Nachhaltigkeit: Mutige Naturwissenschaftler gesucht

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NachhaltigkeitMutige Naturwissenschaftler gesucht

Martina Weiss lehrt am Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, wie man zum Nachhaltigkeitsexperten wird – und macht den inneren Drive als Hauptfaktor aus.

Adrian Schräder
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Adrian Schräder
An der ZHAW in Wädenswil können sich Naturwissenschaftler zu Nachhaltigkeitsspezialisten ausbilden lassen.
Studienleiterin Martina Weiss forscht unter anderem zum Thema ökologische Stauseen und sieht überall Verbesserungspotential.
In Wädenswil wird zum Thema Nachhaltigkeit geforscht – mit Hilfe von Solarenergie.
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An der ZHAW in Wädenswil können sich Naturwissenschaftler zu Nachhaltigkeitsspezialisten ausbilden lassen.

ZHAW, Frank Brüderli

Darum gehts

  • An der ZHAW in Wädenswil kann man lernen, nachhaltig zu denken und handeln.

  • Das Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen bietet einen Masterstudiengang an.

  • Die wichtigste Voraussetzung für das Studium ist intrinsische Motivation.

  • Riesiges Potenzial sieht Studienleiterin Martina Weiss im Bereich der Landwirtschaft.

Martina Weiss, was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?

Es ist eine Art Lebensmotto – genau wie für unsere Studierenden und die anderen Mitarbeitenden am Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen. Jeder und jede hat eine Idee, eine Leidenschaft für einen Bereich, den er oder sie umgestalten möchte.

Welche Dimensionen hat der Begriff für Sie?

Es geht darum, unsere Ressourcen zu schützen und zu erhalten, soziale Gerechtigkeit und Fairness zu fördern und wirtschaftliche Aktivitäten im Einklang mit diesen Zielen zu betreiben. Aus meiner Sicht ist die grösste Herausforderung, dass wir als Gesellschaft alle drei Dimensionen im Auge behalten. Nur so wird es gelingen, das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung tatsächlich zu erreichen.

Wo lernt man Nachhaltigkeit?

Nachhaltig zu denken, lernt man sicher am besten an einer Bildungseinrichtung wie unserem Institut, das diese Themen mitgestaltet. Unsere Studierende lernen, wo Gesellschaft und Forschung in der Landwirtschaft, Energie, Mobilität oder Naturschutz stehen, was bereits unternommen wird und wohin es gehen kann. Natürlich kann man sich heutzutage auch im Selbststudium, online oder in entsprechenden Netzwerken schon viel aneignen.

Was muss ich mitbringen, damit ich an der ZHAW den Master of Science in Umwelt und Natürliche Ressourcen erwerben kann?

In erster Linie eine intrinsische Motivation, eine Veränderung in Richtung zukunftsfähiger Gesellschaft zu bewirken. Ein Thema, das Sie begeistert, das Sie antreibt. Und dann natürlich einen Bachelor-Abschluss und Sprachkompetenzen in Deutsch und Englisch.

Nach abgeschlossenem Studium hat man einen Master – und was gelernt?

Man ist beispielsweise Expert:in für regenerative Landwirtschaftssysteme, für Fotovoltaik, für Kreislaufsysteme – die Möglichkeiten sind zahlreich.

Wie gross ist das Interesse am Studiengang?

Gross! Wir haben auch viele Personen, die einen fachfremden Hintergrund mitbringen, die zum Beispiel aus der Politik- oder Sozialwissenschaft kommen und ihren eigenen Fachbereich nachhaltiger, grüner gestalten möchten. Das können sie bei uns. Wir legen grossen Wert auf die Individualisierung des Studiums und die Möglichkeit, sich genau in dem Themenfeld zu spezialisieren, für das man sich begeistert.

Wie gelingt uns der Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft?

Der Wandel erfordert eine breite Beteiligung und eine Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Dazu gehören Veränderungen in der Politik, der Wirtschaft, in Bildung und Kultur sowie in unseren persönlichen Lebensstilen und Verhaltensweisen. Es braucht eine langfristige Perspektive und die Bereitschaft, in nachhaltige Lösungen zu investieren. Diese Prozesse finden leider nicht von heute auf morgen statt. Die Umgestaltung ist eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit.

Für welches Thema brennen Sie derzeit am meisten?

Im Zusammenhang mit der Energiewende gibt es viele, spannende Themen mit Potenzial – nicht nur die Umstellung auf erneuerbare Quellen. Wir schauen da aus verschiedensten Blickwinkeln genauer hin. Zum Beispiel: Was passiert mit der Flora, wenn wir Solarpaneelen in den Rebbergen anbringen? Unter welchen Kriterien sind neue Stauseen ökologisch vertretbar? Wie können wir Produktionskreisläufe neu denken? In einem aktuellen Forschungsprojekt mit einem Nahrungsmittelhersteller prüfen wir nicht nur die Umstellung auf erneuerbare Energieträger in der Produktion, sondern die gesamte Wertschöpfungskette. 

Wo sind die spannendsten Jobs in diesem Bereich?

Da gibt es tatsächlich viele – je nach persönlicher Motivation. Im Bereich der Mode gibt es ein grosses Potenzial für sozial verträgliche, gerechte Produktion. Im Bereich Technik ermöglicht die Kombination von Ökologie und Ingenieurwesen vielfältige, naturverträgliche Lösungen. Und im Bereich Ernährung steckt die nachhaltige Agro-Food-Branche noch in den Kinderschuhen. Es lässt sich überall was machen, wir haben es in der Hand.

Wo steht die Schweiz eigentlich in Bezug auf Nachhaltigkeitslehrgänge? 

Die Schweiz ist bekannt für ihre starken Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsinitiativen. Es gibt schon viele Weiterbildungsangebote und es kommen laufend neue dazu: Masterstudiengänge, CAS und Kurse für Berufspraktiker:innen, aber auch Netzwerke und Communitys, die mit Lehrgängen und Tagungen das Thema in den Mittelpunkt stellen. Wenn wir es nicht hinkriegen, wer dann? Jene Menschen zu begleiten, die den Wandel vorantreiben wollen, stimmt mich hoffnungsvoll.

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