Morddrohungen gegen Kruzifix-Gegner

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Triengen LUMorddrohungen gegen Kruzifix-Gegner

Er wollte die Kreuze im Schulzimmer entfernen lassen, doch die Gemeinde stelle sich quer. Nun verlässt der 41-jährige Deutsche das Land: Man habe ihm mit dem Tod gedroht.

David Schlesinger über die Gründe seiner Auswanderung (Video: Keystone)

Die Freidenker-Familie, die sich in Triengen gegen Kreuze in Schulzimmern zur Wehr setzte, verlässt die Schweiz. Gegen die Familie seien Morddrohungen eingegangen, wie die Freidenker-Vereinigung der Schweiz mitteilt.

Die aus Deutschland stammende Familie wird demnach das Land «umgehend» verlassen. Die Freidenker sprechen von einer «Hexenjagd». Es sei erschreckend, dass säkulare Menschen ihre Rechte nicht wahrnehmen könnten, ohne von Behörden und «katholischen Fanatikern» beschimpft und bedroht zu werden.

Der böse Deutsche

David Schlesinger, der Vater der Familie glaubt, dass seine Nationalität ein Teil des Problem war: «Sobald die Medien den Deutschen entdeckt hatten, wurde der Ausländerhass zu stark. Man habe ihn nur noch als bösen Deutschen dargestellt, der die Traditionen der Schweiz vernichten wolle: «Die Leute rasten danach einfach aus.»

Schlesinger hatte sich daran gestört, dass in den Schulzimmern im luzernischen Triengen Kruzifixe hängen, und verlangte deren Entfernung. Der Schulleiter sträubte sich. In einem Brief wies er Schlesinger darauf hin, dass ihm wohl nicht entgangen sei, dass er sich «in einer Gemeinde des christlichen Abendlandes niedergelassen» habe. Als Symbol für diese Kultur benutze man in Triengen – mit 83 Prozent Katholiken und Protestanten in der Bevölkerung – das Kruzifix.

Schweizer Kreuz statt Kruzifix

Schlesinger empfand diese Antwort als respektlos und beharrte auf Entfernen. Die Gemeinde kam der Forderung vorerst nach – dies nach Rücksprache mit dem kantonalen Bildungsdepartement. Dieses empfiehlt den Schulbehörden, Kreuze abzuhängen, wenn sich jemand daran stört.

Inzwischen aber glaubten die Trienger Behörden, einen Kompromiss gefunden zu haben. Am Mittwoch gaben sie bekannt, dass sie in den beiden fraglichen Schulzimmern statt Kruzifixe schlichte Kreuze aufhängen. Denn im Bundesgerichtsurteil von 1990, auf das sich Kreuzgegner berufen, gehe es um Kruzifixe.

Dass Schlesinger damit nicht zufriedengestellt ist, war absehbar. Nach seiner Ansicht wurde einfach ein katholisches durch ein evangelisches Symbol ersetzt. Sein Kompromissangebote: Aufhängen der Landesfahne mit dem Schweizer Kreuz.

Pastor der «Pilz-Kirche»

Der streitbare Mann wollte seinen Kampf gegen die Kreuze im Schulzimmer weiterführen und gegebenenfalls mit der Freidenkervereinigung Schweiz bis vor Bundesgericht gehen. Ob es nach seiner Auswanderung trotzdem noch dazu kommen wird, ist unklar.

Der 41-jährige Deutsche und heutige Freidenker hat selbst eine religiöse geprägte Vergangenheit. Er war Pastor der «Kirche der heiligen Pilze der Schweiz». Diese beruft sich unter anderem auf spirituelle Traditionen von Druiden und Hexen.

Weil Schlesinger halluzinogene Pilze versandte, wurde er 2006 des Handels mit verbotenen Substanzen beschuldigt. In Thun sass er daraufhin 430 Tage in Untersuchungshaft. Heute will der Mann nicht mehr mit der «Pilz-Kirche» in Zusammenhang gebracht werden. (sda)

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