«Mütter brauchen auch mal eine Ablenkung»

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Eltern und Handy«Mütter brauchen auch mal eine Ablenkung»

Dass Kinder darunter leiden, wenn ihre Eltern dauernd am Smartphone sind, erstaunt die Leser von 20 Minuten nicht. Handy statt Erziehung - das finden viele bedenklich.

von
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«Immer öfter ersetzt das Tablet den Babysitter», schreibt Leser «R.Esignation». Bild: Colourbox

«Immer öfter ersetzt das Tablet den Babysitter», schreibt Leser «R.Esignation». Bild: Colourbox

Frustration, Aggression, Depression: Jedes dritte Kind leidet darunter, dass sich seine Eltern manchmal lieber mit dem Smartphone als mit ihnen beschäftigen. Die geistige Entwicklung des Kindes ist dadurch gefährdet, sein seelisches Wohlbefinden ebenso. Dieses Ergebnis einer Studie aus Schweden, bestätigt von Schweizer Medien- und Kinderfachleuten, bewegt die Leserinnen und Leser von 20 Minuten. Weit über 200 Kommentare sind bislang zu dem Thema eingegangen. Die meisten Leser reagieren mit Unverständnis auf dieses Verhalten von Eltern.

Das Smartphone als Babysitter

Leser J. Meyer findet, Eltern am Smartphone würden sich zu «Sklaven der eigenen digitalen Welt degradieren», in der das soziale Umfeld ein digitales Netzwerk sei und persönliche Kontakte schon fast befremdend wirken müssten. «Schon seit Langem stellte ich fest, dass bei jeder sich bietenden Gelegenheit das Handy zum Einsatz gelangt - beim Einkauf, an der Kasse, auf dem Spielplatz, unterwegs mit den Kindern. Ja, sogar ein Tablet wird zum Babysitter.»

Auch Leser «R. Esignation» sind zahlreiche Fälle bekannt, in denen die Eltern die Erziehung dem Fernseher und dem Handy überlassen. «Die Kinder sitzen konstant vor dem Flimmerkasten oder spielen irgendwelchen Müll auf dem Handy. Was noch trauriger ist: Die Eltern machen's genauso!» Darum wartet «R. Esignation» mit einem Tipp an die Eltern auf: «Spielt bitte wieder mit den Kindern, singt Lieder mit ihnen, lest ihnen etwas vor, malt oder bastelt etwas Schönes!» Ähnlich sieht es Leser «Schwupps»: «So kommt es heraus, wenn man immer und überall erreichbar sein will! Meine Handynummer kennen nur meine Familie und die Schulen meiner Kinder, ansonsten bin ich zuhause am Festnetztelefon erreichbar.»

Ist wirklich nur das Smartphone schuld?

Trotz aller Bedenken über die «armseligen und unreifen Mütter» (Leserin Elvira Zogg) anerkennen Leser wie «Pit Longcorner», dass Eltern am Handy eine unumstössliche Realität sind: «Es handelt sich dabei um eine unaufhaltbare Entwicklung. Irgendwann hat sich unsere Gesellschaft für diesen Weg entschieden.» Und Leserin «Hebamme» ergänzt: «Es beginnt bei manchen Eltern schon mit der Geburt. Kaum ist das Neugeborene da, werden SMS in alle Welt verschickt.»

Eine gesellschaftspolitische Sicht auf das Thema nimmt Leserin Sarah Matthis ein: «Ist wirklich nur das Smartphone schuld? Oder sind viele Mütter und Väter mit Haushalt, Arbeit und Kindern nicht einfach nur noch überfordert?», fragt sie und fährt fort: «Vielleicht lässt sich die Berufstätigkeit beider Eltern doch nicht so gut wie angenommen mit Kleinkindern vereinbaren? Kinder brauchen viel Zeit und auch Nerven. Ich verstehe die Eltern, im ganzen Stress brauchen sie auch mal eine Ablenkung.»

Sich selbst an der Nase nehmen

Auch Mütter müssen geschützt werden, meint eine Leserin, die sich «Mutter» nennt: «Wenn ein gelegentlicher Blick aufs Handy hilft, dass die Mutter nicht depressiv wird und sich nicht allein fühlt, dann hat die ganze Familie etwas davon. Denn die Frau hat für Kinder viel aufgegeben und hat vor allem während der ersten Jahre kaum Luft zum Atmen. Gönnt ihr doch diese kleine Freude.» Und Leser «Diego» schliesslich ist die Aufrichtigkeit in Person: «Ich muss mich selber an der Nase nehmen. Denn ich bin sehr häufig am Natel. Das muss sich ändern.»

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