Müssen wir am Flughafen bald nur noch Automaten bedienen?

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KontaktlosMüssen wir am Flughafen bald nur noch Automaten bedienen?

In der Corona-Krise wird der Kontakt am Flughafen aufs Minimum beschränkt. Der Flughafen Zürich testet Automaten für den automatisierten Check-in. Droht ein Stellenabbau?

Leser-Reporter Andy berichtet vom kontaktlosen Boarding am Flughafen in Miami.
Leser Andy musste zum Höhepunkt der Krise Ende April von Miami zurück in die Schweiz. Er befürchtet, dass künftig Jobs wie der Gate Agent ersetzt werden könnten.
ZHAW-Aviatik-Experte William Agius glaubt nicht, dass es unter dem Vorwand von Präventionsmassnahmen zu Stellenstreichungen kommt.
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Leser-Reporter Andy berichtet vom kontaktlosen Boarding am Flughafen in Miami.

Foto: Leser-Reporter 

Darum gehts

  • An Flughäfen wird der Check-in- und Boarding-Prozess immer kontaktloser.
  • Es wird ein Stellenabbau befürchtet.
  • Der Flughafen Zürich testet Automaten für den Check-in mit Gepäckabgabe.

Die Airlines nehmen den Flugbetrieb nach und nach wieder auf. Doch Fliegen ist in der Corona-Krise ein sonderbares Erlebnis. Vielerorts wird der Kontakt mit dem Personal durch Automatisierung aufs Minimum beschränkt. 20-Minuten-Leser-Reporter Andy berichtet vom kontaktlosen Boarding-Prozess am Flughafen in Miami. Das habe zwar gut funktioniert, doch er sorge sich, dass diese Jobs künftig wegfallen könnten.

Automatisiertes Boarding ohne Kontakt mit dem Personal ist auch am Flughafen Zürich an den meisten Gates möglich. Jedoch nur, falls keine Kontrolle der Ausweispapiere oder der Einreisebestimmungen am Gate erfolgt, wie eine Sprecherin des Flughafendienstleisters Swissport zu 20 Minuten sagt. Wegen der durch die Pandemie nötigen Einreisebestimmungskontrollen komme dies jedoch kaum zur Anwendung.

«Der Kundenkontakt ist nur eine untergeordnete Aufgabe»

An manchen Flughäfen wird auch schon mit Gesichtserkennung gearbeitet. Trotz der Automatisierung ist für ZHAW-Aviatikexperte William Agius klar: Den sogenannten Gate Agent braucht es immer noch. Er glaube nicht, dass es unter dem Vorwand der Prävention zu Stellenstreichungen kommt. «Der Kontakt mit dem Kunden ist nur eine untergeordnete Aufgabe, die der Gate Agent nebenbei erledigte und nun in der Krise aus Präventionsgründen wegfällt», so Agius. Wichtiger sei beispielsweise die Koordination mit der Besatzung. Der Gate Agent müsse auch die Passagierzahl prüfen und den Abschluss des Fluges vorbereiten.

Eine weitere Massnahme am Flughafen wäre das automatisierte Check-in mit Gepäckabgabe. Die meisten Flughäfen bieten entsprechende Automaten für den Self-Check-in auch für das Gepäck an. «Das geht so weit, dass man nicht einchecken kann, wenn das Gepäck zu schwer ist, solange man am Automaten das Übergepäck nicht mit der Kreditkarte bezahlt», so Agius.

Flughäfen fehlt Geld für Investitionen

Ob es solche Automaten schon bald auch am Flughafen Zürich geben wird, sei schwierig zu sagen. «Mittelfristig sind die Self-Check-in-Maschinen eine Sparmassnahme, doch sie sind auch eine grosse Investition», sagt Agius. Den Flughäfen fehle durch die Corona-Krise das Geld dafür. Ausserdem würde sich die Investition erst lohnen, wenn das Passagiervolumen wieder ansteigt, was derzeit nicht der Fall sei.

Beim Flughafen Zürich heisst es auf Anfrage, dass der Flughafen solche Geräte bereits getestet habe. «Es gibt Bestrebungen, dass wir sogenannte Self-Service-Baggage-Drop-Schalter anschaffen», sagt Sprecherin Raffaela Stelzer zu 20 Minuten. Derzeit könnten Passagiere den Koffer-Tag zu Hause oder an einer Maschine ausdrucken und das Gepäck am Schalter abgeben. Immerhin hat der Flughafen alle Schalter mit Plexiglasschutzscheiben ausgestattet.

Grenzöffnung

Mehr Flüge

Mit den Grenzöffnungen ab Juni wird ein erster Anstieg des Luftverkehrs und des Passagiervolumens erwartet. Am Flughafen Zürich planen Fluggesellschaften wie die Swiss und Edelweiss, ihr Angebot in den nächsten Wochen wieder deutlich auszubauen. Sie werden ab Zürich und Genf über 350 Flüge an rund 70 europäische Ziele anbieten. Darunter befinden sich verschiedene Ziele im Mittelmeergebiet (etwa Barcelona, Madrid, Florenz und Rom), in Skandinavien (etwa Göteborg und Kopenhagen) und europäische Zentren wie Paris oder Ferienziele wie die griechischen Inseln, Türkei und Zypern. Bestehende Verbindungen wie beispielsweise Amsterdam, Athen, Berlin, Lissabon und London werden ausgebaut. Im Langstreckenbereich werden im Juni auch wieder Passagierflüge nach New York, Chicago, Singapur, Bangkok, Tokio, Hongkong und Johannesburg sowie auch Mauritius, Cancún oder Punta Cana angeboten. Auch ausländische Fluggesellschaften haben angekündigt, Zürich wieder vermehrt anzufliegen.

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