Gratis-WahlhilfeMovie2k hilft Piraten aus der Patsche
Politik statt Film-Streaming: Wer Movie2k.to aufruft, wird zur deutschen Piratenpartei weitergeleitet. Aber auch in der Schweiz ist Filesharing ein heisses Eisen.

Dank Movie2k kann die deutsche Piratenpartei über ihre politischen Ziele informieren.
Das populäre Film-Streaming-Portal Movie2k lebt unter dem neuen Namen Movie4k weiter. Diese Nachricht hat sich seit letzter Woche wie ein Lauffeuer im Internet verbreitet. Wer die bisherige Domain movie2k.to aufruft, erlebt derweil eine Überraschung: Durch eine automatische Weiterleitung gelangt man auf eine Website der deutschen Piratenpartei. Warum sich die Movie2k-Betreiber zu diesem Schritt entschlossen haben, ist nicht offiziell bekannt. Die Piratenpartei erklärt: «Wir wissen nicht genau warum, aber wir gehen davon aus, dass die Verantwortlichen uns ermöglichen wollten, die Besucher auf die Probleme im aktuellen Urheberrecht hinzuweisen.»
Fest steht, dass die Piratenpartei durch die Umleitung eine beachtliche Zahl von Besuchern über ihre politischen Ziele informieren kann. Das kommt der Kleinpartei sehr gelegen. Ende September wird in Deutschland das Parlament (Bundestag) gewählt. Zuletzt waren die Piraten wegen interner Querelen in der Wählergunst gesunken, wie Umfragen zeigten. Dank Movie2k erhalten sie Publizität und damit willkommene Schützenhilfe.
«Wir wollen das Urheberrecht zwar nicht abschaffen, aber gründlich überarbeiten», erklären die Piraten auf der Webseite und rufen zum Spenden auf. Das private Teilen von Filmen und Musik – sogenanntes Filesharing – müsse erlaubt sein und dürfe weder durch Abmahnungen noch durch nutzerfeindliche Kopierschutzmassnahmen eingeschränkt werden. Gleichzeitig versprechen die Piraten, dass sie die Situation der Urheber verbessern wollen.
(Quelle: youtube.com/BrunoKramm)
Und die Schweiz?
Im Gegensatz zur Schweiz ist in Deutschland das Herunterladen von urheberrechtlich geschützten Filmen schon heute verboten. Aber auch hierzulande zeichnen sich grundlegende Änderungen ab. Aus Sicht der USA ist die Schweiz eine digitale Pirateninsel und unternimmt zu wenig gegen Filesharing. Anfang Jahr gab es Bemühungen, die Eidgenossen auf eine schwarze Liste zu setzen.
So weit kam es dann doch nicht. Der Bundesrat wehrte sich gegen die Drohgebärden aus Übersee und bekannte sich zum Schutz der Urheberrechte. Bis Ende 2013 soll eine vom Bund eingesetzte Arbeitsgruppe (AGUR12) Vorschläge erarbeiten, wie die Interessen der Künstler und Unternehmen besser geschützt werden können.
«Massiver Eingriff»
Noch ist nichts entschieden. Aufgrund der im Web veröffentlichten Zusammenfassungen der Sitzungen lässt sich aber unschwer erkennen, dass eine massive Verschärfung angedacht wird. Demnach stehen für die AGUR12 gesetzgeberische Interventionen im Vordergrund. So könnten etwa Internet-Provider wie die Cablecom oder Swisscom gezwungen werden, den Zugang zu «offensichtlich illegalen Quellen zu sperren».
Eine weitere vorgeschlagene Massnahme betrifft die Internet-Nutzer direkt. Wer über Peer-to-Peer-Netzwerke (BitTorrent etc.) in schwerwiegender Weise Urheberrechte verletzt, soll zunächst einen Warnhinweis erhalten. Uneinsichtige sollen zivil- und strafrechtlich verfolgt werden.
Die damit einhergehende Überwachung und Zensur der Internet-Inhalte stösst auf grosse Kritik. Der Präsident der Digitalen Allmend, Andreas Von Gunten, schreibt in seinem Blog: Die Massnahmen, die die Arbeitsgruppe vorschlägt, führen allesamt zu einem massiven Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Internet-Nutzer und würden, wenn sie umgesetzt werden, vor allem hohe Kosten für den Staat und die Provider, und keinen einzigen Franken mehr für die Kulturschaffenden einbringen.»