Spargeln aus Peru – «Muss Gemüse von so weither in die Schweiz importiert werden?»

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Spargeln aus Peru«Muss Gemüse von so weither in die Schweiz importiert werden?»

In den Supermärkten gibts zurzeit Spargeln aus Mexiko und Peru. Detailhändler schieben laut Greenpeace die Klima-Verantwortung auf die Kundschaft ab. Es brauche darum politische Regulierungen.

News-Scout D. nervt sich über Spargeln aus Südamerika.
So stammen etwa grüne Spargeln bei Coop aus Mexiko und weisse Spargeln aus Peru. 
«Muss Gemüse von so weither in die Schweiz importiert werden?», fragt sich D.
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News-Scout D. nervt sich über Spargeln aus Südamerika.

20min/News-Scout

Darum gehts

Ab Ende April bis Mitte Juni ist Erntezeit für Spargeln in der Schweiz. Trotzdem verkaufen die hiesigen Händler das Gemüse jetzt schon. So stammen etwa grüne Spargeln bei Coop aus Mexiko und weisse Spargeln aus Peru. News-Scout D. nervt das: «Muss Gemüse von so weither in die Schweiz importiert werden?»

Man richte das Sortiment nach den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden, heisst es auf Anfrage bei Coop. Darum werden Spargeln jetzt verkauft. Online und in der Coop-Zeitung biete man aber einen Saisonkalender an. Dort kann sich die Kundschaft selbstständig darüber informieren, was für Gemüse wann Saison hat.

Bei der Migros klingt es ähnlich: Sobald Ware aus Europa verfügbar sei, werde diese angeboten. «Den Entscheid, ob unsere Kundinnen und Kunden die Spargeln aus Peru kaufen möchten, überlassen wir ihnen», erklärt eine Sprecherin. Saisonale Produkte platziere die Migros immer gross am Eingang.

Detailhändler schieben Verantwortung ab

Detailhändler schieben die Verantwortung zu stark auf die Konsumenten, heisst es vonseiten Greenpeace: «Sie haben in der Schweiz grosse Marktmacht und steuern mit ihrem Angebot und der Werbung auch die Nachfrage», sagt Alexandra Gavilano, Projektleiterin Ernährungssystem und Landwirtschaft.

Praktisch immer habe die Kundschaft nicht alle Informationen. Dieses Unwissen liege auch in der Verantwortung der Händler: «Am besten wäre, wenn die Produkte nur noch in der Saison angeboten werden, und nicht etwa ein Online-Tool für mehr Informationen als Lösung angepriesen wird», so Gavilano.

Politische Regulierung ist nötig

Dass importierte Produkte immer erhältlich sind, sei zur Normalität geworden und das ist ein Problem: «Für die Detailhändler steht die Gewinnmaximierung im Zentrum und nicht der Klimaschutz, die Ökologie oder die soziale Gerechtigkeit», so Gavilano. Darum brauche es politische Regulierungen.

So müssten etwa die Standards für Esswaren angepasst werden, um die Detailhändler in die Verantwortung zu bringen. Denn Supermärkte nehmen Gemüse und Früchte nicht ins Sortiment auf, wenn diese nicht den vorgegebenen Normen entsprechen oder die Bedürfnisse sich vom Detailhändler kurzfristig ändern. «Diese Ware landet dann meist im Abfall oder in der Biogasanlage und wird als grüne Energie angepriesen.»

Es braucht einfache Klimalabels

Auch Jeanine Ammann, Nachhaltigkeitsforscherin bei Agroscope, dem Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung, spricht sich für politische Massnahmen aus. «Zudem braucht es einfach zugängliche Informationen wie Klimalabels auf den Produkten.»

So könne die Kundschaft auf einen Blick erfassen, wie klimafreundlich ein Produkt ist. Das sei aktuell fast unmöglich. Denn nur, weil Spargeln aus Peru stammen, sind sie nicht unbedingt klimaschädlicher. «Viel wichtiger als der Transportweg ist nämlich die Saisonalität», so Ammann.

Werden im Winter in Spanien etwa Erdbeeren angebaut, stammen diese gezwungenermassen aus einem beheizten Gewächshaus. Das braucht viel Energie und das ist sehr schlecht fürs Klima. Ohne die genaue Produktionsmethode ist für Konsumenten also nicht klar, wie umweltschädlich ein Produkt wirklich ist.

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