweise zerrissene Jeans und ein sehr bauchfreies Top.
Einige der Videos sind schon älter, trotzdem sorgen auch kürzlich veröffentlichte Posts für Kritik. So zum Beispiel ein Video, in dem Wren einen Kaugummi verschluckt und auf Englisch fragt: «Ich habe es verschluckt, ist das okay?» Einige User werfen der Mutter vor, ihre Tochter dazu gebracht zu haben, diesen Satz bewusst auf eine anzügliche Weise zu sagen.
Gerüchte über Wrens Videos im Dark Web
Was die Nutzer besonders besorgt: Die Videos von Wren, die sie als sexuell suggestiv deuten, wurden unzählige Male gespeichert, ganz im Gegensatz zu den «harmloseren» Posts. Sie vermuten, dass dahinter Menschen mit pädophiler Neigung stecken. Zudem gab es unter den Videos Kommentare und Suchvorschläge – etwa «Wren Eleanor Hotdog essen» – die den Usern unangemessen erscheinen.
Diese analysierten auch die Follower des Accounts und haben Konten von älteren Männern gefunden, die fast ausschliesslich Kanälen mit Kindern folgen. Darüber hinaus gab es Aussagen von Usern, dass Videos von Wren im Dark Web und auf Kinderpornografieseiten gefunden worden seien. Der Mutter wird auch vorgeworfen, zu wenig dagegen zu unternehmen, dass die Videos ihrer Tochter für unangemessene Zwecke missbraucht werden.
«Der sicherste Schutz für Kinder ist, überhaupt keine Bilder zu posten»
In einem früheren Interview von 20 Minuten mit der Staatsanwältin Julia Bussweiler zum Thema Bilder von Kindern auf Social Media meinte diese: «Die Polizei wird bei gestohlenen Alltagsbildern, die auf Plattformen für Pädosexuelle auftauchen, kaum aktiv, da diese Bilder nicht unter Kinderpornografie fallen.» Strafrechtlich relevant könnten jedoch beispielsweise die Kommentare zu den Bildern sein, insbesondere wenn sexuelle Handlungen am Kind beschrieben werden würden, so die Expertin.
Ausserdem könne das Recht am eigenen Bild geltend gemacht werden, wofür allerdings eine Anzeige der Eltern nötig wäre. Oftmals wissen diese jedoch gar nicht, dass ihre Fotos gestohlen und auf solchen Plattformen hochgeladen wurden. Bussweiler empfiehlt daher: «Der sicherste Schutz für Kinder und Jugendliche besteht darin, überhaupt keine Bilder offen ins Netz zu stellen.»
«Verschwörungstheorien und Mom-Shaming»
2021 äusserte sich Jacquelyn in einem Video zur Kritik. Zum Vorwurf, Wren für Klicks auszubeuten, sagte sie nichts. Jacquelyn bekräftigte, dass Wrens Wohlergehen ihre oberste Priorität sei und ihr Social-Media-Konto ihr als alleinerziehender Mutter helfe, für Wren zu sorgen und Geld für ihre Zukunft zurückzulegen. Die Kritik bezeichnet sie als «Mom-Shaming» und Verschwörungstheorien.
Einige Nutzer verteidigen die Mutter in den Kommentaren und schreiben beispielsweise: «Wenn du etwas Aufreizendes in den Videos siehst, bist du das Problem, weil du ein Kind sexualisierst.»
Wie stehst du zu Eltern, die ihre Kinder in sozialen Medien zeigen?
20 Minuten pixelt Bilder
Die Bilder der vierjährigen Tochter in diesem Artikel wurden von 20 Minuten selbst gepixelt. In den Originalaufnahmen ist die Tochter nicht gepixelt. (20M)
Bist du minderjährig und von sexualisierter Gewalt betroffen? Oder kennst du ein Kind, das sexualisierte Gewalt erlebt?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Kokon, Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene
Castagna, Beratungsstelle bei sexueller Gewalt im Kindes- und Jugendalter
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Bist du selbst pädophil und möchtest nicht straffällig werden? Hilfe erhältst du bei Forio, Beforemore und bei den UPK Basel.
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